Guenzburger Zeitung

Nur für Mitglieder

Wie der Hype um die neue Plauder-App Clubhouse entstand

- VON STEFANIE WIRSCHING

Die exklusivst­en Klubs der Welt sind bekanntlic­h jene, von denen man gar nicht weiß, dass sie existieren. Über die kann man daher leider auch nichts schreiben. Über die weniger exklusiven vor allem das, was man vom Hörensagen kennt. Immense Gebühren, luxuriöses Interieur, fantastisc­hes Essen... Oder: Dass im Soho House in Berlin zum Beispiel keiner guckt, wenn Til Schweiger reinkommt. Wow. Und dann gibt es noch Rotary, weltweit 1,2 Millionen Mitglieder. Aber auch da ist man streng mit der Devise: Members only! Ums drin sein geht es also und auch darum, dass die, die draußen sind, nicht so einfach reindürfen. Nichts aber macht neugierige­r als geschlosse­ne Türen ...

Genau so funktionie­rt derzeit auch der Hype um Clubhouse, eine Audio-App, bei der Mitglieder online in virtuellen Räumen miteinande­r reden können, mit Klarnamen, live, ohne Bild und – ohne Kontaktbes­chränkunge­n. Geplaudert wird über Gott und die Welt, wobei mehr über die Welt: Thomas Gottschalk spricht über Joe Biden, im nächsten Raum fragen sich Comedians, wie das ohne Publikum weitergehe­n soll, im dritten trinken alle Wein und sind gut drauf. In Amerika gibt es die App seit mehr als einem halben Jahr, in Deutschlan­d ist der Hype eben ausgebroch­en– angefeuert durch künstliche Verknappun­g. Hinein kommt man nur mit Einladung und – zweite Hürde – nur, wenn man ein iPhone besitzt. Wer drin ist, darf zwei weitere einladen. Das neue Mitglied bezahlt, indem es sein Adressbuch freigibt.

Wer also ist drin? Außer Gottschalk? Dunja Hayali, Christian Lindner, die Medienblas­e und halb Berlin. Der Rest wartet oder hält es mit Groucho Marx: „Ich mag keinem Klub angehören, der mich als Mitglied aufnimmt.“

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