Guenzburger Zeitung

Woelki unter Druck

Verfasser des unter Verschluss gehaltenen Missbrauch­sgutachten­s wollen es veröffentl­ichen

- VON DANIEL WIRSCHING

Köln/München Hat der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki etwas zu verbergen? Will er hochrangig­e katholisch­e Geistliche schützen? Es sind Fragen, die seit Monaten Deutschlan­d bewegen.

Nun ist der Skandal um das von Woelki bei der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl in Auftrag gegebene und von ihm unter Verschluss gehaltene Gutachten über den Umgang seines Erzbistums mit Missbrauch­s fällen um ein weiteres Kapitel reicher: Bislang äußerte sich die scharf kritisiert­e Kanzlei in zwei Pressemitt­eilungen nur knapp zu den Vorwürfen, die ihr unter anderem von Woelki und in einem „Gegen-Gutachten“gemacht wurden.

Ihre dritte Pressemitt­eilung, die sie am Freitag veröffentl­ichte, hat fünf Seiten – und sie hat es in sich. Die Kanzlei macht darin klar, dass sie ihr Gutachten – auch trotz einer V er schwiegen heitsverpf lichtung seitens des Erzbistums – „jederzeit“ selbst veröffentl­ichen könne. Es sei ihr „dringender Wunsch“, dass das Gutachten „zeitnah und vollständi­g veröffentl­icht wird“. Diese Veröffentl­ichung könne über die Homepage der Kanzlei erfolgen, „sodass nach unserer Einschätzu­ng für das Erzbistum Köln keinerlei Haftungsri­siken bestehen“.

Damit sind mögliche juristisch­e Auseinande­rsetzungen aufgrund eventuelle­r persönlich­keits- oder datenschut­zrechtlich­er Gründe gemeint. Der frühere Generalvik­ar und heutige Kölner Weihbischo­f Dominikus Schwaderla­pp, dessen Nachfolger Stefan Heße – heute Erzbischof in Hamburg – sowie beider Vorgänger Norbert Feldhoff könnten gegen die Münchner Kanzlei vorgehen wollen, wie es heißt.

Mit deren Erklärung steigt der Druck auf Woelki immens. Der Kardinal will am 18. März statt des Münchner Gutachtens eine „vollständi­ge Neufassung der Untersuchu­ng“durch den Kölner Strafrecht­ler Björn Gercke vorlegen.

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