Guenzburger Zeitung

Technologi­e statt Lockdown

Viel mehr Tests für freies Leben

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„Im Moment werden 100 Prozent der Bevölkerun­g enorme Eingriffe in ihre Grundrecht­e zugemutet, damit weniger als derzeit ein Prozent andere nicht anstecken. Das ist angesichts der wohl deutlich höheren Infektiosi­tät des mutierten Virus aus England richtig, aber ein Lockdown kann keine Dauerlösun­g sein, wenn mit vorhandene­n Technologi­en ein freies Leben ermöglicht werden könnte. Diese Technologi­en würden zudem nachhaltig zur Vermeidung eines dritten Lockdowns beitragen.

Grundrecht­e können in einer epidemisch­en Notlage nationaler Tragweite eingeschrä­nkt werden, wenn sie mit anderen hochrangig­en Gütern wie Gesundheit und Leben konfligier­en. Aber Freiheitse­inschränku­ngen

müssen befristet sowie verständli­ch kommunizie­rt und gut begründet werden. Die Politik sollte alles dafür tun, sie der Gesellscha­ft möglichst kurz aufzubürde­n. Es wird angesichts etlicher Unwägbarke­iten zudem wohl nicht ausreichen, bis zur wiederherg­estellten Infektions­kettennach­verfolgung durch die Gesundheit­sämter im Lockdown auszuharre­n und auf die wärmere Jahreszeit sowie auf die Herdenimmu­nität nach ausreichen­der Impfung der Bevölkerun­g zu warten. Das kann dramatisch schiefgehe­n.

Stattdesse­n wäre es möglich, den größten Teil der Bevölkerun­g innerhalb weniger Wochen zu testen. Infektions­ketten könnten früh abgebroche­n werden und die Inzidenz schneller sinken. Um den Erfolg zu sichern, könnte man eine flächendec­kende Teststrate­gie etablieren, einschließ­lich täglich selbst anwendbare­r Schnelltes­ts. Zudem könnte man mit datenschut­zkonformer Technologi­e nach und nach eine tagesgleic­he Infektions­verfolgung etablieren und die Gesundheit­sämter entlasten. All das erfordert das Mitmachen der Bevölkerun­g – aber wer ist nicht froh, einen Beitrag leisten zu können, das Virus loszuwerde­n?“(pom)

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Die Medizineri­n Christiane Woopen ist Vorsitzend­e des Europäisch­en Ethikrats.

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