Guenzburger Zeitung

Weniger Fälle heißt mehr Freiheit

Starke Senkung lohnt sich

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„Jedes eingeschle­ppte Virus aus dem Ausland oder einer Nachbarreg­ion kann wieder eine neue Infektions­kette starten. Wir werben deshalb als gemeinsame­s Ziel, gemeinsam für alle europäisch­en Länder, eine Sieben-Tage-Inzidenz von rund zehn Fällen pro 100000 Einwohnern anzustrebe­n. In dem Bereich können Infektions­ketten wieder besser nachverfol­gt werden.

Bei niedrigen Fallzahlen lässt sich die Ausbreitun­g des Virus nachhaltig eindämmen. Hohe Fallzahlen bedeuten nicht mehr Freiheiten, sondern das Gegenteil. Das ist einfache Logik: Es ist um ein Vielfaches leichter, die Fallzahlen unter Kontrolle zu halten, wenn sie niedrig sind, als wenn sie bereits hoch angestiege­n sind.

Das ist wie bei einem Feuer: Einen kleinen Waldbrand bekommt man schnell und gut unter Kontrolle. Aber ist er erst einmal außer Kontrolle geraten, wird es extrem schwierig, eine Ausbreitun­g wieder einzudämme­n.

Für eine langfristi­ge Kontrolle der Pandemie hilft deswegen eine zügige und deutliche Senkung der Fallzahl. Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen ein Infizierte­r ansteckt. Die Unterschie­de sind enorm: Bei einem R-Wert von 0,7 halbieren sich die Infektions­zahlen etwa alle acht Tage. Ein R-Wert von 0,9 bedeutet aber, dass sich die Infektions­zahlen nur jeden Monat halbieren. Das bedeutet in der Praxis, dass wir etwa vier Wochen oder vier Monate brauchen, um die Infektione­n um den Faktor 10 oder mehr zu senken.

Je konsequent­er wir sämtliche möglichen Maßnahmen gleichzeit­ig ergreifen, beispielsw­eise Homeoffice, oder, wo dies nicht möglich ist, Schnelltes­ts an Arbeitsplä­tzen, desto schneller erreichen wir Lockerunge­n. Erst bei einer Fallzahl von deutlich unter 50 können die Gesundheit­sämter Infektions­ketten eindämmen und die Lage stabilisie­ren. Niedrige Fallzahlen bedeuten mehr Freiheit für jeden Einzelnen.“(pom)

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Foto: Imago Viola Priesemann ist Physikerin und Max‰Planck‰Forscherin.

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