Handballer gelangen an ihre Grenzen
Nach der Niederlage gegen Spanien gehen die Chancen auf ein Weiterkommen gegen null. Eine Stütze der deutschen Mannschaft präsentiert sich unerwartet schwach
BUNDESLIGA, MÄNNER V. FREITAG
Kairo Für Alfred Gislason war die Abwesenheit von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek in den vergangenen Wochen nie ein Thema – wenn es nicht gerade von Torwart Andreas Wolff zu einem gemacht wurde. Der Trainer der deutschen Handball-Nationalmannschaf wollte immer nur über die Spieler sprechen, die ihm zur Verfügung stehen. Und nicht über die Profis, die auf die WM verzichten. Nach der 28:32-Niederlage im Hauptrundenspiel gegen Spanien dachte aber auch er kurz daran, was denn mit dem Defensiv-Duo aus Kiel bei diesem Turnier möglich gewesen wäre. „Mit ein bisschen Routine, bisschen Glück und vielleicht dem einen oder anderen Abwehrspieler mehr bin
ziemlich sicher, dass wir eventuell ohne Punktverlust hier stehen würden“, mutmaßte der Isländer. Nun aber stehen die Deutschen vor dem Aus, weil sie auch schon gegen Ungarn verloren haben. Selbst Siege über Brasilien am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) und Polen am Montag könnten zu wenig für den anvisierten Einzug in die K.-o-Runde sein.
„Es ist hart, damit umzugehen, weil man realisiert hat, dass die Chance auf das Weiterkommen gegen null geht“, sagte Kreisläufer Johannes Golla am Tag nach der Niederlage. DHB-Sportvorstand Axel Kromer bemühte sich derweil, keine Debatte über unerfüllte Ambitionen aufkommen zu lassen: „Wenn alle ihre Aufgaben erfüllen, muss man sich nicht schämen, wenn das Ziel Viertelfinale vielleicht nicht erreicht wird.“Bundestrainer Gislason dürfte ein Aus in der Hauptrunde eher keine nachhaltigen Sorgen bereiten. Er ahnte ja von Beginn an, wie waghalsig das WM-Unternehmen nach der Absagenflut sein würde. Und nun weiß der 61-Jährige, dass zwar ein „bisschen Routine, ein bisschen Glück und der eine oder andere Abwehrspieler“fehlten, die zwei Niederlagen aber eben nicht nur mit Unerfahrenheit zu erklären sind. Es gibt auch ein grundsätzliches Qualitätsproblem, denn einige Spieler sind an Grenzen gestoßen. Sebastian Firnhaber ist im Innenich block der Ersatz vom Ersatz, seine Probleme ohne Findungsphase kommen nicht unerwartet. Die von Torwart Andreas Wolff hingegen schon. Er ist bislang die große WMÜberraschung. Allerdings anders als gedacht. Nämlich in negativer Hinsicht, was den Keeper frustriert: „Mich ärgert das kolossal.“Er selbst hält es gar für denkbar, gegen Brasilien nur auf der Tribüne zu sitzen.
Gislason bemühte sich, die erneut schwache Vorstellung des Mannes mit den vielen großen Worten und den fehlenden großen Taten zu relativieren. Der Bundestrainer sprach die Abwehr an, die zu Beginn dem EM-Helden von 2016 nicht wie erhofft geholfen habe. Ihre beste Phase hatte die DHB-Auswahl aber, als Johannes Bitter zwischen den Pfosten stand.