Guenzburger Zeitung

Handballer gelangen an ihre Grenzen

Nach der Niederlage gegen Spanien gehen die Chancen auf ein Weiterkomm­en gegen null. Eine Stütze der deutschen Mannschaft präsentier­t sich unerwartet schwach

- BG Göttingen – SC Rasta Vechta 90:102 VON MARC STEVERMÜER

BUNDESLIGA, MÄNNER V. FREITAG

Kairo Für Alfred Gislason war die Abwesenhei­t von Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek in den vergangene­n Wochen nie ein Thema – wenn es nicht gerade von Torwart Andreas Wolff zu einem gemacht wurde. Der Trainer der deutschen Handball-Nationalma­nnschaf wollte immer nur über die Spieler sprechen, die ihm zur Verfügung stehen. Und nicht über die Profis, die auf die WM verzichten. Nach der 28:32-Niederlage im Hauptrunde­nspiel gegen Spanien dachte aber auch er kurz daran, was denn mit dem Defensiv-Duo aus Kiel bei diesem Turnier möglich gewesen wäre. „Mit ein bisschen Routine, bisschen Glück und vielleicht dem einen oder anderen Abwehrspie­ler mehr bin

ziemlich sicher, dass wir eventuell ohne Punktverlu­st hier stehen würden“, mutmaßte der Isländer. Nun aber stehen die Deutschen vor dem Aus, weil sie auch schon gegen Ungarn verloren haben. Selbst Siege über Brasilien am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) und Polen am Montag könnten zu wenig für den anvisierte­n Einzug in die K.-o-Runde sein.

„Es ist hart, damit umzugehen, weil man realisiert hat, dass die Chance auf das Weiterkomm­en gegen null geht“, sagte Kreisläufe­r Johannes Golla am Tag nach der Niederlage. DHB-Sportvorst­and Axel Kromer bemühte sich derweil, keine Debatte über unerfüllte Ambitionen aufkommen zu lassen: „Wenn alle ihre Aufgaben erfüllen, muss man sich nicht schämen, wenn das Ziel Viertelfin­ale vielleicht nicht erreicht wird.“Bundestrai­ner Gislason dürfte ein Aus in der Hauptrunde eher keine nachhaltig­en Sorgen bereiten. Er ahnte ja von Beginn an, wie waghalsig das WM-Unternehme­n nach der Absagenflu­t sein würde. Und nun weiß der 61-Jährige, dass zwar ein „bisschen Routine, ein bisschen Glück und der eine oder andere Abwehrspie­ler“fehlten, die zwei Niederlage­n aber eben nicht nur mit Unerfahren­heit zu erklären sind. Es gibt auch ein grundsätzl­iches Qualitätsp­roblem, denn einige Spieler sind an Grenzen gestoßen. Sebastian Firnhaber ist im Innenich block der Ersatz vom Ersatz, seine Probleme ohne Findungsph­ase kommen nicht unerwartet. Die von Torwart Andreas Wolff hingegen schon. Er ist bislang die große WMÜberrasc­hung. Allerdings anders als gedacht. Nämlich in negativer Hinsicht, was den Keeper frustriert: „Mich ärgert das kolossal.“Er selbst hält es gar für denkbar, gegen Brasilien nur auf der Tribüne zu sitzen.

Gislason bemühte sich, die erneut schwache Vorstellun­g des Mannes mit den vielen großen Worten und den fehlenden großen Taten zu relativier­en. Der Bundestrai­ner sprach die Abwehr an, die zu Beginn dem EM-Helden von 2016 nicht wie erhofft geholfen habe. Ihre beste Phase hatte die DHB-Auswahl aber, als Johannes Bitter zwischen den Pfosten stand.

 ??  ?? Andreas Wolff
Andreas Wolff

Newspapers in German

Newspapers from Germany