Guenzburger Zeitung

MeinKind darf beiFreunde­nDinge tun,die es zu Hause nicht darf

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN‰ALLTAG

Oh, welche Freude im Gesicht des Kindes. Der Nachmittag scheint umwerfend gewesen zu sein, auf Nachfrage erfährt man, warum: Im Wald gewesen, mit den Softguns geschossen! Danach mit der Spielkonso­le diese Verfol‰ gungsjagd, bei der Verbrecher wie auch Poli‰ zisten gerne mal im eigenen Blut liegen blei‰ ben. Super! Im ersten Affekt würde man am liebsten in die Regelkiste zur Abteilung für schwere Fälle greifen: In dieses Haus gehst du nicht mehr! Geht es auch anders?

Eine Situation, die ich nie vergessen werde: Ich möchte meinen Sohn, damals acht Jahre alt, bei seinem Freund abholen, komme ins Wohnzimmer und da sitzt der Vater und spielt Egoshooter, zwar mit Kopfhörer, aber doch auch mit zwei begeistert­en Zuschauern: mein Sohn und sein Freund. Für mich war ab dem Zeitpunkt klar, gerne dürfen die beiden befreundet bleiben, aber gemeinsame Aktionen nur noch bei uns. Diese Eltern fallen als Betreuung für mein Kind aus. Die Alternativ­e wäre: Mit den

Eltern irgendwelc­he Erziehungs­diskussion­en führen, aber damit will ich doch gar nicht erst anfangen. Antonie, Realschull­ehrerin, ein Sohn (18)

Ich bin eine derjenigen Mütter, die Kinder auch bei Regen nach draußen geschickt hat. Bei der es im Haus keinen Computer und keine Konsole gab. Bei der es auch keine Limo gab und bei der man das Essen nicht mit aufs Zimmer genommen hat. Ich hatte ganz klare Regeln. Mir war es deswegen ganz lieb, wenn die Kinder bei uns gespielt haben. Natürlich war mir klar, dass meine Söhne bei Freunden Zeit vor der Konsole oder dem Computer verbracht haben, das habe ich akzeptiert. Aber nicht gefördert. Claudia, Hausfrau, zwei Söhne (13 und 18)

Ich habe meinen Sohn sehr behütet erzogen. In der ersten Klasse wurde er zu einem Freund zum Spielen eingeladen, gespielt wurde dann ein Egoshooter-Spiel – am

Computer. Mein Kind kam total verstört und geschockt nach Hause. „Mama, wir haben geschossen, das Blut hat gespritzt.“Natürlich fand er das spannend, so etwas kannte er ja nicht. Aber als es ihm zu heftig wurde, hat er sich nicht getraut, etwas zu sagen. Er hat danach mindestens eine Woche schlecht geschlafen. Diese Erfahrung hat mir gezeigt: Du kannst deinem Kind keine passende Welt erschaffen, irgendwann wird es mit anderen Realitäten konfrontie­rt und muss lernen, damit umzugehen. Jutta, Hausfrau, zwei Söhne (9 und 18)

» Auch Sie haben eine Er‰ ziehungsfr­age? Schreiben Sie an Familie@augsburger‰ allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Weg‰ ner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorin‰ nen des Buches „Supermüt‰ ter“(www.augsburger‰all‰ gemeine.de/shop)

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