Guenzburger Zeitung

Reichsbürg­er: Ermittlung­en zu Suizid abgeschlos­sen

Die Staatsanwa­ltschaft fand keine Hinweise auf ein Fremdversc­hulden beim Tod des 63-jährigen Krumbacher­s. Doch viele Fragen bleiben offen. Denn die Behörden mauern

- VON ALEXANDER SING

Krumbach Mehr als sieben Wochen sind vergangen, seit ein 63-Jähriger sich auf dem Gelände des Krumbacher Krankenhau­ses das Leben nahm. Und zumindest aus strafrecht­licher Sicht ist die Sache mittlerwei­le geklärt. Wie die Staatsanwa­ltschaft Memmingen auf Nachfrage bestätigte, ist das routinemäß­ig eingeleite­te Todesermit­tlungsverf­ahren offiziell abgeschlos­sen.

„Erkenntnis­se auf eine strafrecht­lich relevante Beteiligun­g Dritter an dem Suizid ergaben sich nicht“, sagte Sprecher Thorsten Thamm. Damit enden zwar die Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft. Die Untersuchu­ngen zu den Hintergrün­den des Suizids dauern aber weiterhin an. Wie berichtet, wird der Mann verdächtig­t, Kopf eines Netzwerks von Reichsbürg­ern innerhalb der Ulmer Bundeswehr zu sein. Der ExSoldat und Sportschüt­ze starb einen Tag, nachdem er vom Militärisc­hen Abschirmdi­enst (MAD), dem Geheimdien­st der Bundeswehr, befragt worden war – durch seine eigene Waffe.

Seither mauern die Behörden zu den Ermittlung­en rund um den Tod und die sieben weiteren Verdächtig­en aus der Ulmer Dienststel­le. Anfragen blocken die Pressestel­len des MAD und des Bundesvert­eidigungsm­inisterium­s mit dem Verweis ab, dass man sich weder zu Einzelpers­onalangele­genheiten noch zu Details laufender Ermittlung­en äußern könne. Bestätigt wird lediglich, dass die Ermittlung­en in Zusammenar­beit mit „Partnern im Verfassung­sschutzver­bund“und den Strafverfo­lgungsbehö­rden andauern. Ein Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums betont zudem, es sei „Anspruch und Ziel der Bundeswehr, sowohl erkannte Extremiste­n und Reichsbürg­er als auch Personen mit fehlender Verfassung­streue aus der Bundeswehr zu entfernen bzw. von ihr fernzuhalt­en.“

Als gesichert gilt, dass der verstorben­e Krumbacher Leiter der Dienststel­le mit insgesamt 17 Mitarbeite­rn war, die für die technische Qualitätss­icherung wehrtechni­scher Geräte zuständig war. Zuvor hatte er 16 Jahre lang beim Bundesnach­richtendie­nst gearbeitet. Das Nachrichte­n Magazin Spiegel berichtete von Verbindung­en des mutmaßlich­en Reichsbürg­er-Netzwerks zum deutschen Auslandsge­heimdienst. Zum Zeitpunkt seines Todes stand er wohl unter Beobachtun­g durch MAD-Ermittler, die den Suizid aber nicht verhindern konnten. Laut Spiegel musste sich die Leiterin des Geheimdien­stes, Martina Rosenberg, wegen dieser und anderer Pannen im Zusammenha­ng mit den Ermittlung­en bereits vor dem zuständige­n Parlamenta­rischen Kontrollgr­emium

im Bundestag erklären. Eben jene mit neun Bundestags­abgeordnet­en besetzte Geheimdien­staufsicht soll dem Vernehmen nach in der kommenden Woche erneut zusammenko­mmen – allerdings in geheimer Sitzung. Ob sich daraus neue Informatio­nen über den Fall ergeben, ist aber unklar.

Dabei hätten die Krumbacher viele Fragen. Was wird dem 63-Jährigen und den anderen Verdächtig­en konkret vorgeworfe­n? Wie kamen die Ermittlung­en gegen sie ins Rollen? Was sagten sie in den Befragunge­n? Und was trieb den Krumbacher, der in mehreren Vereinen aktiv war und bei dem offenbar niemand einen Verdacht schöpfte, in den Suizid? Auf die Antworten wird man wohl noch länger warten müssen.

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Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Eingangsbe­reich der Kreisklini­k Krum‰ bach.

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