Guenzburger Zeitung

Eine Sportart schafft sich ab

- VON ANTON SCHWANKHAR­T as@augsburger‰allgemeine.de

Das altehrwürd­ige Gewichtheb­en hat ein Problem, seit die Menschen das Dopen entdeckt haben. Andere Sportarten haben dieses Problem auch, aber so gut wie nirgendwo ist es ähnlich systemimma­nent. Der Gewichtheb­er möchte sich immer mehr aufladen können. Es zählt das reine Gewicht, ohne Haltungsno­ten. Geben Arme, Beine und Rücken nicht mehr her, greift der Athlet zum chemischen Katalysato­r. So belastet der Radund Winterspor­t mit Ausdauerpr­äparaten war und ist, so verseucht ist das Gewichtheb­en mit Anabolikak­onsum.

Wie das auf Dauer funktionie­rt? Weil dahinter ein ausgefeilt­es System aus Korruption, Lügen und Betrug steht, ausgeheckt und gedeckt vom eigenen Weltverban­d IWF. Und wehe jemand stemmt sich dagegen: Vergangene­s Jahr war die Interims-Präsidenti­n Ursula Papandrea, die nach dem erzwungene­n

Abtritt des mächtigen Verbandsbo­sses Tamás Aján einige Reformen angestoßen hatte, von dessen Verbündete­n abgesetzt worden.

Das Gewichtheb­en rückt gerade deshalb wieder in den Focus, weil Gewichtheb­er noch immer das alte Doper-Manöver des Urinaustau­sches praktizier­en. Das Verfahren ist so unappetitl­ich, wie man es sich vorstellt. Die Ermittlung­en richten sich im aktuellen Fall gegen den kasachisch­en Olympiasie­ger Nischat Rachimow. Dass er bereits einmal für zwei Jahre wegen Dopings gesperrt war, muss niemanden überrasche­n. Mit Fremdurin soll auch der Rumäne Dumitru Captari hantiert haben. Beide sind derzeit suspendier­t. Aber sie werden wieder kommen – mit wessen Urin auch immer.

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Foto: dpa Der Rumäne Dumitru Captari soll mit Fremdurin hantiert haben.
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