Guenzburger Zeitung

Immer wieder Brady

Die Quaterback-Legende schien am Ende. Mit 43 Jahren steht er nun zum zehnten Mal im Superbowl-Finale. Und das mit einem Team, von dem nichts zu erwarten war

- VON SEBASTIAN MOLL Brose Bamberg – Löwen Braunschwe­ig ALBA Berlin – s.Oliver Würzburg

Tampa Wer vor einem Jahr darauf gewettet hat, dass Tom Brady 2021 zum zehnten Mal in seiner Karriere zur Superbowl fährt, der erntete von den Buchmacher­n in Las Vegas bestenfall­s Mitleid. Nichts sprach damals dafür, dass die Quarterbac­klegende es mit 43 Jahren noch einmal nach ganz oben schafft, schon gar nicht mit einem der seinerzeit schlechtes­ten Teams der National Football League.

Brady schien damals abgehalfte­rt, er beendete seine letzte Saison bei den New England Patriots mit einem Fehlpass in der Wild Card Runde. Es war ein unrühmlich­er Abgang jenes Mannes, der die Bostoner sechs Mal zum SuperbowlS­ieg geführt hatte. Sein Wechsel nach Tampa Bay, einer Mannschaft, die es auf gerade einmal sechs, allesamt erfolglose Playoff Spiele gebracht hatte, während Brady ebenso viele Titel einheimste, schien wie ein erster Schritt in die Rente.

Doch all jene, die glaubten, Brady sei nach Florida gezogen, um noch ein wenig Hobby-Sport zu treiben und es sich am Strand gut gehen zu lassen, haben sich gründlich in Brady getäuscht. Während seine alte Truppe mit seinem jahrzehnte­langen Alter Ego, Coach Bill Bellichick, es nicht einmal in die Play-offs schaffte, führte Brady seine neue Mannschaft am vergangene­n Sonntag zum ersten Mal seit 18 Jahren in das große Endspiel.

Der Erfolg der Tampa Bay Buccaneers, daran kann angesichts dieser Tatsachen kein Zweifel bestehen, hängt alleine an Brady. „Ich würde sagen, dass er der wichtigste Grund dafür ist, dass wir hier stehen“, bestätigte Receiver Scotty Miller am Sonntag das Offensicht­liche.

Dafür sprechen alleine die nackten Zahlen. Brady warf in seiner ersten Saison in Tampa 40 Touchdown Pässe und überwand 4633 Yards mit seinen Pässen – beides Rekorde für einen Quarterbac­k bei einer neuen Mannschaft. Doch die Zahlen alleine erzählen bei weitem nicht die ganze Geschichte.

Brady brachte einen Erfolgswil­len in den warmen Süden mit, den man bis dahin dort nicht kannte. Als es wegen der Pandemie in Tampa keine Trainingsm­öglichkeit­en gab, holte er die Spieler in einen öffentlich­en Park in der Stadt um zu üben. Und als das Team mit sieben Verlusten gegenüber fünf Siegen in die

Saison startete, war er es, der sie dazu antrieb, den Glauben nicht zu verlieren.

So schafften die Bucs in den letzten vier Partien der regulären Saison mit brillanten Auftritten die Wende. Ein Trend, der sich in die Playoffs fortsetzte. Am Sonntag lieferten sie dann gegen die hoch favorisier­ten Green Bay Packers mit einem 31-26 Sieg ihr Meisterstü­ck ab, an dessen Ende Packers Quarterbac­k Aaron Rodgers nur noch geschlagen und gebrochen anerkennen konnte, „dass Brady wohl der größte Spieler aller Zeiten ist.“

Dabei spielte Brady gar nicht mal überragend am Sonntag, drei Mal unterliefe­n ihm grobe Schnitzer. Sein wichtigste­r Beitrag war, wie schon die gesamte Saison über, weniger zählbar als Pass-Yards oder Touchdowns. „Er hat uns den Glauben daran gegeben, dass es möglich ist, eine Meistersch­aft zu gewinnen“, benannte sein Trainer Brice

Arians Bradys Wirkung nicht nur auf das Team, sondern auf die gesamte Organisati­on. Es war das gleiche Selbstbewu­sstsein, dass Brady schon Zeit seiner Football-Karriere beseelt. Brady wurde schon als College

„Er hat uns den Glauben daran gegeben, dass es möglich ist, eine Meistersch­aft zu gewinnen.“

Bucaneers‰Coach Brice Arians

Spieler unterschät­zt. Und bei seinem Wechsel zu den Profis wollte ihn zuerst niemand haben. Zu leicht, zu langsam, zu schwach, so lautete vor 20 Jahren, das Urteil über den schlacksig­en Studenten. Doch genau das befeuerte Brady.

Nach seinen sechs Superbowls und vier MVP Auszeichnu­ngen unterschät­zte freilich lange Zeit niemand mehr Brady. Doch in diesem

Jahr war er wieder in derselben Lage, wie zu Beginn seiner Karriere. Er war wieder der Underdog, dem niemand mehr etwas zutraute.

Ganz besonders haben Brady in diesem Jahr allerdings wohl die Behauptung­en provoziert, er sei ohne seinen Mentor Belichick nicht annähernd so viel Wert wie zu den großen Zeiten des Duos. Eine Behauptung, die Brady jetzt schon eindrückli­ch widerlegt hat.

Gewöhnlich würde man sagen, dass Brady nun die Gelegenhei­t hat, sich mit einem weiteren SuperbowlS­ieg gegen die Kansas City Chiefs unsterblic­h zu machen. Doch Brady ist schon lange unsterblic­h und eine Steigerung des Adjektivs gibt es nicht. Eher ist es wohl so, dass Brady immer tiefer in unbekannte Welten großer Sportlerka­rrieren vordringt.

Unmöglich scheint in den Sphären, in denen er nun recht einsam schwebt, nichts mehr.

BUNDESLIGA, MÄNNER

 ?? Foto: Matt Ludtke, dpa ?? Erfolgreic­her Senior: Angeführt von Tom Brady, 43, stehen die Tampa Bay Buccaneers zum ersten Mal nach 18 Jahren wieder im Super‰Bowl‰Finale.
Foto: Matt Ludtke, dpa Erfolgreic­her Senior: Angeführt von Tom Brady, 43, stehen die Tampa Bay Buccaneers zum ersten Mal nach 18 Jahren wieder im Super‰Bowl‰Finale.

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