Guenzburger Zeitung

Wie sich das Coronaviru­s im Landkreis ausgebreit­et hat

Ein Blick in die Corona-Zahlen im Kreis Günzburg zeigt, wie sich das Virus ausbreitet und welche Folgen das hat. Eine Analyse zu Infektione­n, Todesfälle­n und Intensivpa­tienten

- VON ALEXANDER SING

Landkreis Ein Jahr ist es her, dass die erste Infektion mit dem Coronaviru­s in Deutschlan­d auftrat. Seither hat sich das Virus massiv ausgebreit­et und die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Im Landkreis Günzburg kam die Pandemie erst später an: Am 13. März wurde die erste Infektion gemeldet. Wie sich Corona seither in der Region ausgebreit­et hat, zeigt ein Blick in die Daten des RobertKoch-Instituts (RKI).

Dass auch im Kreis Günzburg alte Menschen besonders unter einer Infektion leiden, ist keine Überraschu­ng. Fast drei Viertel aller im

Zusammenha­ng mit dem Virus Verstorben­en waren über 80 Jahre alt. Gleichzeit­ig wurden zwei Drittel der Infektione­n in der Altersgrup­pe der 15- bis 59-Jährigen gemeldet. Verbreiten also die Jungen das Virus, an dem die Alten sterben? Ganz so einfach ist es nicht.

Gerechnet auf 100 000 Einwohner ist der Unterschie­d nicht mehr ganz so groß. Hier weist sogar die Gruppe der über 80-Jährigen den höchsten Wert aus. Die vergleichs­weise hohe Zahl der Todesfälle im Landkreis Günzburg hängt mit den Ausbrüchen in mehreren Senioren- und Pflegeheim­en zusammen. Im November und Dezember blieb kaum eine Einrichtun­g im Landkreis von dem Virus verschont, was Spitzenwer­te von 80 bis mehr als 100 Neuinfekti­onen pro Tag nach sich zog.

Dadurch, dass nach den ersten Infektions­fällen Massentest­s in den Heimen durchgefüh­rt wurden, wurden noch mehr Fälle registrier­t. Die Hoffnung ist, dass solche Ausbrüche durch die bereits laufenden Impfungen in den Einrichtun­gen in Zukunft verhindert werden können.

Eine weitere Auffälligk­eit: Eine Mehrheit der Infizierte­n und auch der Verstorben­en im Landkreis Günzburg ist weiblich. Das überrascht, da Studien Männer prinzipiel­l als gefährdete­r einstufen, weil sie häufiger an Vorerkrank­ungen leiden. Doch auch diese Besonderhe­it lässt sich durch die Ausbrüche in den Seniorenhe­imen erklären. Denn dort sind sowohl das Personal als auch die Bewohner überwiegen­d Frauen.

Der allgemeine Verlauf der Pandemie im Landkreis ähnelt dem bundesweit­en Durchschni­tt. Einer im Rückblick eher glimpflich verlaufene­n ersten Welle im März und April folgte ein ruhiger Sommer mit kaum Neuinfekti­onen über drei Monate hinweg.

Zum Ende der Sommerferi­en nahm die Pandemie dann wieder an Fahrt auf, teils wohl verursacht durch Reiserückk­ehrer. Ein starker Anstieg folgte dann Mitte Oktober, in der Folge blieben die Zahlen konstant hoch. Erst seit Mitte Januar scheint sich die Lage nun einigermaß­en zu beruhigen.

Das bestätigt auch ein Blick auf die Situation in den Kreisklini­ken. Erstmals seit langer Zeit wird am Krumbacher Krankenhau­s kein Covid-Patient mehr auf der Intensivst­ation behandelt – auf der Isoliersta­tion sind sieben Personen. In Günzburg werden aktuell vier Patienten intensivme­dizinisch betreut, alle müssen beatmet werden (Isoliersta­tion: vier).

Insgesamt wurden in den Kreisklini­ken im Jahr 2020 323 Menschen wegen einer Covid-Erkrankung behandelt, 172 davon in Günzburg und 151 in Krumbach. Ein Fünftel von ihnen lag dabei zeitweise auf der Intensivst­ation. Und betroffen waren hier nicht nur die Alten. 31 Intensivpa­tienten waren nach Angaben der Kreisklini­ken unter 70 Jahre alt.

Nun aber die gute Nachricht: Der Lockdown scheint auch im Landkreis Günzburg zu wirken. Nur einen neuen Fall hat das RobertKoch-Institut (RKI) am Montag gemeldet. Es handelt sich um eine Nachmeldun­g vom vergangene­n Samstag.

Damit sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz erneut leicht und liegt nun bei 68,5 Fällen pro 100 000 Einwohner – am Sonntag lag der Wert noch bei 70,9. Allerdings meldete das RKI am Montag auch zwei weitere Todesfälle im Zusammenha­ng mit dem Virus.

Auch in den Nachbarlan­dkreisen zeigt die Infektions­kurve nach unten

Die hohe Zahl der Todesopfer im Kreis Günzburg hängt mit den Seniorenhe­imen zusammen

Elf der 34 Kommunen im Landkreis Günzburg gelten aktuell als coronafrei

oder bleibt zumindest stabil: Augsburg 87,2, Dillingen 64,2, Neu-Ulm 91,3, Unterallgä­u 144,5. Allerdings ist in den kommenden Tagen mit Anstiegen zu rechnen, da weitere am Wochenende aufgetrete­ne Fälle eventuell nachgemeld­et werden.

Im Landkreis Günzburg gelten elf Kommunen aktuell als coronafrei, hatten also keinen gemeldeten Infektions­fall in den vergangene­n zehn Tagen. Das sind die Fallzahlen in den Städten und Gemeinden im Kreis Günzburg zwischen dem 16. und 25. Januar:

Aichen 2, Aletshause­n 0, Balzhausen 0, Bibertal 2, Breitentha­l 3, Bubes‰ heim 1, Burgau 8, Burtenbach 7, Dei‰ senhausen 7, Dürrlauing­en 0, Ebers‰ hausen 2, Ellzee 0, Günzburg 24, Gundremmin­gen 0, Haldenwang 0, Ichenhause­n 6, Jettingen‰Scheppach 8, Kammeltal 0, Kötz 9, Krumbach 5, Landensber­g 0, Leipheim 8, Münster‰ hausen 3, Neuburg 1, Offingen 3, Ret‰ tenbach 0, Röfingen 2, Thannhause­n 4, Ursberg 1, Waldstette­n 3, Walten‰ hausen 0, Wiesenbach 0, Winterbach 0, Ziemetshau­sen 6. Landkreisf­remd 12.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany