Wie sich das Coronavirus im Landkreis ausgebreitet hat
Ein Blick in die Corona-Zahlen im Kreis Günzburg zeigt, wie sich das Virus ausbreitet und welche Folgen das hat. Eine Analyse zu Infektionen, Todesfällen und Intensivpatienten
Landkreis Ein Jahr ist es her, dass die erste Infektion mit dem Coronavirus in Deutschland auftrat. Seither hat sich das Virus massiv ausgebreitet und die ganze Welt auf den Kopf gestellt. Im Landkreis Günzburg kam die Pandemie erst später an: Am 13. März wurde die erste Infektion gemeldet. Wie sich Corona seither in der Region ausgebreitet hat, zeigt ein Blick in die Daten des RobertKoch-Instituts (RKI).
Dass auch im Kreis Günzburg alte Menschen besonders unter einer Infektion leiden, ist keine Überraschung. Fast drei Viertel aller im
Zusammenhang mit dem Virus Verstorbenen waren über 80 Jahre alt. Gleichzeitig wurden zwei Drittel der Infektionen in der Altersgruppe der 15- bis 59-Jährigen gemeldet. Verbreiten also die Jungen das Virus, an dem die Alten sterben? Ganz so einfach ist es nicht.
Gerechnet auf 100 000 Einwohner ist der Unterschied nicht mehr ganz so groß. Hier weist sogar die Gruppe der über 80-Jährigen den höchsten Wert aus. Die vergleichsweise hohe Zahl der Todesfälle im Landkreis Günzburg hängt mit den Ausbrüchen in mehreren Senioren- und Pflegeheimen zusammen. Im November und Dezember blieb kaum eine Einrichtung im Landkreis von dem Virus verschont, was Spitzenwerte von 80 bis mehr als 100 Neuinfektionen pro Tag nach sich zog.
Dadurch, dass nach den ersten Infektionsfällen Massentests in den Heimen durchgeführt wurden, wurden noch mehr Fälle registriert. Die Hoffnung ist, dass solche Ausbrüche durch die bereits laufenden Impfungen in den Einrichtungen in Zukunft verhindert werden können.
Eine weitere Auffälligkeit: Eine Mehrheit der Infizierten und auch der Verstorbenen im Landkreis Günzburg ist weiblich. Das überrascht, da Studien Männer prinzipiell als gefährdeter einstufen, weil sie häufiger an Vorerkrankungen leiden. Doch auch diese Besonderheit lässt sich durch die Ausbrüche in den Seniorenheimen erklären. Denn dort sind sowohl das Personal als auch die Bewohner überwiegend Frauen.
Der allgemeine Verlauf der Pandemie im Landkreis ähnelt dem bundesweiten Durchschnitt. Einer im Rückblick eher glimpflich verlaufenen ersten Welle im März und April folgte ein ruhiger Sommer mit kaum Neuinfektionen über drei Monate hinweg.
Zum Ende der Sommerferien nahm die Pandemie dann wieder an Fahrt auf, teils wohl verursacht durch Reiserückkehrer. Ein starker Anstieg folgte dann Mitte Oktober, in der Folge blieben die Zahlen konstant hoch. Erst seit Mitte Januar scheint sich die Lage nun einigermaßen zu beruhigen.
Das bestätigt auch ein Blick auf die Situation in den Kreiskliniken. Erstmals seit langer Zeit wird am Krumbacher Krankenhaus kein Covid-Patient mehr auf der Intensivstation behandelt – auf der Isolierstation sind sieben Personen. In Günzburg werden aktuell vier Patienten intensivmedizinisch betreut, alle müssen beatmet werden (Isolierstation: vier).
Insgesamt wurden in den Kreiskliniken im Jahr 2020 323 Menschen wegen einer Covid-Erkrankung behandelt, 172 davon in Günzburg und 151 in Krumbach. Ein Fünftel von ihnen lag dabei zeitweise auf der Intensivstation. Und betroffen waren hier nicht nur die Alten. 31 Intensivpatienten waren nach Angaben der Kreiskliniken unter 70 Jahre alt.
Nun aber die gute Nachricht: Der Lockdown scheint auch im Landkreis Günzburg zu wirken. Nur einen neuen Fall hat das RobertKoch-Institut (RKI) am Montag gemeldet. Es handelt sich um eine Nachmeldung vom vergangenen Samstag.
Damit sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz erneut leicht und liegt nun bei 68,5 Fällen pro 100 000 Einwohner – am Sonntag lag der Wert noch bei 70,9. Allerdings meldete das RKI am Montag auch zwei weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus.
Auch in den Nachbarlandkreisen zeigt die Infektionskurve nach unten
Die hohe Zahl der Todesopfer im Kreis Günzburg hängt mit den Seniorenheimen zusammen
Elf der 34 Kommunen im Landkreis Günzburg gelten aktuell als coronafrei
oder bleibt zumindest stabil: Augsburg 87,2, Dillingen 64,2, Neu-Ulm 91,3, Unterallgäu 144,5. Allerdings ist in den kommenden Tagen mit Anstiegen zu rechnen, da weitere am Wochenende aufgetretene Fälle eventuell nachgemeldet werden.
Im Landkreis Günzburg gelten elf Kommunen aktuell als coronafrei, hatten also keinen gemeldeten Infektionsfall in den vergangenen zehn Tagen. Das sind die Fallzahlen in den Städten und Gemeinden im Kreis Günzburg zwischen dem 16. und 25. Januar:
Aichen 2, Aletshausen 0, Balzhausen 0, Bibertal 2, Breitenthal 3, Bubes heim 1, Burgau 8, Burtenbach 7, Dei senhausen 7, Dürrlauingen 0, Ebers hausen 2, Ellzee 0, Günzburg 24, Gundremmingen 0, Haldenwang 0, Ichenhausen 6, JettingenScheppach 8, Kammeltal 0, Kötz 9, Krumbach 5, Landensberg 0, Leipheim 8, Münster hausen 3, Neuburg 1, Offingen 3, Ret tenbach 0, Röfingen 2, Thannhausen 4, Ursberg 1, Waldstetten 3, Walten hausen 0, Wiesenbach 0, Winterbach 0, Ziemetshausen 6. Landkreisfremd 12.