Guenzburger Zeitung

Astrazenec­a widerspric­ht Vorwürfen

Freitag wird der Impfstoff zugelassen

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Berlin Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn setzt auf baldige Klarheit über die Einsatzmög­lichkeiten für den Corona-Impfstoff des Hersteller­s Astrazenec­a. Bei der europäisch­en Arzneimitt­elbehörde EMA und der Ständigen Impfkommis­sion am Robert-Koch-Institut (RKI) würden derzeit Daten ausgewerte­t, sagte der CDU-Politiker. Auf Basis der wissenscha­ftlichen Erkenntnis­se solle in der nächsten Woche entschiede­n werden, welche Gruppen, auch welche Altersgrup­pen zuerst damit zu impfen wären. In jeder Altersgrup­pe gebe es Menschen mit Vorerkrank­ungen, die sich Impfungen erhofften. „Wir werden den Impfstoff in jedem Fall (…) natürlich auch gut gebrauchen können.“

Mit einer Entscheidu­ng der EMA über eine Zulassung des Präparats für die EU wird für diesen Freitag gerechnet. Berichte über eine angeblich geringere Wirksamkei­t des Impfstoffs bei über 65-Jährigen wies das Ministeriu­m zurück. Die Berichte könne man nicht bestätigen. Das Handelsbla­tt berichtete, nach Angaben aus Koalitions­kreisen rechne die Bundesregi­erung nur mit einer Wirksamkei­t von acht Prozent bei über 65-Jährigen.

Das Ministeriu­m erklärte dazu, auf den ersten Blick scheine es so, dass Dinge verwechsel­t würden: Rund acht Prozent der Probanden der Astrazenec­a-Wirksamkei­tsstudie seien zwischen 56 und 69 Jahre alt gewesen, nur 3 bis 4 Prozent über 70 Jahre. Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkei­t von nur acht Prozent bei Älteren ableiten. Es sei seit Herbst bekannt, dass in den ersten eingereich­ten Studien von Astrazenec­a weniger Ältere beteiligt gewesen seien als bei Studien anderer Hersteller. Auch der britischsc­hwedische Konzern selbst widersprac­h Darstellun­gen, dass die Wirksamkei­t seines Impfstoffs bei Menschen über 65 Jahren angeblich nur bei acht Prozent liege. Diese Berichte seien komplett falsch.

Für Corona-Impfungen zugelassen sind hierzuland­e bisher zwei Impfstoffe – das Präparat der Hersteller Biontech und Pfizer, für das sich Deutschlan­d bisher mehr als 90 Millionen Dosen gesichert hat, sowie das Präparat des Hersteller­s Moderna mit 50 Millionen gesicherte­n Dosen. Für den Impfstoff von Astrazenec­a hat sich Deutschlan­d rund 56 Millionen Dosen über eine gemeinsame EU-Bestellung gesichert.

Im Streit um knappe CoronaImpf­stoffe ermahnte EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen die Hersteller, vertraglic­he Lieferpfli­chten zu erfüllen. Die EU habe Milliarden in die Entwicklun­g von Impfstoffe­n und den Aufbau von Produktion­skapazität­en investiert. „Jetzt müssen die Firmen liefern“, sagte sie beim Online-Treffen des Weltwirtsc­haftsforum­s. Hintergrun­d ist ein Konflikt der EU mit Astrazenec­a. Die EU hat 400 Millionen Impfdosen bestellt, die Ende der Woche die Marktzulas­sung für Europa erhalten könnte. Doch eröffnete das Unternehme­n der EU vorige Woche, dass zunächst viel weniger Impfstoff geliefert werde als vertraglic­h zugesicher­t.

Am Montag gelang es der EU in Krisengesp­rächen nicht, die Firma zu einer plausiblen Erklärung oder zum Einlenken zu bewegen.

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Foto: dpa Vor allem ältere Menschen hoffen auf den Impfstoff. Doch wirkt das Präparat von Astrazenec­a bei ihnen?

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