Nix gesund im Amt
Die Schnelligkeit unseres Handelns lässt sehr zu wünschen übrig“, hat Kanzlerin Angela Merkel auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos über unsere Corona-Krisenpolitik gesagt. Der Satz taugt nicht nur zur Untertreibung des Jahres, er ist fast dreist. Merkel referiert seltsam unpersönlich über ein Land, dem sie seit fast 16 Jahren vorsteht, also redet sie doch auch über ihre persönliche Bilanz. Wie weit Deutschlands Verwaltung hinterherhinkt, analog wie digital, legt das Virus unerbittlich offen.
Nehmen wir nur die Gesundheitsämter. Wir haben uns daran gewöhnt, am Montag den neuen Corona-Zahlen nicht zu trauen, weil das freie Wochenende wohl in einigen Amtsstuben heilig bleibt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass immer noch nur ein Bruchteil neue Software nutzt und viele weiter mit Zetteln auf Virenjagd gehen.
Wir wollen den Inzidenzwert dringend auf unter 50 senken, damit die Ämter besser nachkommen. Aber müssten nicht die Ämter dringend besser werden? Als die Flüchtlingskrise Schwächen in den zuständigen Amtsstuben aufzeigte, strömten dorthin – zu Recht – Geld und die besten Berater. Warum jetzt nicht?