Guenzburger Zeitung

Nix gesund im Amt

- VON GREGOR PETER SCHMITZ gps@augsburger‰allgemeine.de

Die Schnelligk­eit unseres Handelns lässt sehr zu wünschen übrig“, hat Kanzlerin Angela Merkel auf dem Weltwirtsc­haftsforum in Davos über unsere Corona-Krisenpoli­tik gesagt. Der Satz taugt nicht nur zur Untertreib­ung des Jahres, er ist fast dreist. Merkel referiert seltsam unpersönli­ch über ein Land, dem sie seit fast 16 Jahren vorsteht, also redet sie doch auch über ihre persönlich­e Bilanz. Wie weit Deutschlan­ds Verwaltung hinterherh­inkt, analog wie digital, legt das Virus unerbittli­ch offen.

Nehmen wir nur die Gesundheit­sämter. Wir haben uns daran gewöhnt, am Montag den neuen Corona-Zahlen nicht zu trauen, weil das freie Wochenende wohl in einigen Amtsstuben heilig bleibt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass immer noch nur ein Bruchteil neue Software nutzt und viele weiter mit Zetteln auf Virenjagd gehen.

Wir wollen den Inzidenzwe­rt dringend auf unter 50 senken, damit die Ämter besser nachkommen. Aber müssten nicht die Ämter dringend besser werden? Als die Flüchtling­skrise Schwächen in den zuständige­n Amtsstuben aufzeigte, strömten dorthin – zu Recht – Geld und die besten Berater. Warum jetzt nicht?

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