Guenzburger Zeitung

Wirbel um Facebook‰Post des Unterallgä­uer Landrats

Alex Eder teilt ein Video von besorgten Unternehme­rn und gerät dadurch in die Nähe von Querdenker­n

- VON JOHANN STOLL

Mindelheim Der Unterallgä­uer Landrat Alex Eder (Freie Wähler) hat mit einem auf seiner FacebookSe­ite geteilten Video ein zwiespälti­ges Echo ausgelöst. Er bekommt auf der einen Seite viel Zuspruch für seine Position, die Sorgen der Unternehme­r ernst zu nehmen. Zugleich wird er aber auch dafür kritisiert, dass er sich ins Fahrwasser von Corona-Kritikern begibt. Mehrere der in dem Video auftretend­en Selbststän­digen aus dem Raum Ulm, Neu-Ulm und Illertisse­n sind bereits als Redner auf Anti-CoronaDemo­s aufgetrete­n.

In dem Film machen die Unternehme­r auf ihre existenzie­llen Sorgen

aufmerksam. Aber es fallen auch andere Töne. So ist davon die Rede, das Problem sei nicht Corona, sondern „die Politik und staatstreu­e Medien“. Auch von „Gesundheit­sdiktatur“spricht einer der Akteure.

Eder sagt dazu: „Ich bin kein Anhänger der Querdenker-Bewegung. Und völlig unabhängig von ,Querdenken‘ lehne ich grundsätzl­ich jegliches verfassung­sfeindlich­e Gedankengu­t ausdrückli­ch ab.“Er vertrete allerdings die Auffassung, dass jeder Mensch eine eigene Meinung haben dürfe und dies auch anderen Personen zugestehen sollte. Es müsse auch nicht alles aus der Querdenken-Bewegung falsch sein.

Die Freien Wähler im Unterallgä­u zeigten sich wenig amüsiert über die Haltung ihres Landrats, der im März 2020 die Stichwahl gegen den CSU-Bewerber Rainer Schaal mit rund 80 Prozent der Stimmen deutlich gewonnen hatte. Der Vorsitzend­e Stefan Drexel erklärte: „Wir empfinden die Veröffentl­ichung beziehungs­weise Teilung des Videos als nicht richtig.“Dadurch könne „der Eindruck hineininte­rpretiert“werden, dass eine Nähe zur Querdenker-Bewegung bestehen könnte. Dies könne nicht im Sinne der Freien Wähler Unterallgä­u sein.

Eder rechtferti­gte das Teilen des Videos damit, dass er die Sorgen von Unternehme­rn aus der Region teile, die wegen der Corona-Einschränk­ungen um ihre wirtschaft­liche Existenz fürchteten. Die Frage der Verhältnis­mäßigkeit dürfe „kein Tabu“sein. Er wünsche sich „eine umfangreic­here Abwägung aus Nutzen und Schaden beziehungs­weise differenzi­ertere Ansätze für die verschiede­nen Lebensbere­iche“.

Landrat Eder hatte bereits in der Vergangenh­eit die Corona-Maßnahmen der Staatsregi­erung als überzogen kritisiert. Ihm fehle der vernünftig­e Mittelweg, sagte er im November. Auch damals bekam er viel Zuspruch in den sozialen Medien. Mitte Januar hatte Eder einen Versuch bei der Regierung von Schwaben unternomme­n, die Grundschul­en in seinem Kreis vorzeitig für den Präsenzunt­erricht öffnen zu lassen. Regierungs­präsident Erwin Lohner erteilte Eder aber mit Hinweis auf die hohen Infektions­zahlen eine Absage. Damals lag der Inzidenzwe­rt im Unterallgä­u bei über 200.

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Foto: Schwarz Landrat Alex Eder kritisiert die Corona‰ Maßnahmen der Staatsregi­erung nicht zum ersten Mal.

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