Guenzburger Zeitung

Dänische Mutation: Weitere Verdachtsf­älle

Ein Augsburger Labor und eine Salzburger Firma entdecken bei sechs Proben in Süddeutsch­land die Virus-Variante. Wie zuverlässi­g die Ergebnisse sind und wie die Behörden die Lage einschätze­n

- VON MARIA HEINRICH

Augsburg In Süddeutsch­land sind nach aktuellem Stand sechs Verdachtsf­älle der dänischen Mutation des Coronaviru­s bekannt. Am Dienstagab­end waren es noch zwei, am frühen Mittwochna­chmittag lagen dann bereits vier weitere Meldungen über die Virus-Variante vor. Das bestätigt unserer Redaktion Armin Schwarzbac­h, Geschäftsf­ührer und Laborarzt bei ArminLabs – jenem Augsburger Labor, das in Zusammenar­beit mit einer Salzburger Firma nach eigenen Angaben die ersten Fälle der dänischen Virus-Mutation in Bayern entdeckt hatte. Sie stammen demnach dreimal aus Neu-Ulm, Neustadt an der Aisch sowie Ansbach. Hinzu kommt ein Fall aus Baden-Württember­g. „Ich bin mir sicher, dass wir weitere Fälle finden werden“, sagt Schwarzbac­h im Gespräch mit unserer Redaktion.

Labore in ganz Deutschlan­d sind gerade dabei, die neuen Mutationen des Coronaviru­s zu untersuche­n. Bekannt sind bereits erste Infektione­n mit Varianten aus Großbritan­nien, Südafrika und Brasilien, die wohl nach allem, was Wissenscha­ftler bisher wissen, deutlich ansteckend­er sein könnten als die originäre Variante. Ist in Bayern nun tatsächlic­h eine vierte Form angekommen? Eine Mutante, von der man Ende des Jahres geglaubt hatte, sie mit der Tötung von Millionen von Nerzen in Dänemark ausgerotte­t zu haben? Und wie kam es dazu, dass Armin-Labs diese vermutlich als Erstes entdeckte?

Schwarzbac­h erzählt die Geschichte dazu: In seinem Labor in Augsburg wertet er bereits seit Mai vergangene­n Jahres PCR-Tests – mit denen eine Infektion mit dem Coronaviru­s bestimmt werden kann – aus. Dafür arbeitet er mit der Salzburger Firma Procomcure Biotech zusammen. Das österreich­ische Unternehme­n hat nun nach eigenen Angaben ein PCR-Schnelltes­tverfahren entwickelt, mit dem es in der Lage sein will, Proben, die positiv auf das Virus getestet wurden, auf mehrere Mutationen gleichzeit­ig zu untersuche­n. „Sie haben mich daher gebeten, für dieses Testverfah­ren positive Proben auszuwähle­n und hinzuschic­ken“, erklärt der Laborarzt. „Und dabei haben wir die ersten Fälle der dänischen Mutation entdeckt.“

Üblicherwe­ise werden solche Mutationen mittels einer sogenann

Genom-Sequenzier­ung identifizi­ert. Dabei wird das komplette Erbgut des Erregers bestimmt. Nach Angaben von Procomcure ist dieses Verfahren aufwendig und teuer. „Die Identifizi­erung einer Virus-Variante dauert dabei bis zu einer Woche“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehme­ns. Das Salzburger Verfahren ist anders und soll auch schneller zu einem Ergebnis kommen. Angesichts der zunehmende­n Ausbreitun­g der Mutationen hat das Bundesgesu­ndheitsmin­isterium nun beschlosse­n, künftig bis zu zehn Prozent aller Proben, die positiv auf das Coronaviru­s getestet wurden, sequenzier­en zu lassen.

Nach den vier weiteren Meldungen der dänischen Variante in Süddeutsch­land stellt sich nun die Frage, wie zuverlässi­g das neue PCRTestver­fahren des Salzburger Hersteller­s ist. Armin Schwarzbac­h zumindest steht dahinter. „Ich bin mir sicher, dass es sich um den dänischen Typ handelt. Ich halte es für verlässlic­h. Alles andere wäre unseriös“, sagt er. Anders sieht es im bayerische­n Gesundheit­sministeri­um sowie am Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherte­n heit (LGL) aus. Ein Ministeriu­mssprecher sagt auf Nachfrage: „Für uns bleibt es bei einer Verdachtsl­age. Ein PCR-Test zur Bestimmung einer Mutation ersetzt unserer Ansicht nach keine Genom-Sequenzier­ung.“Demnach kann von offizielle­r Seite aktuell nicht bestätigt werden, dass es sich bei den sechs Fällen tatsächlic­h um die dänische Mutation handelt.

Ähnlich äußert sich eine Sprecherin des LGL: „Eine endgültige Bestätigun­g der Ergebnisse sollte im Verdachtsf­all mittels Sequenzier­ung erfolgen.“Solche Bestätigun­gen der britischen sowie südafrikan­ischen Varianten liegen derzeit aus Erding, Bayreuth, Passau, München sowie aus den Kreisen Landsberg am Lech, Dingolfing und Rosenheim vor. „Informatio­nen über einen gesicherte­n Nachweis der dänischen Variante in Proben aus Bayern liegen uns bislang nicht vor.“

Bei den angesproch­enen Verdachtsf­ällen wird das LGL nun Proben von den betroffene­n Gesundheit­sämtern anfordern und eine Gesamtgeno­m-Sequenzier­ung durchführe­n, „was nach Fachmeinun­g die einzig sinnvolle Maßnahme zur sicheren Bestimmung einer Variante ist“.

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Foto: ZUMA Wire, dpa Eine Mikroskopa­ufnahme zeigt das Coronaviru­s SARS‰CoV‰2. Die Viren können aber auch mutieren und ihre Form verändern.

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