Guenzburger Zeitung

„Am Set sage ich Wolfgang, privat Papa“

Eigentlich war 2014 Schluss mit der Krimireihe um „Stubbe“Wolfgang Stumph. Jetzt gibt es aber ein zweites Special, diesmal wieder mit Tochter Stephanie. Wie sie über ihren Vater denkt

- Interview: Josef Karg

Frau Stumph, Sie schlüpfen nach sechs Jahren Pause im neuen StubbeSpec­ial „Tödliche Hilfe“auch beruflich wieder in die Tochter-Rolle – Samstag um 20.15 Uhr im ZDF. Ein Tag, bevor Ihr Vater Wolfgang Stumph 75 wird. Wer hat da wen um Mitarbeit gebeten?

Stephanie Stumph: Da war nicht viel Überredung­skunst nötig. Ich habe mich über die Möglichkei­t, in einem neuen Stubbe-Film mitspielen zu können, sehr gefreut. Ich möchte sogar sagen, die Figur ein wenig vermisst zu haben. Insofern war es ein Glücksumst­and, den Film drehen zu dürfen.

Wie war es, wieder einmal mit dem eigenen Vater zu spielen?

Stumph: Schön, endlich hatten wir die Möglichkei­t! Und es sieht so aus, als ob das nicht das letzte Mal gewesen sein wird.

Gibt es schon neue Pläne?

Stumph: Ich habe natürlich Wunschgeda­nken, aber wie das in diesen unberechen­baren Zeiten dann umgesetzt werden kann, ist noch mal eine andere Sache.

Ist es ein Akt der Abnabelung, dass Sie Ihren Vater inzwischen nur mehr mit Wolfgang ansprechen?

Stumph: Ich habe meinen Vater am Set, seit ich 14 bin, immer mit Wolfgang angesproch­en. Das mag für manche befremdlic­h sein. Für mich war das aber von Vorteil, weil sich da doch einige über mich lustig gemacht haben, wenn ich Papa gesagt habe. Die haben mich dann immer nachgeäfft. Das ging mir so auf die Nerven, dass ich auf Wolfgang umgestiege­n bin. Zu Hause privat sage ich natürlich schon Papa.

Wie ist das, verpacken Sie bei Dreharbeit­en Kritik an Ihrem Vater besonders sanft oder platzt so etwas eher geraderaus?

Stumph: Ich habe ihm gegenüber nicht so viel Kritik anzubringe­n. Es gibt da ja Gott sei Dank noch immer einen Regisseur, der das alles in der Hand hat. Wenn ich Kritik übe, dann bin ich schon sehr direkt. Aber ich versuche, das auf ein Minimum zu reduzieren.

Gibt es eigentlich immer noch Leute, die Sie nur als die Tochter von Wolfgang Stumph sehen?

Stumph: Für mich spielt das schon lange keine Rolle mehr. Ich bin der Meinung, dass ich die Leute, die so denken wollen, sowieso nicht überzeugen kann. Insofern, was soll ich mich damit beschäftig­en? Ich weiß inzwischen durchaus, was ich mir selbst erarbeitet habe. Ich weiß aber auch, dass ich meinem Vater allein für das Interesse an diesen Dingen, das er mir mitgegeben hat, sehr dankbar bin. Er hat mich für künstBeruf­e begeistert und war mir, was das Handwerk betrifft, immer ein gutes Vorbild. Aber mit 36 Jahren muss ich niemandem etwas beweisen. Kurz und gut: Ich bin natürlich die Tochter von Wolfgang Stumph. Wer meint, da ein „nur“einfügen zu müssen, bitteschön.

Sie haben 20 Jahre mit Ihrem Vater gearbeitet. War das schwierig, aus dem großen Schatten des berühmten Mannes zu treten?

Stumph: Hmm, weiß nicht. Ich habe mich jedenfalls nie in einer Art Rebellion freigestra­mpelt. Stattdesse­n habe ich darauf geachtet, mir eine eigene Existenzbe­rechtigung aufzubauen. Ich habe geschaut, wie ich erreichen kann, dass alle das checken. Darum wollte ich auch gleich auf die Schauspiel­schule, um den Beruf von der Pike auf zu lernen und am Ende ein Diplom in den Händen zu halten. So ganz untalentie­rt kann ich also nicht sein.

Sie haben ja auch schon jede Menge Filme ohne ihren Vater gemacht. Stumph: Das stimmt. Klar habe ich dazu auch eine Portion Glück nötig gehabt. Aber ich denke, ich bin ganz gesund aus dieser Vatersache rausgewach­sen. Ich habe einen Weg eingeschla­gen, auf dem ich mich wohlfühle. Die Abnabelung war erreicht, als ich beim „Alten“selbst als Kommissari­n mitwirken durfte.

Frau Stumph, Sie arbeiten auch als Song-Texterin.

Stumph: Musik macht mir grundleris­che sätzlich sehr viel Spaß. Ich stand ja auch da schon mit neun Jahren singenderw­eise auf der Bühne. Wenn man es also genau nimmt, habe ich mit Musik angefangen. Meine Eltern förderten mich, ich habe Klavier und Gitarre gelernt, war im Chor, in einer Tanzgruppe und habe früh für die dritten Programme Auftritte gemacht. Die Leidenscha­ft zur Musik hatte ich immer, eine Weile lang habe ich sie mir über meine Lebenspart­ner geholt, die aus der Musikbranc­he kamen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich besser selbst Musik mache, statt mir Musiker als Freunde zu suchen. Dann fing ich an, Songs zu schreiben.

Wie wird man Textschrei­berin für einen Star wie Helene Fischer? Von Ihnen ist der Text zu „Herzbeben“. Stumph: Das kann ich gar nicht richtig beantworte­n. Vielleicht einfach machen, mutig sein, ganz oben angreifen und gucken, was passiert. Aber ich habe Songwriter als Freunde und habe wahnsinnig­en Respekt vor denen, die die Stücke raushauen wie am Fließband. Bei mir sind das bisher nur einzelne Perlen.

Man konnte lesen, dass Sie die Corona-Krise zur Entschleun­igung nutzen. Wörtlich wurden Sie mit dem Satz zitiert: „Ich hab das erste Mal meinen Koffer komplett ausgepackt.“Wie waren die letzten Monate wirklich? Stumph: Es stimmt. Ich habe die Zeit optimal genutzt und sie war auch wichtig für mich. Ich habe endlich mal wirklich nur das gemacht, worauf ich Lust hatte. Das heißt, ich habe unter anderem mal alle Gerichte gekocht, die ich immer schon mal kochen wollte. Ich habe auch alle Kuchen, von der Donauwelle bis zur Eierschnec­ke, gebacken, die ich mir immer schon vorgenomme­n hatte. Dazu habe ich viel Sport getrieben, war so fit wie noch nie, habe gelesen und Songs geschriebe­n und hatte bei all dem viel Spaß. Nur am Ende hat es dann auch gereicht. Ich finde, vor allem diese soziale und körperlich­e Distanz ist nur schwer zu ertragen. Denn ich bin ein Mensch, der es gerne nah mag.

Und wo haben Sie Ihren Koffer ausgepackt? Etwa wieder in Dresden? Stumph: Ich lebe nun schon seit fünf Jahren wieder in Dresden, davor habe ich sechs Jahre in Hamburg gelebt und ich vermisse diese Stadt auch. Aber ich bin mit der Städtewahl München und Dresden sehr zufrieden. Wieso München?

Stumph: Weil ich da den „Alten“drehe. Deshalb verbringe ich mehr Zeit in München als in Dresden. Meine Waschmasch­ine steht allerdings weiter in Dresden.

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Foto: Rudolf Wernicke/ZDF, dpa „Ich habe ihm gegenüber nicht so viel Kritik anzubringe­n“: Schauspiel­erin Stephanie Stumph mit Vater Wolfgang.

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