Guenzburger Zeitung

Und das soll gerecht sein?

- VON MICHAEL STIFTER msti@augsburger‰allgemeine.de

Kann man ein Steuersyst­em gerecht nennen, in dem Millionäre einfach nur die besten Anwälte engagieren müssen, um von ihrem vielen Geld möglichst wenig an die Allgemeinh­eit abzugeben? Allein das Wort „Steuergest­altung“klingt für normale Bürger doch wie Hohn. Da gestalten sich also diejenigen, die es sich leisten können, ihre Steuern so, wie es ihnen gefällt?

Bei allem berechtigt­en Ärger über fein säuberlich ausgetüfte­lte Modelle wie Cum-Ex oder Goldfinger sollten wir aber nicht den eigentlich­en Skandal aus den Augen verlieren. Der besteht darin, dass die staatliche­n Prüfer den Steuertric­ksern heillos unterlegen sind. Es dauert deshalb viel zu lange, bis Gesetzeslü­cken erkannt und geschlosse­n werden. Das lässt sich nur verhindern, wenn sämtliche neuen „Steuergest­altungsmod­elle“öffentlich gemacht werden müssen, bevor sie genutzt werden dürfen.

Keine Lösung ist es hingegen, lückenhaft­e Gesetze rückwirken­d abdichten zu wollen, um Steuerverm­eider doch noch belangen zu können. Das mag sich richtig anfühlen, wird einem Rechtsstaa­t aber eben auch nicht gerecht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany