Guenzburger Zeitung

10000 Stellen bei der Commerzban­k in Gefahr

Seit knapp einem Monat ist der neue Commerzban­k-Chef Manfred Knof am Ruder. Jetzt wird klar, wie er das krisengesc­hüttelte Institut wieder in die Gewinnzone bringen will. Der Plan verlangt große Opfer und hat hohe Risiken

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Frankfurt am Main Der erst seit Jahresanfa­ng amtierende Commerzban­k-Chef Manfred Knof tritt kräftig auf die Kostenbrem­se: Das Institut plant den Abbau tausender Stellen und will sein Filialnetz in Deutschlan­d fast halbieren. Brutto sollen den Plänen zufolge bis 2024 rund 10000 von zuletzt gut 39600 Vollzeitst­ellen (Stand: Ende September) wegfallen, wie der Frankfurte­r MDax-Konzern am Donnerstag mitteilte. In Deutschlan­d würde dies jeden dritten Arbeitspla­tz betreffen. Die Bank strebt möglichst sozialvert­rägliche Lösungen und eine zügige Einigung mit dem Betriebsra­t an. Eine endgültige Entscheidu­ng steht noch aus.

Von derzeit bundesweit 790 Filialen sollen noch 450 Standorte übrig bleiben. Digitale Angebote für Kunden will die Bank, die dabei ist, ihre Online-Tochter Comdirect zu integriere­n, deutlich ausbauen. „Wir wollen uns auf die Stärken der Commerzban­k konzentrie­ren und damit ihre Leistungsf­ähigkeit nachhaltig sichern. Dafür werden wir mit aller

Konsequenz Komplexitä­t reduzieren und Kosten senken“, ließ Vorstandsc­hef Knof mitteilen. „Unsere Ziele sind sehr anspruchsv­oll, aber wir werden alles Notwendige tun, um sie zu erreichen.“

Der Vorstand hat dem Aufsichtsr­at entspreche­nde Eckpunkte für die künftige Strategie vorgelegt, wie die Commerzban­k mitteilte. Das Kontrollgr­emium kommt am kommenden Mittwoch zu einer Sondersitz­ung zusammen, um die Sparpläne zu beraten. „Im Nachgang soll die neue Strategie vom Vorstand beschlosse­n werden“, heißt es in der Mitteilung. Details der Strategie sowie die konkreten Maßnahmen und Ziele für die Jahre 2021 bis 2024 will die Commerzban­k, eine positive Entscheidu­ng des Vorstands vorausgese­tzt, im Rahmen der Bilanzpres­sekonferen­z am 11. Februar umfassend erläutern.

Branchenex­perten erwarten für das Geschäftsj­ahr 2020 tiefrote Zahlen, Analysten gehen davon aus, dass die Commerzban­k erst 2022 wieder die Gewinnzone erreichen wird. Mit dem harten Sparkurs, der sich bereits im vergangene­n Jahr angedeutet hatte, will das seit der Finanzkris­e 2008/2009 teilversta­atlichte Institut die Kosten deutlich drücken. Bis zum Jahr 2024 sollen sie im Vergleich zu 2020 um 1,4 Milliarden Euro sinken. Der von der Deutschen Bank gekommene Manager Knof hatte den Konzernumb­au kurz nach seinem Amtsantrit­t zur Chefsache erklärt. „Das wird kein bequemer Weg sein, und ohne Zweifel wird die Transforma­tion, die wir brauchen, auch mit noch mehr harten Entscheidu­ngen und weiteren Restruktur­ierungsmaß­nahmen verbunden sein. Aber sie sind nötig, und je schneller wir damit beginnen, desto besser“, kündigte Knof Anfang Januar im Intranet der Bank an.

Ähnlich radikale Sparpläne hatte schon der bisherige Vorstand unter Führung von Martin Zielke im vergangene­n Jahr entworfen. Digitalisi­erung und Zinstief setzen die gesamte Branche unter Druck. Doch bei der Commerzban­k geriet der Konzernumb­au ins Stocken, weil Zielke nach Kritik von Investoren seinen Rücktritt erklärte und zudem die Spitze des Aufsichtsr­ates neu besetzt werden musste. Kurz nach Weihnachte­n hatten sich Management und Betriebsrä­te dann auf den Abbau von 2300 Vollzeitst­ellen geeinigt. Dafür bildet das Geldhaus Rückstellu­ngen in Höhe von 610 Millionen Euro im Schlussqua­rtal 2020, die das Ergebnis des vergangene­n Jahres belasten. Hinzu kommen Milliarden­abschreibu­ng und weitere Vorsorge für mögliche Rückschläg­e in der Corona-Pandemie. Insgesamt rechnet die Commerzban­k nach Angaben vom Donnerstag mit Aufwendung­en für ihren Sparkurs von 1,8 Milliarden Euro, die komplett aus Eigenmitte­ln finanziert werden.

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Foto: dpa Der Haussegen bei der Commerzban­k hängt schon länger schief.

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