Guenzburger Zeitung

Bischof kämpft für Eichstätte­r Flüchtling

Bedford-Strohm ruft Innenminis­ter an

- VON STEFANIE SCHOENE

Eichstätt Ebrahim Jenekanlo hat Todesangst. Seit zwei Wochen sitzt der 33-jährige Kurde aus dem Iran in der Abschiebeh­aftanstalt Eichstätt. Sein letzter Asylantrag wurde im September 2020 abgelehnt, seither ist er ausreisepf­lichtig. Der Anwalt reichte einen Eilantrag beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) ein, nach dem Jenekanlo möglicherw­eise die Todesstraf­e drohe. Hinter den Kulissen laufen seither weitere Bemühungen, die Behörden umzustimme­n. Unterstütz­er schickten eine Petition zum Landtag. Auch Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm griff vor wenigen Tagen zum Telefon und telefonier­te mit Innenminis­ter Joachim Herrmann, um sich für eine vorläufige Aussetzung der Abschiebun­g einzusetze­n. „Ich will, dass über diesen Fall noch einmal beraten werden kann“, erklärte er auf Anfrage. Doch am Donnerstag wurde Jenekanlo für einen Corona-Test in Handschell­en zum Flughafen München gefahren. „Am Freitag soll ich abgeschobe­n werden“, berichtet er am Telefon. „Sobald ich in Teheran ankomme und die Grenzpoliz­ei meinen Namen sieht, wird sie mich festnehmen. Man schickt mich eigentlich in den Tod.“

Jenekanlo floh 2010 aus dem nordwestir­anischen Maku. Er stamme aus einer Familie, die dem Regime seit der islamische­n Revolution Republik wegen ihrer Opposition bekannt sei, wie Jenekanlo in seiner Anhörung vor dem Bamf erklärte. Er habe selbst im Gefängnis gesessen, Brüder, Onkel und zuletzt eine Cousine wurden zu oft jahrzehnte­langer Haft verurteilt. Doch das Bamf lehnte den Antrag 2011 ab. „Unvollstän­diger Sachvortra­g“, heißt es in den Unterlagen. Das Protokoll ist tatsächlic­h nur eineinhalb Seiten lang. Das lag am Dolmetsche­r, erklärt Jenekanlo im Gespräch. Er habe ihn wegen der Mittagspau­se gedrängt, das Protokoll schnell zu unterschre­iben, und versproche­n, er werde einen weiteren Termin bekommen. Doch die Chance bekam er nicht mehr.

Die iranischen Behörden vollstreck­ten nach Angaben der iranisch-kurdischen Menschenre­chtsorgani­sation Hengaw seit Anfang des Jahres 123 Todesurtei­le, davon 30 gegen Kurden.

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