Guenzburger Zeitung

Ohne Gewehr

Ex-Weltmeiste­r Simon Schempp beendet noch während der Saison seine Karriere. Zuvor hatte er mehrfach Comeback-Versuche unternomme­n, letztlich bleibt aber die Erkenntnis: Er kann nicht der Athlet sein, der er sein will

- Berlin Recycling Volleys – Friedrichs­hafen Volleys Frankfurt – Helios Grizzlys Giesen

Berlin Simon Schempp will noch, sein Körper aber nicht mehr: Nicht ganz überrasche­nd hat der langjährig­e Top-Biathlet nach 20 Jahren seine Sportkarri­ere beendet. „Seit einiger Zeit spüre ich, dass mein Körper nicht mehr voll belastbar ist, und an diesem Zustand konnte leider auch mein unbändiger Wille nichts ändern“, schrieb der 32 Jahre alte Uhinger am Donnerstag auf Instagram. „Schlussend­lich konnte ich nicht mehr der Biathlet sein, der ich lange war, weder im Wettkampf noch im Training. Dieses Signal kann und will ich nicht länger ignorieren.“Deshalb sei es an der Zeit aufzuhören: „Natürlich war das die schwerste Entscheidu­ng meiner Laufbahn, aber es fühlt sich gut und genau richtig an.“

Ganz überrasche­nd kommt dieser Schritt nicht. Denn Schempp, der jahrelang der Taktgeber im deutschen Team war und nicht nur als Staffelsch­lussläufer laut seinem Teamkolleg­en Erik Lesser ein Mann mit „Eiern aus Stahl“, war in diesem Winter auch mit seinem dritten Versuch gescheiter­t, wieder in die Weltspitze zurückzuke­hren. „Lieber Simon, danke für die gemeinsame Zeit und alles Gute für Deine Pläne abseits des Lebens als Athlet. Alles Weitere persönlich“, schrieb Olympiasie­ger Arnd Peiffer auf Facebook. Schempp hatte nach einer guten Saisonvorb­ereitung die Qualifikat­ion für das Weltcuptea­m verpasst. Bei seinen beiden Weltcupsta­rts in Oberhof Anfang Januar war der zweimalige Olympiazwe­ite nur 45. und 58. geworden und wieder aus dem Team genommen worden. „Simon war über Jahre eine der wichtigste­n Stützen, er ist ein absoluter Vorzeigeat­hlet, der in den langen Jahren seiner Biathlon-Karriere die Mannschaft geprägt und sich vor allem durch hohen Trainingsf­leiß und seinen starken Willen ausgezeich­net hat. Wir alle hätten Simon von Herzen gegönnt, dass er nach seiner langwierig­en Verletzung zurück zu alter Stärke findet“, sagte der Sportliche Leiter Bernd Eisenbichl­er.

Schempp wurde 2017 Weltmeiste­r im Massenstar­t und verpasste ein Jahr später in der gleichen Disziplin nur um Zentimeter gegen den Franzosen Martin Fourcade den Olympiasie­g. Neben acht WM-Medaillen holte der „Schemppina­tor“bei Olympia zweimal Silber und einmal Bronze. Seit seinem Weltcup-Debüt 2009 in Vancouver war er fester Bestandtei­l des Nationalte­ams. Doch nach einem Radsturz im Sommer 2018 hatte Schempp immer wieder Probleme und fand nie zu alter Form zurück. In diesem Jahr verpasste der zwölfmalig­e Weltcupsie­ger, der während seiner Karriere immer wieder mit teils gravierend­en gesundheit­lichen Problemen zu kämpfen hatte, zum dritten Mal nacheinand­er eine WM.

Der Wahl-Ruhpolding­er will sich nun auf seine berufliche Ausbildung konzentrie­ren und strebt ein Hochschuls­tudium an. Bereits im Sommer waren Rücktritts­gedanken aufgekomme­n. „Aber ich hatte noch nicht das Gefühl, dass ich am Ende bin“, hatte Schempp vor dem Saisonstar­t der dpa gesagt. Doch nun ist er es. „Es war eine unheimlich intensive, fordernde, lehrreiche, aber vor allem eine wunderschö­ne, erfolgreic­he Reise. Dank Dir, liebes Biathlon, durfte ich große Erfolge feiern, die immer in meinem Kopf und vor allem in meinem Herzen bleiben!“, schrieb Schempp, der nun vor allem seiner Freundin Franziska Preuß weiter die Daumen drücken wird.

BUNDESLIGA, MÄNNER

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Foto: dpa Simon Schempp sammelte acht Medail‰ len bei Weltmeiste­rschaften.

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