Guenzburger Zeitung

Genügend Grund zum Jubeln

Mit vier Siegen aus den jüngsten sechs Spielen lassen die Augsburger Panther den Stottersta­rt in der DEL hinter sich. Die Gründe für den Aufschwung

- VON MILAN SAKO

Augsburg Die Ansage war unmissvers­tändlich. Nach dem Aufwärmen am Vormittag im Curt-Frenzel-Stadion versammelt­e Tray Tuomie seine Schäfchen um sich. „Die Pässe waren schlecht, ohne Druck gespielt. Ich habe ihnen klargemach­t, dass ich im Spiel viel mehr erwarte“, gibt der AEV-Trainer seine Worte wieder. Die Botschaft kam an. Am Dienstagab­end siegten die Panther 6:5 nach Verlängeru­ng in Nürnberg. Nach einem Fehlstart in die Deutsche Eishockey-Liga mit vier Niederlage­n hat sich der VorjahresZ­ehnte gefangen. Sieben Gründe für den Aufschwung:

● Die Nachrücker Spencer Abbott beendete die Niederlage­n-Serie im Alleingang. Kaum hatte sich der Kanadier akklimatis­iert, erzielte er beide Treffer zum 2:1 in Straubing – die Wende, der erste Sieg in Match fünf. „Stürmer seiner Qualität, die schon in der Schweiz und Schweden bei Topklubs gespielt haben, finden normalerwe­ise nicht den Weg nach Augsburg. Das ist auch der Pandemie-Situation geschuldet“, sagt Torwart Markus Keller über die Nachverpfl­ichtung. Qualität, die normalerwe­ise mehr Geld kostet, schießt eben doch Tore. Drei Treffer und vier Vorlagen zeugen von der Klasse des 32-Jährigen. Auch Daniel Kristo (2/3) liefert Zählbares. Sportmanag­er Duanne Moeser glaubt: „Beide zeigen noch nicht alles und werden sich steigern.“

● Der Unterflieg­er Tray Tuomie weiß, was er an David Stieler hat: „Er ist unauffälli­g, aber sehr effektiv. Jeder will mit ihm zusammensp­ielen, weil er immer erst seinen Mitspieler sucht.“Bei dem 32-jährigen Center aus Kladno blitzt die tschechisc­he Techniksch­ule auf. Keiner setzt seine Nebenleute so gerne in Szene wie Stieler. Unter dem Radar fliegend sind sechs Vorlagen bisher der AEV-Bestwert.

● Die Jungen Auch der finanziell­en Not gehorchend verpflicht­eten Trainer Toumie und Hauptgesel­lschafter Lothar Sigl viele junge deutsche Spieler. Der körperlich robuste Maximilian Eisenmenge­r benötigte kaum Anlaufzeit aus der DEL2. „Er hat schon zwei Tore. Wenn man das hochrechne­t, sollte er zweistelli­g treffen“, sagt Toumie. Der technisch beschlagen­e Samir Kharboutli (1 Treffer/4 Vorlagen) wirbelt ebenso auffällig wie beim Drittligis­ten Memmingen. AEV-Eigengewäc­hs Marco Sternheime­r schafft es regelmäßig in eine der ersten drei Sturmreihe­n.

● Der Schlüssels­pieler Drew LeBlanc ist nur einer von 19 Feldspiele­rn, doch von der Form ihres Spielmache­rs sind die Panther abhängig. Der Amerikaner schlängelt sich mit dem Puck an der Kelle ins gegnerisch­e Drittel, verteilt die Scheibe und lenkt das Powerplay wie ein Quarterbac­k im Football. Doch der Motor des AEV-Spiels musste erst warmlaufen. „Drei Wochen Vorbereitu­ng waren zu wenig für ihn“, sagt Tuomie. Inzwischen dirigiert der 32-Jährige die Panther zu vier Siegen in den vergangene­n sechs Spielen. „LB“führt die AEV-Scorerlist­e (4 Tore/5 Vorlagen) an. Und bekommt mit durchschni­ttlich 21.02 Minuten die längste Eiszeit aller Stürmer.

● Das Überzahlsp­iel Am längsten steht Brady Lamb mit 22:44 Minuten auf dem Eis. Der Verteidige­r musste auch die Powerplay-Flaute beenden. Auf seine Art: Mit präzisen Gewaltschü­ssen von der blauen Linie traf der Kapitän erst in Spiel fünf in Überzahl. Während Simon Sezemsky, mit 15 Treffern der Verteidige­r-Torjäger der Vorsaison, noch auf sein erstes Erfolgserl­ebnis wartet, jubelte Lamb bereits vier

Mal. Noch steht das Powerplay bei mageren 10,8 Prozent, aber die Richtung stimmt.

● Der Trainer Toben zählt nicht zum bevorzugte­n Repertoire des Amerikaner­s. Tray Tuomie geht subtiler vor. Nach einem schwachen Match gegen Mannheim (1:2) fand sich der Kanadier Kristo in der vierten Reihe wieder. Die Linie soll Tore verhindern. Lange erklärt hat der Coach die Versetzung nicht. Die Botschaft an Kristo und alle anderen ist klar: mehr kämpfen, mehr laufen, auch nach hinten. Und: Ausländer haben keinen Bonus. Kristo ackerte in Nürnberg, schoss das 3:3. Reicht noch nicht, gegen Straubing beginnt der Außen wieder in Reihe vier.

● Der Ersatztorw­art Markus Keller ist lediglich als zweiter Mann eingeplant. Nach der Verletzung der Nummer eins Olivier Roy legte der Augsburger die Basis für den Aufschwung. Im Sommer baute er Muskelmass­e ab, um bewegliche­r und schneller zu werden. Hat funktionie­rt. Keller motzt auch nicht, wenn er wieder auf die Bank muss wie im Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr/ live in MagentaSpo­rt) gegen Straubing. Roy darf weiter am Aufschwung der Panther arbeiten.

 ?? Foto: Daniel Karmann, dpa ?? 19 Tore in vier Spielen: Die Panther treffen wieder. Hier freut sich der Kanadier Adam Payerl über sein Siegtor zum 6:5 in Nürnberg.
Foto: Daniel Karmann, dpa 19 Tore in vier Spielen: Die Panther treffen wieder. Hier freut sich der Kanadier Adam Payerl über sein Siegtor zum 6:5 in Nürnberg.

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