Tommy Flanagan solo in Neuburg
Der 2001 gestorbene Pianist Tommy Flanagan war ein Sideman von hohen Graden, wovon seine Mitwirkung an Album-Meilensteinen von Cotrane, Rollins oder Wes Montgomery zeugt. Flanagan war aber auch zu herausragenden Solodarbietungen fähig, vermochte sich das freilich nicht so recht einzugestehen. Davon zeugt ein Soloabend, den er 1996 im Neuburger Birdland gab. Allein auf der Bühne fühlte er sich, wie er gestand, nicht wirklich wohl – und so verschwand der Mitschnitt, nach Flanagans Tod gehütet von seiner Frau, im Archiv. Jetzt liegt er vor und entpuppt sich, konträr zu des Pianisten Selbstwahrnehmung, als Dokument einer vollgültigen Solopianistik. Die zehn balladesken Stücke sind Perlen überlegener Gestaltungskunst: Schwerelos fliegen die Melodielinien auf, lässig geerdet sind die Akkorde, und geradezu unverschämt abgekocht, wie da der Rhythmus („Just Squeeze me“) aus dem Handgelenk geschüttelt wird. ★★★★★