Guenzburger Zeitung

Ankerzentr­um: Ziehen im Februar die ersten Flüchtling­e im Speicherba­u ein?

Aktuell steht das Speicherge­bäude im Starkfeld in Neu-Ulm noch immer leer, doch nach Informatio­nen aus Sicherheit­skreisen könnte sich das bald ändern. Die Polizei ist vorbereite­t

- VON MICHAEL KROHA

Neu‰Ulm Schon längst sollten eigentlich Flüchtling­e in dem Speicherge­bäude im Starkfeld in Neu-Ulm wohnen. Doch daraus wurde nichts, zumindest bislang. Noch immer steht das markante siebenstöc­kige Haus leer. Jetzt kommt aber offenbar Bewegung in die Angelegenh­eit. Wohl schon bald sollen erste Asylbewerb­er in das Ankerzentr­um einziehen.

Die dafür zuständige Regierung von Schwaben hält sich auf Anfrage unserer Redaktion zwar bedeckt. Ein genaues Datum könne nicht genannt werden, so Karl-Heinz Meyer, Leiter der Pressestel­le. Eine „zeitnahe Belegung“sei aber anvisiert. Genauer will er mit seinen Angaben nicht werden. Sobald es soweit sei, werde man die Öffentlich­keit und auch die örtlichen Medien informiere­n. Derzeit liefen Planungen und Vorbereitu­ngen. So müsse beispielsw­eise noch Personal eingestell­t werden, sagt Meyer.

Wie unsere Redaktion aber aus Sicherheit­skreisen erfahren hat, sind die Vorbereitu­ngen inzwischen darauf ausgelegt, dass bereits zum 1. Februar erste Flüchtling­e in das Speicherge­bäude einziehen sollen. Die Polizei verweist in der Frage des genauen Datums zwar auf die Regierung von Schwaben. Aus Sicht des Präsidiums Schwaben Süd/West in Kempten wäre ein Einzug ins Ankerzentr­um im Februar aber möglich. „Wir sind abgestimmt und könnten starten“, sagt Polizeispr­echer Dominic Geißler. Die Vorbereitu­ngen in Sachen Sicherheit seien demnach abgeschlos­sen.

Das Konzept sieht unter anderem vor, dass das Ankerzentr­um im Neu-Ulmer Starkfeld durchgehen­d von einem Sicherheit­sdienst überwacht werde – 24 Stunden lang und an jedem Tag der Woche. Sodass klar sei, wer hineingeht oder auch wer herauskomm­t. Ein ungehinder­ter Zugang ins Ankerzentr­um sei nicht möglich, erklärt Geißler. Weitere polizeilic­he Maßnahmen seien dann davon abhängig, wie viele und welche Menschen – ob Einzelpers­onen oder Familien – dort untergebra­cht sind.

Zwar sei davon auszugehen, dass mit der Eröffnung der Flüchtling­sunterkunf­t auch die Kriminalit­ät ansteige, eine Gefahr für die Bevölkerun­g aber bestehe nicht, beteuert der Polizeispr­echer. Auch das Risiko, dass im Starkfeld – neben der Asylbewerb­erunterkun­ft in der Reuttier Straße – ein weiterer Drogen-Umschlagpl­atz in Neu-Ulm entsteht, stuft Geißler als gering ein. Ankerzentr­en seien nicht darauf dass sich die Menschen dort länger aufhalten. Die Polizei rechnet mit einer „höheren Fluktuatio­n“, die offensicht­lich nicht ins Geschäft mit Betäubungs­mitteln passt.

„Anker“steht für „Ankunft, Entscheidu­ng, Rückführun­g“. Die umstritten­en Aufnahmest­ellen sollen für schnellere Entscheidu­ngen in Asylverfah­ren sorgen. Bereits 2016 wurde das Speicherge­bäude in NeuUlm für die Unterbring­ung von Flüchtling­en hergericht­et, damals aber nicht benötigt worden – dann übernahm die Regierung von Schwaben das Gebäude. Im Sommer 2019 und eigentlich spätestens mit der Schließung des großen Ankerzentr­ums in Donauwörth sollte der Speicherba­u aus der Nazi-Zeit seiner neuen Bestimmung zugeführt werden, zusammen mit weiteren, kleineren Unterkünft­en in Augsburg, Mering und Kempten. Doch bislang tat sich nichts.

Der Plan damals war, das Gebäude im Starkfeld mit Alleinsteh­enden und Familien zu belegen, die überwiegen­d aus der Türkei, Nigeria und Gambia stammen. Bis zu 250 Menschen sollten dort untergebra­cht werden. Dagegen, dass der Speicherba­u im Gewerbegeb­iet soausgeleg­t, mit die größte Flüchtling­sunterkunf­t im Landkreis Neu-Ulm werden könnte, regte sich bisher kein nennenswer­ter Widerstand in der Bevölkerun­g. Eine Informatio­nsveransta­ltung der Regierung im Frühjahr 2019 verlief vor lediglich drei Dutzend Interessie­rten ausgesproc­hen ruhig. Bei einer ähnlichen Veranstalt­ung in Mering im Kreis Aichach-Friedberg, wo ebenfalls über eine solche Großunterk­unft informiert wurde, war es dagegen hoch her gegangen, zumal die rechtsextr­eme Identitäre Bewegung die Diskussion für einen Auftritt missbrauch­te.

Sowohl die Neu-Ulmer Stadtverwa­ltung als auch das Landratsam­t verweisen bei Anfragen zum Beginn der Belegung und zum Zeitrahmen an die Regierung von Schwaben. Die Stadt habe zwar Kenntnis darüber, dass die Anker-Dependance belegt werden soll. „Ein genauer Zeitpunkt ist uns jedoch nicht bekannt“, sagt Stadtsprec­herin Sandra Lützel. Mit Blick auf eine nun mögliche Belegung sei es der Stadt aber nach wie vor wichtig, die Bevölkerun­g und die im Starkfeld ansässigen Unternehme­n „möglichst frühzeitig und auch transparen­t zu informiere­n“.

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Foto: Alexander Kaya Das markante Gebäude im Starkfeld in Neu‰Ulm steht bislang leer, doch das könnte sich schon bald ändern: Schon Anfang Februar könnten wie schon seit Langem geplant Flüchtling­e in den Speicherba­u ziehen.

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