Guenzburger Zeitung

Was hinter dem „Boden‰Brot“steckt

Eine Gruppe von „freien Bäckern“hat im Großraum Augsburg eine Aktion gestartet. Ihr Ziel ist es, den Menschen die Bedeutung von gesunden Ackerböden bewusst zu machen. André Heuck erklärt, wofür die Spenden eingesetzt werden

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Herr Heuck, in Ihren Cumpanum-Filialen läuft aktuell eine Aktion mit dem Namen „Boden-Brot“. Was verbirgt sich dahinter?

André Heuck: Unsere Kampagne soll dazu beitragen, das Bewusstsei­n für den Erhalt gesunder Ackerböden für unsere Ernährung zu stärken. Konkret läuft das so ab: Wir „Freien Bäcker“in Deutschlan­d backen ein paar Wochen lang spezielle Brote, von deren Erlös jeweils ein Euro in einen Spendentop­f wandert. 43 Bäcker machen mit, jeder mit einem eigenen Rezept, aber alle mit den gleichen Tüten! Die Aktion dauert noch bis Ende Februar. Der gesamte Spendenbet­rag der Bäckereien, die teilnehmen, fließt dann in die für 2021 geplante Bildungska­mpagne Boden.

Wie soll die aussehen?

Heuck: Unser Verein arbeitet mit jungen interessie­rten Menschen aus verschiede­nen Netzwerken zusammen. Sie sollen durch ausgewiese­ne Boden-Experten geschult werden und dann ihr Wissen weitertrag­en. Mittelfris­tiges Ziel der Kampagne ist, fehlendes Wissen zum Themenkomp­lex Boden durch die geschulten Boden-Profis an Schülerinn­en und Schüler in Berufsschu­len sowie an Mitarbeite­nde in Betrieben des Lebensmitt­elhandwerk­s weiterzuge­ben. Ich denke, dass die BodenBotsc­hafter verständli­ch machen können, dass Maßnahmen auf dem Acker zum Humusaufba­u und Erhalt der Bodenfruch­tbarkeit essenziell sind. Auch das Problem des „Landgrabbi­ngs“durch internatio­nale Agrarkonze­rne und Handelsunt­ernehmen gehört für mich auf die Tagesordnu­ng unserer Regierung.

Und was genau passiert mit dem Euro aus dem Erlös des Brotes?

Heuck: Die neuen Boden-Botschafte­r bekommen ihn als Aufwandsen­tschädigun­g, sie engagieren sich ja völlig ehrenamtli­ch.

Wie lässt sich Ihre Aktion denn an? Heuck: Sie ist ein voller Erfolg. Ich bin selbst überrascht, wie viele Boden-Brote alleine wir hier in Augsburg gebacken haben – über tausend in zwei Wochen. Wir haben super Rückmeldun­gen von unseren Kunden bekommen. Auch das Interesse dafür, was hinter der Aktion steckt, ist groß.

Was für ein Brot backen Sie für die Augsburger während der Aktion?

Heuck: Ein rustikales Roggenbrot mit kräftiger Kruste und saftiger Krume. Neben Roggenvoll­kornmehl besteht es nur noch aus drei weiteren Zutaten, Wasser und Salz sowie eine Prise Schabziger­klee für ein besonders ansprechen­des Aroma. Gelockert wird das Brot allein durch unseren Natursauer­teig, den wir täglich mit einer kleinen Menge des reifen Vollsauers frisch ansetzen. Nachdem der Sauerteig über Nacht gereift ist, wird der Brotteig schonend und für eine gute Verquellun­g lange geknetet. Danach darf er nochmals 16 Stunden ruhen und reifen, bevor die Bäckermeis­ter den Teig in der folgenden Nacht verwiegen und zu runden Teigstücke­n formen. Nach einer weiteren Gehzeit von circa zwei Stunden darf das Brot endlich in den 250 Grad heißen Ofen. Dort wird es direkt auf der Steinplatt­e in unserem mit hundert Prozent Ökostrom beheizten Steinbacko­fen gebacken.

Und woher kommt der Roggen? Heuck: Aus der Region vom Ziegenhof Haider in Immelstett­en. Dort konnten wir gerade noch eine Charge von fünf Tonnen Roggen ergattern. Die Schuster Mühle aus dem Nachbarort Großaiting­en hat aus dem vollen Korn in einem Arbeitsgan­g feines Vollkornme­hl gemahlen. Ich hoffe, das reicht für die gesamte Aktion.

Noch ein Wort zu „Die Freien Bäcker“? Was sind Ihre Ziele und ist da noch jemand dabei, den wir kennen? Heuck: Unserer Berufsorga­nisation gehören Bäcker sowie Konditoren aus Deutschlan­d, Österreich, Norditalie­n und Polen an. Wir wollen enkeltaugl­ich handeln, unser Handwerk sinnstifte­nd, selbstbest­immt und unabhängig ausüben und zu einem ökologisch und sozial gerechten Wandel der Land- und Lebensmitt­elwirtscha­ft beitragen. Mit dabei sind auch die Bäckerei Himmelbäck in Lauingen, der Lorettobäc­ker Weber in Zwiefalten auf der Schwäbisch­en Alb und Nico Scheller von der Lokalbäcke­rei Brotzeit in Grünwald bei München.

Interview: Andrea Schmidt-Forth

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Foto: Marcus Merk Alles „bio“: Eine Gruppe von Bäckern wirbt mit einer Spendenakt­ion für eine „enkeltaugl­iche Landwirtsc­haft“.

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