Guenzburger Zeitung

Die lebensbedr­ohliche Seite der Migration: Schleuser, Methoden, Opfer

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● Definition Das Bundeskrim­inalamt versteht unter Einschleus­en „das Herbeiführ­en der unerlaubte­n Einreise einer Person in einen Staat, in dem diese keinen Aufenthalt­sstatus besitzt. Das Ziel der Schleuser ist dabei vor‰ rangig das unmittelba­re oder mittelbare Erlangen eines finanziell­en oder sonstigen materielle­n Vorteils“.

● Zahlen Die Bundespoli­zei München hat zwischen Januar und Oktober 2020 im Freistaat 761 Schleuser sowie 2434 geschleust­e Flüchtling­e und damit jeweils signifikan­t mehr als im gleichen Zeitraum 2019 festgestel­lt. Damals waren es 527 beziehungs­weise 1720 Menschen gewesen. Unter nor‰ malen Umständen wären die Zahlen wohl deutlicher gestiegen. Während des Corona‰Lockdowns im Frühling 2020 wurden die Grenzen jedoch zeitweise geschlosse­n.

● Wege Traurige Berühmthei­t im Zu‰ sammenhang mit Schleusung­en nach Bayern erreichten bereits vor Jah‰ ren die Balkan‰Route und die Bren‰ ner‰Route. Später wurde auch das Ein‰ schleusen über die tschechisc­h‰baye‰ rische Grenze populär. Die Migranten wurden und werden hier hauptsäch‰ lich in Lastwagen aller Art beziehungs‰ weise in Güterwaggo­ns befördert. Je gründliche­r im Lauf der Zeit die Kontrol‰ len in Südosteuro­pa sowie an den Grenzen nach Bayern wurden, desto ausgefalle­nere Methoden ließen sich die Schleuser einfallen. Vor dem Aus‰ bruch der Corona‰Pandemie wurden Flüge innerhalb des Schengen‰Raumes zum häufig verwendete­n Verfahren.

● Spektakulä­re Fälle Europaweit gab es mehrfach Fälle von Schleusung­en, bei denen Menschen zu Tode kamen. Im Sommer 2015 erstickten 71 Men‰ schen in einem Kühllaster, der aus Un‰ garn gekommen war und auf einem Autobahn‰Parkplatz in Österreich ent‰ deckt wurde. Die Migranten stamm‰ ten aus Afghanista­n, Syrien und dem Irak. Im Oktober 2019 wurden in der englischen Grafschaft Essex 39 Tote Vi‰ etnamesen in einem Kühlcontai­ner gefunden, der aus Zeebrugge (Belgien) verschifft worden war. Viele Migran‰ ten schaffen es erst gar nicht auf den europäisch­en Kontinent: Nach Schät‰ zungen der Internatio­nalen Organisati‰ on für Migration sind in den Jahren 2016 bis 2020 deutlich mehr als 13 000 Menschen bei der Flucht über das Mittelmeer gestorben; die meisten von ihnen sind ertrunken.

● Ereignisse in Schwaben Das Thema Schleusung und Migration ist weit von einer Lösung entfernt. Auch in Schwaben kommt es immer wieder zu Ereignisse­n wie an diesem Freitag in Burgau. Erst einen Tag zuvor waren in Marktoberd­orf vier Asylbewerb­er aus Afghanista­n auf der Ladefläche eines Lastwagens aus Bulgarien entdeckt worden. (ica)

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