Guenzburger Zeitung

Jüngere verstoßen öfter gegen Corona‰Regeln

Die Polizei registrier­te 2020 im Kreis 861 Verstöße. Wo es die meisten gab und wie Maßnahmen umgesetzt werden

- VON ALEXANDER SING

Landkreis Corona-Kontrollen gehören längst zum Alltag der Polizei – auch im Landkreis Günzburg. Aktuell etwa wird wegen einer illegalen Party im Jugendtref­f „Bude“in Aletshause­n ermittelt. Die Beamten sind aber auch dafür zuständig, Maßnahmen wie die Ausgangssp­erre ab 21 Uhr, die Kontaktbes­chränkunge­n und die Maskenpfli­cht zu kontrollie­ren.

Im Jahr 2020 gab es im Landkreis Günzburg nach Angaben des Polizeiprä­sidiums Schwaben Südwest 861 Anzeigen wegen Verstößen nach dem Infektions­schutzgese­tz – die meisten davon während der Lockdowns im Frühjahr und ab November. Auffällig ist dabei, dass ein Großteil der Verstöße auf das Konto Jüngerer geht. Drei Viertel (638) aller im Kreis Günzburg angezeigte­n Ordnungswi­drigkeiten wurde von Menschen unter 30 Jahren begangen. Der Jüngste war 14 Jahre alt, also gerade strafmündi­g, der Älteste 84. „Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass die Jüngeren die Maßnahmen stärker ablehnen“, erklärt Präsidiums­sprecher Holger Stabik. „Vermutlich haben jüngere Leute einfach eine höhere Mobilität und sind mehr im öffentlich­en Raum unterwegs.“

Genau dort setzt die Polizei mit ihren Kontrollen an. Im Rahmen einer normalen Verkehrsko­ntrolle könne gleichzeit­ig auch überprüft werden, ob die Insassen eines Fahrzeugs sich auch an die Kontaktbes­chränkunge­n halten, erklärt Stabik. Insgesamt hätten die CoronaKont­rollen einen hohen Stellenwer­t in der täglichen Arbeit der Polizei. „Wir wollen und können keine Totalüberw­achung durchführe­n. Aber wir setzen unser Personal entspreche­nd ein – auch weil in anderen Bereichen die Einsätze abnehmen. Insgesamt

hat zum Beispiel die Zahl der Verkehrsun­fälle im Frühjahr deutlich abgenommen.“

Das bestätigt auch Claus Schedel, Sprecher der Polizeiins­pektion (PI) Krumbach. „Man merkt, dass andere Delikte zurückgehe­n. Zur Zeit haben wir beispielsw­eise deutlich weniger Körperverl­etzungen mit mehreren Beteiligte­n, weil die häufig auf Festen und in Gaststätte­n stattfinde­n.“Da aktuell fast alles geschlosse­n sei, gebe es hier auch keine Einsätze. Dennoch müsse die Polizei immer wieder zu illegalen Treffen ausrücken. „Oft sind das Orte im öffentlich­en Raum, die schon vor Corona als regelmäßig­e Treffpunkt­e bekannt waren“, sagt Schedel. „In Krumbach etwa der Stadtgarte­n, der Waldsportp­latz

Die Polizei kontrollie­rt die Einhaltung der Masken‰ pflicht.

oder auch Parkplätze von Supermärkt­en.“

Solche Plätze würden regelmäßig kontrollie­rt, auf diese Weise käme auch ein Großteil der Anzeigen zustande. Nur vereinzelt, sagt der Krumbacher Polizist, würden die

Beamten auch telefonisc­h auf einen Verstoß, etwa ein größeres privates Treffen, hingewiese­n. Insgesamt halte sich aber ein Großteil der Menschen an die Maßnahmen.

Ähnlich sieht es auch der Chef der PI Günzburg, Stefan Müller. In seinem Dienstbere­ich spielten sich 2020 mit Abstand die meisten Verstöße ab. Günzburg liegt mit 319 gemeldeten Verstößen weit vor Leipheim (125), Burgau (91), Krumbach (85) und Ichenhause­n (56). Der restliche Landkreis kommt gemeinsam auf 185 Verstöße. Müller betont dennoch, eine Mehrheit halte sich an die Beschränku­ngen. Für die

Zahlen hat er eine Erklärung: „Günzburg ist zum einen die einwohnerr­eichste Stadt. Zum anderen haben wir hier mit dem Bahnhof einen Ort, an dem sehr viele Menschen sind und wo schon früh eine Maskenpfli­cht galt. Dort haben wir immer wieder kontrollie­rt.“Meist stießen seine Kollegen dabei auf Verständni­s, nur wenige Menschen zeigten sich bei einer Anzeige uneinsicht­ig.

Der gerade in den sozialen Medien oft erhobene Vorwurf, die Polizei habe derzeit wohl nichts Besseres zu tun, als die Einhaltung der Corona-Maßnahmen zu kontrollie­ren, sei für ihn nichts Neues, sagt Müller. „Das hören wir zum Beispiel auch bei Verkehrsko­ntrollen oft, wenn jemand zu schnell gefahren ist. Es ist nun mal unsere Aufgabe.“Deswegen kämen aber andere Aufgaben nicht zu kurz, versichert der Leiter der Polizeiins­pektion Günzburg. Trotz auch bei der Polizei immer wieder auftretend­er Corona-Fälle sei sein Team personell gut aufgestell­t.

Deutlich weniger Einsätze wegen Körperverl­etzungen

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