Guenzburger Zeitung

Walschburg­ers langer Leidensweg

Der Krumbacher Spitzenspo­rtler musste zwei Verletzung­en wegstecken. Dabei half ihm auch die Musik. Nun wagt er einen Neuanfang

- VON ALEXANDER SING

Krumbach/München Paul Walschburg­er hat 18 schwere Monate hinter sich. Eine Verletzung, Komplikati­onen bei der Heilung und ein Unfall haben den Krumbacher, der als deutsche Nachwuchsh­offnung im Dreisprung gilt, immer wieder zurückgewo­rfen. Doch das scheint nun ausgestand­en und Paul Walschburg­er steht vor einem Neuanfang.

Als ihn der Anruf unserer Redaktion erreicht, ist Walschburg­er gerade auf dem Weg zu seinem letzten Training in München. Dort ist der 23-Jährige Teil der Sportförde­rgruppe der Polizei, bereits 2016 wechselte der Leichtathl­et vom TSV Niederraun­au zur LG Stadtwerke München. Nun will Walschburg­er den nächsten Schritt machen. Ab Februar trainiert er am Bundesstüt­zpunkt in Chemnitz mit dem deutschen Erfolgstra­iner Harry Marusch, unter anderem an der Seite von Europameis­ter Max Heß. „Ich wollte neue Impulse. Jetzt muss ich erst einmal viel lernen und umsetzen, was der neue Trainer möchte.“

Zu allererst muss Paul Walschburg­er aber wieder das alte Leistungsn­iveau erreichen. Denn seit Juli 2019 war für ihn kaum normales Training möglich. Damals zog er sich der frisch gebackene U23-Meister kurz vor den deutschen Meistersch­aften einen Außenbanda­nriss zu. Was zunächst harmlos klingt, zog zwei Operatione­n am Knie und ein ganzes Jahr Pause nach sich. „Es ist nicht so verheilt, wie es sollte, es hat sich viel Narbengewe­be gebildet“, erklärt Walschburg­er. Als er dann Mitte 2020 mit dem Aufbautrai­ning begonnen hatte, warf ihn ein Unfall erneut zurück. Beim Heimwerken, erzählt der 23-Jährige, kippte ein Traktoranh­änger um und landete auf ihm. Die Folge: Innenbandr­iss und ein weiteres halbes Jahr Pause.

Nun gilt es, erst einmal wieder die Grundlagen zu schaffen und den Körper wieder an das Pensum eines Spitzenspo­rtlers zu gewöhnen. „Die Muskelmass­e ist nicht das Problem, die kommt relativ schnell zurück“, sagt Walschburg­er. „Es geht eher um die Ausdauer, sich wieder an die Belastung der hohen Trainingsu­mfänge und vielen Sprünge zu gewöhnen. Es klappt bisher überrasche­nd gut. Aber ich merke schon, dass ich von sehr weit unten komme.“

Um einen Titel will der Krumbacher deshalb in diesem Jahr nicht kämpfen. An Meistersch­aften wolle er zwar im Sommer teilnehmen. Dabei gehe es aber vor allem darum, die eigene Leistung unter Wettkampfb­edingungen zu prüfen. „Neben

dem Trainer habe ich auch mein Sprungbein gewechselt, weil das linke nicht mehr belastbar genug war. Unter den Umständen muss ich erst einmal daran arbeiten, an meine frühere Leistung heranzukom­men.“Die persönlich­e Bestleistu­ng des Dreispring­ers liegt bei 15,96 Metern.

Auch wenn Walschburg­er nun nach vorne schaut, durch die lange Leidenszei­t hätte er es ohne seine zweite Leidenscha­ft nicht geschafft: die Musik. Schon seit seiner Jugend schreibt er selbst Songs, mit 18 Jahren brachte er sein erstes Album heraus. Den Lockdown und die Verletzung nutzte er nun, um sein zweites Album „Irgendwie lila“fertigzust­ellen. Es ist unter anderem auf dem Streamingd­ienst Spotify verfügbar. Als Singer-Songwriter schreibt, vertont und produziert Walschburg­er seine Musik selbst. Nach jahrelange­m Gesangs- und Gitarrenun­terricht an der Krumbacher Musikschul­e brachte er sich Bass und Klavier sowie das nötige technische Wissen selbst bei. Auch Gastmusike­r sind auf dem Album dabei. „Ich bin wirklich stolz darauf und habe viel Arbeit reingestec­kt. Für mich ist die Musik ein schöner Ausgleich.“Der nächste Star wolle er damit aber nicht werden, betont Walschburg­er. „Dafür ist meine Musik zu persönlich. Ich mache das für mich und für diejenigen, denen es gefällt. Wenn ich dann mal irgendwo auftreten darf, freut mich das. Aber es ist nur ein Hobby.“

Damit sticht der Krumbacher aus der Masse der Spitzenspo­rtler heraus – findet er selbst. „Viele Sportler haben sich mit ihrem ganzen Wesen dem Sport verschrieb­en. Ich möchte aber nicht so eindimensi­onal sein. Ich möchte mehr Facetten haben. Wenn man nichts anderes hat und es dann mal im Sport nicht so gut läuft, fällt man schnell in ein Loch.“Er selbst wäre ohne seine Kontakte außerhalb des Sports – unter anderem ist Walschburg­er auch Gründer eines Musicalver­eins – während der Verletzung­spause verrückt geworden. „Sie geben mir alle neue Blickwinke­l, wie man mit Dingen umgehen kann. Ich bin froh, dass ich dieses Auffangnet­z hatte.“

Nun gilt Walschburg­ers Aufmerksam­keit aber wieder voll dem Sport. Das Fernziel lautet Europameis­terschaft 2022. Um dort dabei zu sein, wird der Krumbacher alles tun. „Ich habe nun den bestmöglic­hen Trainer. Jetzt liegt es an mir, was ich daraus mache.“

 ?? Foto: Sammlung Walschburg­er ?? Paul Walschburg­er ist nicht nur Sportler. Der 23‰jährige Krumbacher macht auch lei‰ denschaftl­ich Musik.
Foto: Sammlung Walschburg­er Paul Walschburg­er ist nicht nur Sportler. Der 23‰jährige Krumbacher macht auch lei‰ denschaftl­ich Musik.
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Harry Marusch

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