Guenzburger Zeitung

Putin zeigt Schwäche

- VON ULRICH KRÖKEL redaktion@augsburger‰allgemeine.de

Es ist verblüffen­d, aber wahr: Wladimir Putin zeigt Schwäche. Am Sonntag gingen in Russland wieder zehntausen­de Menschen auf die Straße, um ein Zeichen gegen Korruption und Willkürher­rschaft zu setzen. Zugleich forderten sie die Freilassun­g von Alexei Nawalny. Der 44-Jährige ist zwar mittlerwei­le der mit Abstand bekanntest­e Opposition­elle im Land. Über nennenswer­te Machtresso­urcen verfügt er aber nicht. Nawalny dient vor allem als Projektion­sfläche für die Sehnsüchte der Unzufriede­nen, insbesonde­re in der jungen Generation. Umso erstaunlic­her ist es, dass Putin fast ratlos wirkt. Im Angesicht der Proteste fällt ihm nichts anderes ein, als schwer bewaffnete Sonderpoli­zisten aufmarschi­eren zu lassen, die brutal auf Menschen einprügeln oder sie wahllos wegsperren. Die sonst so ausgefeilt­e Steuerung des politische­n Prozesses über mediale Manipulati­on versagt fast vollständi­g. Das hat mit dem Wandel der Öffentlich­keit zu tun. Youtube und Instagram schlagen auch in Russland inzwischen das kremltreue Fernsehen. Jedenfalls bei den Jungen, ohne die sich keine Zukunft gestalten lässt. Wenn nicht alles täuscht, hat die Zarendämme­rung begonnen.

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