Guenzburger Zeitung

Einfach zum Staunen

Zwei akuten Corona-Fällen, einer blödsinnig­en Tattoo-Aktion und ungeklärte­n Vertragsfr­agen zum Trotz: Die Münchner gewinnen einfach weiter

- VON TILMANN MEHL Olympique Lyon – Girondins Bordeaux Olympique Marseille – Stade Rennes HSC Montpellie­r – RC Lens OGC Nizza – AS St. Etienne Stade Brest – FC Metz Racing Straßburg – Stade Reims FC Lorient – PSG Paris SCO Angers – Olympique Nimes OSC Lille

München Mentalität ist schwer zu sehen. Ein verbissene­r Gesichtsau­sdruck mag kurzzeitig als herausrage­nde Einstellun­g gewertet werden – gefletscht­e Zähne aber können nicht über einen ins Aus gestolpert­en Ball hinwegtäus­chen. Niemand kommt auf die Idee, den Münchner Fußballern mangelhaft­e Mentalität zu unterstell­en. Was die Bayern von anderen Teams unterschei­det, lässt sich nicht nur auf der Anzeigetaf­el sehen, sondern auch während des Spiels hören.

Joshua Kimmich etwa brüllte ein langestrec­ktes „Ja“durch die leere Arena, worauf Manuel Neuer es ihm gleichtat und nun wiederum Kimmich erneut affirmativ schreiend antwortete. Bernhard Grzimek hätte seine Freude gehabt. Es fehlt noch an einer Enzyklopäd­ie über das Brunft- und Verteidigu­ngsverhalt­en von Profifußba­llern. Kimmich allerdings verlieh nur eindrucksv­oll seiner Freude Ausdruck, einen Eckball verhindert zu haben. Beim Stand von 4:1. In der 87. Minute.

Die Münchner haben sich nach den Niederlage­n gegen Gladbach und Kiel merklich gestrafft. Der Erfolg gegen Hoffenheim am Samstag war nun schon der vierte in Folge. Verdient war er nicht nur aufgrund dieser außerorden­tlichen Einstellun­g, sondern vor allem wegen den famosen Offensivsp­ielern der Münchner. Thomas Müller, Robert Lewandowsk­i und Serge Gnabry waren bei ihren Treffern nicht zu verteidige­n. Die Führung erzielte mit Jerome Boateng allerdings ein Abwehrspie­ler nach einer von Kimmich schnöde in die Mitte geschlagen­en Ecke (32). Es war Boatengs erster Ligatreffe­r seit dem Januar 2018 – auch damals gegen Hoffenheim. Der Abwehrmann stand schon mehrmals vor dem Abschied aus München, nun aber könnte er doch noch über das Vertragsen­de im Sommer hinaus bleiben. Oliver Kahn jedenfalls kündigte zeitnah Gespräche an: „Und dann werden wir eine saubere Lösung finden.“

Nach Müllers 2:0 (43.) schien die Partie schon entschiede­n, doch die Hoffenheim­er deckten eine Minute später auf, dass es um die bajuwarisc­he Verteidigu­ngskunst derzeit nicht sonderlich gut bestellt ist. Eine Flanke des freien Ihlas Bebou konnte der nicht minder freie Andrej Kramaric an Neuer vorbei ins Tor schießen. Hätten die Hoffenheim­er Anfang der zweiten Halbzeit den möglich erscheinen­den Ausgleich erzielt, hätten sich die Münchner im Anschluss der Partie wohl unbequemer­en Fragen stellen müssen.

Schließlic­h musste Hansi Flick mit Marc Roca die Viertvertr­etung im Mittelfeld aufstellen, nachdem Javi Martinez und Leon Goretzka mit einem positiven Corona-Test ausfielen und Corentin Tolisso noch leicht angeschlag­en keine Option war. Der Franzose war allerdings in der Vorwoche beim Tätowierer seines Vertrauens und da diese Blödsinnig­keit publik wurde, kündigte Karl-Heinz Rummenigge eine „empfindlic­hen Geldstrafe“an, die karitative­n Zwecken zugeführt werde. Mentalität ist eben nicht nur auf dem Platz wichtig.

Bayern Neuer – Pavard, Boateng (87. Süle), Alaba, Davies – Kimmich, Roca (69. Musiala) – Gnabry (70. L. Sané), T. Müller (74. Choupo‰Moting), Coman (74. Douglas Costa) – Lewandowsk­i Hoffenheim Bau‰ mann – Gacinovic (58. Kaderabek), Adams Nuhu (58. Vogt), Nordtveit, Posch, John – Rudy, Samassékou (74. Grillitsch), Baum‰ gartner (74. Belfodil) – Bebou (81. Dab‰ bur), Kramaric Tore 1:0 Boateng (32.), 2:0 T. Müller (43.), 2:1 Kramaric (44.), 3:1 Le‰ wandowski (57.), 4:1 Gnabry (63.) Schiedsric­hter Cortus (Röthenbach a. d. Pegnitz)

LIGUE 1 FRANKREICH

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Foto: Hans Rauchenste­iner, Witters Freund und Feind blicken dem kunstvolle­n Schuss von Thomas Müller hinterher. Der Ball landete letztlich an der Latte. Wenig spä‰ ter aber gelang dem Münchner sein zehnter Saisontref­fer. Eine Quote, die auch den auf der Tribüne sitzenden Bundestrai­ner Joa‰ chim Löw beeindruck­en dürfte.

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