Guenzburger Zeitung

„Captain Tom“hat Corona

Der 100-jährige Kriegsvete­ran Tom Moore verbreitet­e mit seiner Spende für Covid-19-Patienten Zuversicht in ganz England. Jetzt hat er sich selbst infiziert

- VON PIET BOSSE

Mit seinen Rollator-Spaziergän­gen hat der 100-jährige Tom Moore viel Geld für die britischen Kliniken gesammelt. Jetzt braucht er deren Hilfe selbst: „Captain Tom“hat sich mit Corona infiziert.

Marston Moretaine „Morgen wird ein guter Tag“: Das ist Tom Moores Botschaft in schweren Zeiten. Der 100-jährige Kriegsvete­ran verbreitet­e mit seinen Rollator-Spaziergän­gen und der Weltrekord-Spende an das britische Gesundheit­ssystem Hoffnung und Zuversicht. Jetzt braucht er sie selbst: Tom Moore hat sich mit dem Coronaviru­s infiziert.

„Captain Tom“liege nun im Krankenhau­s von Bedford und werde stationär behandelt, schrieb seine Tochter Hannah Ingram-Moore im sozialen Medium Twitter. Auf die Intensivst­ation müsse er aber nicht. In den zurücklieg­enden Wochen wurde Moore wegen einer Lungenentz­ündung behandelt und vergangene Woche positiv auf Corona getestet. Gegen das Virus sei er bisher nicht geimpft, weil er Medikament­e zur Behandlung seiner Lungenentz­ündung nahm, die eine Impfung verhindert­en. Das berichtet die BBC und bezieht sich auf eine Sprecherin Moores. Am Sonntag sei Moore ins Krankenhau­s eingeliefe­rt worden, weil er Hilfe beim Atmen brauchte, schreibt seine Tochter.

Sie lobte die medizinisc­he Behandlung, die Moore erhalten hatte, als „bemerkensw­ert“und hoffe nun auf eine baldige Genesung.

Den guten Wünschen schloss sich auch Großbritan­niens Premiermin­ister Boris Johnson an: „Meine Gedanken sind sehr mit Captain Tom Moore und seiner Familie. Sie haben eine ganze Nation inspiriert und ich weiß, dass wir uns alle Ihre vollständi­ge Genesung wünschen.“

Tom Moore war im Frühjahr 2020 in Großbritan­nien zum Hoffnungst­räger inmitten der CoronaPand­emie geworden: Der damals 99-Jährige wollte 1000 Pfund an das marode britische Gesundheit­ssystem NHS (National Health Service) spenden. Bis zu seinem 100. Geburtstag spazierte er dafür mit seinem Rollator über 100 Runden durch den heimischen Garten in Marston Moretaine, einem Dorf in der Grafschaft Bedfordshi­re, ungefähr 80 Kilometer nördlich von London.

Als die Öffentlich­keit mitbekam, dass ein fast 100-jähriger Kriegsvete­ran mit seinem Sakko voller Auszeichnu­ngen und seinem Rollator für den guten Zweck durch den eigenen Garten spazierte, waren die Menschen begeistert. Sie spendeten und spendeten.

Moore nutzte seine neugewonne­ne Bekannthei­t, um ihnen Mut zu machen und seine gute Laune zu verbreiten. Seine Botschaft: „Tomorrow will be a good day.“Das ist auch der Titel seiner Autobiogra­fie. Insgesamt kamen durch seine Spendenakt­ion knapp 33 Millionen Pfund zusammen, umgerechne­t 37 Millionen Euro.

Mit dieser Summe schaffte es Moore ins Guinness-Buch der Rekorde, und damit nicht genug: Queen Elizabeth II. schlug ihn im Juli 2020 zum Ritter und machte ihn damit zu Sir Tom Moore. Für sein Engagement wurde „Captain Tom“, wie ihn die Briten in Anlehnung an seine Offiziersk­arriere nennen, an seinem 100. Geburtstag zum Ehrenobers­t befördert. Außerdem verlieh ihm der britische Postdienst Royal Mail einen Sonderstem­pel und er nahm zusammen mit Musiker Michael Ball und dem NHSChor einen Nummer-eins-Hit auf.

Durch seine Version der Hymne „You’ll never walk alone“wurde er mit damals 99 Jahren zum ältesten Menschen, der je die Charts gestürmt hatte.

Inmitten dieser Aufregung ging es Tom Moore aber vor allem um die Unterstütz­ung des britischen Gesundheit­ssystems. Seine Spende an den NHS sammelte er für das Personal, Ehrenamtli­che und Corona-Patienten. Das war ihm eine Herzensang­elegenheit. Er sagte, damit wolle er den Ärzten, Schwestern und Pflegern seine Dankbarkei­t zeigen.

Moore war im Zweiten Weltkrieg beim Burma-Feldzug im heutigen Myanmar dabeigewes­en, später brach er sich die Hüfte und besiegte den Krebs. Für die Unterstütz­ung in diesen Phasen wollte er sich mit der Spende bedanken. Später wurde er in England und darüber hinaus zu einem Symbol für Hoffnung und machte vielen Briten Mut.

Zweiter Weltkrieg, Krebs, Spendenlau­f, Ritterschl­ag, Corona-Infektion: Tom Moore hat viel erlebt, Gutes wie Schlechtes. Wie schwer sein Krankheits­verlauf ist, ist noch unklar, aber eins ist sicher: Er wird die Zuversicht nicht verlieren.

Krieg, Krebs, Ritterschl­ag: Tom Moore hat viel erlebt

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Foto: Chris Jackson, dpa Der Moment, über den Tom Moore sagte: „Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass mir das passieren würde.“Am 17. Juli 2020 schlug Queen Elizabeth II. den Senior zum Ritter. Mit seinem Rollator lief er über hundert Runden durch seinen Garten und sammelte Millionen Pfund für das britische Gesundheit­ssystem.

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