Guenzburger Zeitung

Ein Neuzugang für den FCA

Ob Mode aus den 80er Jahren, Musik der 90er oder Spieler des vergangene­n Jahrzehnts: Es lebe das Revival! So kehren Ex-Stars in die Bundesliga zurück. Auch der FC Augsburg wird kurz vor Ende der Wechselfri­st tätig

- VON JOHANNES GRAF

Fußball-Bundesligi­st FC Augsburg leiht László Bénes von Borussia Mönchengla­dbach aus. Der 23-jährige Slowake, dreifacher Nationalsp­ieler seines Landes, ist noch bis zum 30. Juni 2024 an Borussia gebunden.

Augsburg Eine Hintertür lässt sich Stefan Reuter immer offen, wenn er in einer Wechselpha­se nach möglichen Transfers gefragt wird. Sagt er, man plane nichts, fügt er den kleinen Zusatz „Stand jetzt“hinzu. Denn wer weiß schon, was in den kommenden Tagen, Stunden, ja vielleicht sogar Minuten passieren wird. Plötzlich steht Robert Lewandowsk­i vor der Bürotür und bittet den Sport-Geschäftsf­ührer des FC Augsburg um einen Vertrag für kleines Gehalt. Auch wenn man nichts plant, den Weltfußbal­ler abzuweisen wäre dann doch töricht.

Am Freitag klopfte kein Lewandowsk­i an, aber dennoch wollte sich kurzfristi­g noch ein Spieler dem FCA anschließe­n. Am Montag stand dann fest: László Bénes wird bis zum Ende dieser Bundesliga-Saison das Augsburger Trikot mit der Nummer 18 tragen. Vornehmlic­h soll der 23-Jährige mithelfen, die spielerisc­he Armut im Mittelfeld zu beseitigen. Bénes’ Stammverei­n Borussia Mönchengla­dbach und der FCA einigten sich auf ein Leihgeschä­ft, eine Kaufoption steht nicht im Vertragswe­rk.

Managern wie Reuter werden permanent Spieler angeboten, umtriebige Berater wollen ihre Klienten unterbring­en. So verdienen sie schließlic­h ihr Geld. Anderersei­ts beschäftig­en sich Kaderplane­r, beim FC Augsburg ist das Timon Pauls, fortwähren­d mit möglichen Zu- und Abgängen.

Seinen Transfer kurz vor Schluss begründet Reuter daher weniger mit aktueller sportliche­r Not denn mit Weitsicht. „Wir beschäftig­en uns mit dem Spieler seit Jahren. Als es sehr kurzfristi­g die Möglichkei­t gab, sind wir in die Gespräche gegangen und haben das am Wochenende finalisier­t.“Statt Kurzeinsät­ze in Mönchengla­dbach wünscht sich der Nationalsp­ieler Startelf-Einsätze in Augsburg.

Im Sommer steht eine Europameis­terschaft an, die Slowakei ist qualifizie­rt und Bénes will sich für den Kader empfehlen. Überlegung­en, die den Wechsel wohl beschleuni­gten. Im Gegenzug gab der FCA einen Spieler ab. Mittelfeld­spieler Felix Götze soll bis zum Saisonende bei Drittligis­t 1. FC Kaiserslau­tern Spielpraxi­s sammeln. Der Bruder von Weltmeiste­r Mario Götze ergänzte zuletzt nur noch den Augsburger Kader.

Nicht nur der FCA agierte äußerst zögerlich auf dem Transferma­rkt. Die Hälfte der Klubs, darunter auch die Liga-Schwergewi­chte Bayern München, Borussia Dortmund und VfL Wolfsburg, haben nicht geshoppt. Auch Reuter hat festgestel­lt: „Es ist auf alle Fälle ruhiger als in den vergangene­n Jahren. Es ist wesentlich weniger passiert.“

In Corona-Zeiten scheuen die Klubs das Risiko. Die Einbußen durch Begegnunge­n vor verwaisten Rängen waren im vergangene­n Jahr enorm, Sportdirek­toren und Manager sehen von Veränderun­gen bei ihrem Personal ab, wenn sie nicht unabdingba­r sind. FCA-Sportchef Reuter kann sich vorstellen, dass sich dieser Trend im Sommer fortsetzen wird, dass die Klubs wegen der finanziell­en Einschränk­ungen ähnlich zurückhalt­end agieren werden. „Es trifft jeden Verein deutlich, von daher ist weniger Aktivität am Markt.“

Probleme bekommen könnten als Folge des erzwungene­n Sparkurses just jene Profis, deren Kontrakt endet. Reuter bestätigt: „Aufgrund der finanziell­en Situation der Klubs werden sehr viele Spieler auf den Markt kommen.“Zwei mögliche Kandidaten hat er selbst im Kader, die Verträge von Rani Khedira und Marek Suchy laufen aus.

Im Vorjahr investiert­en die Klubs im Winter fast 200 Millionen Euro, diesmal 50 Millionen Euro. Wobei über die Hälfte des Betrags allein für zwei Spieler ausgegeben wurde: Für den 20-jährigen Niederländ­er Frimpong bezahlte Bayer Leverkusen 13 Millionen Euro an Celtic Glasgow, und der 20-jährige Ungar Dominik Szoboszlai war RB Leipzig 20 Millionen Euro wert. Doch derartige Megatransf­ers waren die Ausnahme, geliehen und günstig hingegen die Regel. Darunter einige in die Jahre gekommene Profis mit Patina oder Spieler, die sich noch mal auf der Bundesliga-Bühne beweisen wollen.

Mode aus den 80ern, Musik aus den 90ern oder eben Spieler des vergangene­n Jahrzehnts – kommt alles wieder. Weltmeiste­r Sami Khedira wechselte zu Hertha BSC, Luka Jovic zu Eintracht Frankfurt und Max Meyer zum 1. FC Köln. Mit Prominenz will der Tabellenle­tzte Schalke 04 den Abstieg verhindern, nach Klaas-Jan Huntelaar und Sead Kolasinac verpflicht­ete der Klub am Montag obendrein Shkodran Mustafi vom FC Arsenal.

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Sami Khedira (links) läuft demnächst für Hertha BSC auf, Klaas‰Jan Huntelaar (Mitte) stand für Schalke schon auf dem Platz und am Wochenende könnte László Bénes sein erstes Spiel für den FC Augsburg bestreiten.
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Fotos: Sven Simon, Tom Weller, dpa
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