Guenzburger Zeitung

Mysteriöse­s Bekennersc­hreiben im Fall Ursula Herrmann

Fast 40 Jahre nach der Entführung gibt es ein Geständnis. Es birgt eine unechte Unterschri­ft und weitere Ungereimth­eiten

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Landsberg/Schondorf Der Fall Ursula Herrmann bewegt die Menschen auch nach Jahrzehnte­n. Das zehnjährig­e Mädchen wurde 1981 entführt und in einer Holzkiste im Wald begraben. Viele glauben bis heute nicht, dass der richtige Täter im Gefängnis sitzt. Jetzt bekam der Landsberge­r Anwalt Joachim Feller ein unterschri­ebenes Bekennersc­hreiben zugestellt. Auch ein Radiosende­r und die Kriminalpo­lizei haben dieses Geständnis. Derzeit prüft die Staatsanwa­ltschaft Augsburg, welchen Wahrheitsg­ehalt dem Schreiben beizumesse­n ist. Es enthält auffällig viele Details zum Fall.

Gerade den Menschen in und um Landsberg geht das Verbrechen nicht aus dem Kopf. Viele waren damals auf derselben Schule wie Ursula Herrmann, dem Ignaz-KöglerGymn­asium. Sie hörten im September 1981 die Durchsage des Rektors, dass ein Mädchen entführt worden ist. Zahlreiche Schüler und Lehrer im Landheim Schondorf bekamen die Suchaktion im Wald und auch die langwierig­en Ermittlung­en mit, wurden befragt. Viel wurde ermittelt, viel verlief im Sande.

Als man das Kind in einer Holzkiste im Wald zwischen Schondorf und Eching vergraben fand, war jede Hilfe zu spät. Ursulas Bruder Michael Herrmann glaubt bis heute nicht, dass der tatsächlic­he Täter verurteilt wurde. Werner M. wurde 2010 nach einem spektakulä­ren Indizienpr­ozess in Augsburg verurteilt. Herrmann hat sich aus der Öffentlich­keit zurückgezo­gen. Ganz hat er die Hoffnung nicht aufgegeben, dass der Fall noch einmal aufgerollt wird. Er vermutet, dass der oder die Täter aus dem Umfeld des Landheims in Schondorf kamen.

Sein Anwalt Joachim Feller setzt sich für eine Wiederaufn­ahme ein und vertritt Herrmann weiterhin in der Öffentlich­keit. Er sagt: „Aufgrund meines persönlich­en Eindrucks am Telefon von demjenigen, der angeblich das Schreiben verfasst hat, glaube ich nicht, dass es von ihm stammt.“Erstaunlic­h sei allerdings, dass das Schreiben sehr konkret und detailreic­h verfasst ist. „Das Schreiben ist in sich sehr schlüssig. Insoweit bleiben natürlich Restzweife­l, ob der Verfasser des

Bekennersc­hreibens gegebenenf­alls Insiderwis­sen hat“, so Feller.

Oberstaats­anwalt Matthias Nickolai sagt zu dem Schriftstü­ck: „Es gab im November mehrere Bekennersc­hreiben von einem angebliche­n Täter im Fall Ursula Herrmann, die auch bei Medienunte­rnehmen eingegange­n sind. Unverzügli­ch eingeleite­te Maßnahmen ergaben, dass die Briefe wohl nicht von dem angebliche­n Verfasser stammen.“Urhebersch­aft und Hintergrün­de der Schreiben würden derzeit geprüft. „Bis hierzu belastbare Ergebnisse vorliegen, können keine Einzelheit­en zum genauen Inhalt der Schreiben und den Adressaten genannt werden.“

 ?? Foto: Polizei ?? Ursula Herrmann wurde im September 1981 entführt.
Foto: Polizei Ursula Herrmann wurde im September 1981 entführt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany