Guenzburger Zeitung

Goodbye, Captain Tom

Mit seiner Spendensam­melaktion für den britischen Gesundheit­sdienst ist der Kriegsvete­ran Tom Moore zu einem Helden der Pandemie geworden. Jetzt ist er gestorben

-

Bedford Er war ein Symbol der Hoffnung für Großbritan­nien in düsteren Corona-Zeiten, ein „Held im wahrsten Sinne des Wortes“. Mit 100 Runden an seinem Rollator in seinem Hinterhof hatte der 100 Jahre alte Weltkriegs­veteran Tom Moore gewaltige Mengen an Spendengel­dern für den Gesundheit­sdienst NHS gesammelt. Eigentlich wollte „Captain Tom“, wie ihn das Land bald nannte, nur 1000 Pfund sammeln – es wurden knapp 32,8 Millionen (etwa 37 Millionen Euro). Dafür schlug Königin Elizabeth II. den 100-Jährigen persönlich zum Ritter. Nun ist Captain Tom gestorben, wie seine Töchter Hannah und Lucy am Dienstag mitteilten.

Zuvor hatte sich Moore mit dem Coronaviru­s infiziert und wurde in einem Krankenhau­s in Bedford rund 90 Kilometer nördlich von London behandelt. Kinder und Enkel hätten die letzten Stunden an seiner Seite verbracht, persönlich oder über einen Videochat, berichtete­n die Töchter. „Wir haben stundenlan­g mit ihm geplaudert und uns an unsere Kindheit und unsere wundervoll­e Mutter erinnert. Wir teilten Lachen und Tränen miteinande­r.“

Schlagarti­g war Captain Tom weltweit berühmt geworden, als er im Sommer an einem Spendenlau­f teilnahm. Unter großer Begeisteru­ng marschiert­e der Senior die Strecke ab – und stellte einen Guinness-Weltrekord auf für die höchste Summe, die bei einem Spendenlau­f je zusammenka­m. In der Tat war die Begeisteru­ng für Sir Tom, wie er sich seit dem Ritterschl­ag nennen durfte, enorm. Umso größer war das Entsetzen, als Moores Krankenhau­saufenthal­t am Sonntagabe­nd bekannt geworden war. „Er steht auf bemerkensw­erte Weise für uns alle. Er ist so ein Geschenk, und deshalb beten wir weiter für ihn“, sagte der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, noch am Dienstagmo­rgen dem Sender ITV. Wegen Medikament­en, die er zur Behandlung einer Lungenentz­ündung erhalten hatte, war Moore nicht gegen Covid-19 geimpft worden. Die Nachricht sorgte landesweit, über politische Grenzen hinweg und sogar im Königshaus für Bestürzung. Die Queen brauchte nur wenige Minuten, bis sie ihre Trauer ausdrückte. Sie habe eine private Nachricht an Moores Familie geschriebe­n und es sehr genossen, Moore im vergangene­n Jahr in Windsor kennenzule­rnen, hieß es auf Twitter vom Königshaus. „Captain Sir Tom Moore war im wahrsten Sinne des Wortes ein Held“, twittere Premiermin­ister Boris Johnson. Schon im Zweiten Weltkrieg habe Moore für die Freiheit gekämpft und in der dunkelsten Krise der Nachkriegs­zeit alle vereint und aufgemunte­rt. Am Regierungs­sitz in der Downing Street wehte der Union Jack in Gedenken an Moore auf halbmast.

Außenminis­ter Dominic Raab schrieb, der 100-Jährige habe „die Moral der ganzen Nation“gestärkt. Auch Opposition­sführer Keir Starmer sowie Schottland­s und Nordirland­s Regierungs­chefinnen Nicola Sturgeon und Arlene Foster gedachten am Dienstag Moore und seinen Verdienste­n.

 ?? Foto: Jacob King, dpa ?? Tom Moore wurde im Alter weltberühm­t, ja zu einem Hoffnungst­räger. Nun ist „Cap‰ tain Tom“an Covid‰19 gestorben.
Foto: Jacob King, dpa Tom Moore wurde im Alter weltberühm­t, ja zu einem Hoffnungst­räger. Nun ist „Cap‰ tain Tom“an Covid‰19 gestorben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany