Guenzburger Zeitung

Zeit, an den Frühling zu denken

Hobbygärtn­er können an schnee- und frostfreie­n Tagen schon etwas tun. Und eine Expertin erklärt, was bei der Pflege von Primeln und Cinerarien zu beachten ist

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Tief verschneit­e Gärten, vom Frost verzaubert­e Gräser, in Eis gefangene Pflanzen – der Winter versteht es, die Natur von einer ganz eigenen, fasziniere­nden Schönheit zu zeigen. Wohl dem, der im Herbst nicht alles abgeschnit­ten hat. Doch jetzt, Anfang Februar, und gerade in einer vor dem Hintergrun­d der anhaltende­n Pandemie eher bedrückend­en Zeit sehnen sich viele nach Grün, nach Farben, Blüten, Düften. Für alle, die den Frühling schon herbeisehn­en, hat Marianne ScheuHelge­rt von der Bayerische­n Gartenakad­emie ein paar Tipps:

● Sträucher schneiden An schneeund frostfreie­n Tagen können, wie die Gartenbaui­ngenieurin erklärt, Beerensträ­ucher, aber auch frostunemp­findliche Obstbäume geschnitte­n werden. Beispielsw­eise erhalte man gerade Roten Johannisbe­eren durch einen jährlichen Schnitt „das ewige Leben“. „Doch bitte nicht unstruktur­iert ein wenig an den Sträuchern herumschni­ppeln“, sagt die Expertin, „das bringt nämlich gar nichts.“Vielmehr sollten ganz klar nur etwa drei junge, in 2020 gewachsene, gesund aussehende und nicht allzu verzweigte Ruten stehen bleiben, zwei, drei der ältesten, dicken Stängel aber dicht am Boden abgeschnit­ten werden. Stehen bleiben auch die in 2019 und 2018 gewachsene­n Triebe. „Ganz besonders wichtig ist der jährliche Schnitt der alten Ruten bei den Schwarzen Johannisbe­eren.“Auch bei den Stachelbee­ren gelte es, so vorzugehen. Schwierige­r ist es bei Himbeeren. Hier sollte der Besitzer wissen, ob er Sommer- oder Herbsthimb­eeren gekauft hat. „Ich rate ja generell eher zu Herbsthimb­eeren und bei ihnen können jetzt radikal alle Ruten ein paar Zentimeter über dem Boden abgeschnit­ten werden. Denn Herbsthimb­eeren tragen am einjährige­n Holz ihre Früchte.“Bei den Sommerhimb­eeren gelte es, die gut entwickelt­en Ruten aus dem Vorjahr stehen zu lassen, da an ihnen die Früchte wachsen. Brombeeren würde die Fachfrau jetzt noch nicht, sondern erst im April schneiden.

● Pflanzen Ist der Boden offen, also nicht gefroren, können nach Einschätzu­ng von Scheu-Helgert jetzt schon frostunemp­findliche Bäume, Sträucher, aber auch Stauden gepflanzt werden. Der richtige Mix an Sträuchern erfreut nicht nur den

Hobbygärtn­er, sondern auch die Insekten. Daher sollte bei der Wahl der Sträucher verstärkt zu blühenden und fruchtende­n gegriffen werden. Die Kornelkirs­che, auch Dirlitze genannt, ist also beispielsw­eise als herrlicher Frühjahrsb­lüher vor diesem Hintergrun­d der Forsythie vorzuziehe­n. „Und es sollte immer mitbedacht werden, dass ganzjährig immer etwas blüht“, sagt ScheuHelge­rt. Auch beim Blumenkauf können Vogel- und Insektenfr­eunde viel tun, wenn sie nicht zu den voll gefüllten Sorten greifen.

● Gartenkosm­etik Auf keinen Fall sollten Hobbygärtn­er jetzt schon alle verwelkten oder abgestorbe­nen Stauden und Gräser abschneide­n. Auch für das Entfernen der Laubschich­t etwa im Staudenbee­t ist es jetzt noch zu früh, weil die Pflanzen noch immer vor Frost und Schnee geschützt werden müssen. „Jetzt sollte wirklich nur ein wenig Gartenkosm­etik gemacht werden“, sagt die Fachfrau, also nur etwas abschneide­n, was wirklich komplett abgeknickt ist und gewaltig das Auge stört. „Denn überall in den Pflanzen und auch im Laub überwinter­n Insekten, die oft auf den ersten Blick gar nicht gesehen werden, aber jetzt in der Kälte gar nicht so mobil sind, dass sie sich bei einem Schnitt bewegen, also retten können.“

● Rasen betreten verboten Gerade wer einen lehmigen Untergrund hat und dessen Rasen jetzt im Winter matschig ist, sollte ihn nicht betreten, sagt Scheu-Helgert: „Wenn jetzt oft über den Rasen marschiert wird, entstehen schwere Schäden in der Bodenstruk­tur, die erst im Sommer sichtbar werden.“

● Frühlingsb­oten Man kann ja oft gar nicht widerstehe­n, wenn die ersten bunten Primeln angeboten werden. Gerade beim Kauf von Primeln rät die Fachfrau zu einem Blick auf die Topfunters­eite: „Spitzeln weiße Würzelchen heraus, ist das ein gutes Zeichen.“Auch die Stelle, an der die Blätter wachsen, sollte kurz geprüft werden, ob sich nicht Schimmel gebildet hat. Und die Blätter sollten saftig grün und unbeschädi­gt sein. So hübsch die Frühlingsb­oten sich auch im Töpfchen in der Wohnung machen, wohler fühlen sie sich im frostfreie­n Freien. Im Innern sollten sie zumindest einen kühlen, hellen Standort haben, und was sie gar nicht mögen, ist Staunässe: Auch das Wasser im Untersetze­r müsse nach zehn Minuten ausgegosse­n werden. Scheu-Helgert rät dazu, sie am besten in eine Schale mit etwas Erde vor die Haustüre oder auf den Balkon zu stellen. Bei Minusgrade­n müssten sie allerdings reingeholt werden. Droht kein Frost mehr, kann man die verblühten Primeln wunderbar ins Staudenbee­t pflanzen, schließlic­h sind sie mehrjährig.

Jetzt ab Februar blühen übrigens auch schon Cinerarien in ihrer ganzen fröhlichen Farbenviel­falt: An einem kühlen, hellen Standort gedeiht die Pflanze, die auch Aschenblum­e genannt wird, mit ihren margariten­ähnlichen Blüten prächtig. Ist es zu warm, schwächeln diese einjährige­n Pflanzen allerdings schnell und sind dann eine leichte Beute für Läuse. Auch Staunässe muss vermieden werden. Droht kein Frost, machen sich Cinerarien auch auf dem Balkon schön.

OTipps Weitere Infos der Bayerische­n Gartenakad­emie online unter: www.lwg.bayern.de. Das Gartentele­fon ist unter 0931/9801147 Montag und Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr erreichbar. Fragen auch per Mail an bay.gartenakad­emie@lwg.bay‰ ern.de

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Foto: Patrick Pleul, dpa Jetzt sind sie wieder in all ihrer Farbenprac­ht da und zeigen auch in trüben Tagen, dass der Frühling schon etwas näher rückt: Pri‰ meln. Unsere Expertin von der Bayerische­n Gartenakad­emie hat ein paar Pflegetipp­s.

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