Keine Furcht vor Anfeindung
Ich komme ursprünglich aus Afghanistan. In Afghanistan gibt es keine Demokratie, sondern das Land wird vom Islam regiert. Obwohl ich selbst Moslem bin, würde ich in den Augen der Taliban nicht als ein „richtiger Moslem“gelten, da ich beispielsweise keinen Bart trage. Allein aus diesem Grund würden mich die Taliban töten, wenn sie mich finden. In meinem Heimatland gibt es so etwas wie Freiheit nicht, es zählt nur die Meinung der Regierung. Und wer dieser widerspricht, wird getötet. Es gab einmal eine sehr mutige Frau, die sich gegen eine kirchliche Obrigkeit stellte und zu ihrer eigenen, abweichenden Meinung stand, worauf sie gesteinigt wurde und starb. Deshalb weiß ich es umso mehr zu schätzen, dass ich in Deutschland meine Meinung frei äußern darf. Ich weiß, dass viele Menschen ein Problem mit mir oder Asylbewerbern im Allgemeinen haben. Jedoch muss ich nicht in Angst vor diesen Menschen leben. Denn in Deutschland gibt es Gesetze, die es unter Strafe stellen, wenn ich angefeindet und bedroht werde.
Ein weiterer Punkt, den ich an der Demokratie toll finde, ist, dass Männern und Frauen die gleichen Rechte zukommen. Auch das gab es in Afghanistan nicht. Meine Frau durfte beispielsweise nur bis zur vierten Klasse in die Schule gehen, wohingegen ich ein Diplom als Bauingenieur machen konnte.
Zudem finde ich, dass man Menschen nicht aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit abwerten sollte, da jede Religion ihre Berechtigung hat. Letztendlich sind wir nicht Juden, Christen oder Moslems, sondern einfach nur Menschen und diese Gleichwertigkeit wird von der Demokratie geschützt.
Abdul Salam Wakeli, 36 Jahre alt, hat an der VHS Günzburg an Sprachkursen und berufsfördernden Maßnahmen teilgenommen.
» Regelmäßig lassen wir hier Bürger mit Bezug zum Kreis Günzburg zu Wort kom men, die sich Gedanken zur Demokratie gemacht haben. „Schreiben über Demo kratie“ist eine Gemeinschaftsaktion mit der Volkshochschule Günzburg.