Zurück in der Gewinnzone
Nach fünf Jahren schreibt die Deutsche Bank wieder schwarze Zahlen. Dabei soll es auch 2021 bleiben
Frankfurt am Main Fünf Jahre lange keine Gewinne ist für jedes Unternehmen schlecht. Wenn Deutschlands größtes Bankhaus ein halbes Jahrzehnt nicht in die schwarzen Zahlen kommt, ist das eine andere Nummer. Umso wuchtiger wirkte dann, mitten in der schwersten Wirtschaftskrise seit Kriegsende, mitten in der Corona-Pandemie, diese Nachricht: Die Deutsche Bank schafft die Trendwende und kehrt in die Gewinnzone zurück.
Konzernchef Christian Sewing, der die Bank gerade neu strukturiert, konnte in Frankfurt verkünden, dass der angestrebte Vorsteuergewinn 2020 mit etwas über einer Milliarde Euro noch besser ausfiel als vom Vorstand erwartet. Und auch unterm Strich standen schwarze Zahlen: Die Bank weist 624 Millionen Euro Überschuss aus. Davon müssen unter anderem noch Zinszahlungen an die Inhaber bestimmter Anleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des DaxKonzerns 113 Millionen Euro Gewinn entfällt. 18 Monate nach der Strategie-Ankündigung, bilanzierte Sewing, sei „die Phase des intensivsten Umbaus“abgeschlossen. Und perspektivisch sagte er: „Wir sind nachhaltig profitabel und zuversichtlich, dass der insgesamt positive Trend 2021 auch in diesen schwierigen Zeiten anhält.“
Dürfen die Anleger diese Zuversicht teilen? Die Aktionärsschützerin Daniela Bergdolt, Vizepräsidentin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierschutz, analysiert im Gespräch mit unserer Redaktion so: „Die Investmentbank hat sehr viel verdient. Und im Privatkundenbereich sind die Verluste nicht mehr so groß. Herr Sewing ist auf dem richtigen Weg. Er hat durchgegriffen, die Kosten runtergebracht und deshalb sieht man nun diesen Gewinn.“
Im Kapitalmarktgeschäft hatte es in der Vergangenheit immer wieder Auswüchse und in der Folge teure Rechtsstreitigkeiten gegeben. Aus dem weltweiten Aktienhandel etwa zog sich die Deutsche Bank ganz zurück. Vor Steuern erzielte die Investmentbank im vergangenen Jahr nun 3,2 Milliarden Euro Gewinn nach 502 Millionen Euro im Jahr 2019. Damit lieferte die lange verlustreiche Sparte praktisch den gesamten Gewinn der Kernbank, also der Bereiche ohne die konzerneigene Abbaueinheit für Altlasten.
Bergdolt betont einerseits: „Wir sind mit dem Aufräumen noch nicht am Ende.“Sie sieht noch Defizite im Unternehmensgeschäft, vor allem aber im Privatkundenbereich der Bank, das „endlich profitabel“werden müsse. Anderseits aber geht die Spezialistin für Bank- und Kapitalmarktrecht davon aus, dass die Gewinnperspektive für das Kreditinstitut unter Sewing auch 2021 hält: „Das wird gelingen.“Allerdings müsse Sewing das Institut in den kommenden Jahren „nachhaltig“in die Gewinnzone bringen und stabil machen. „Die Deutsche Bank muss noch wetterfester werden.“
Mit dem Konzernumbau, einer Rosskur, die der Commerzbank vergleichbar noch bevorsteht, will die Deutsche Bank bis Ende 2022 tausende Stellen abbauen. Auch sonst wird gespart. So soll etwa das Netz eigener Filialen in Deutschland
im laufenden Jahr um gut 100 Standorte auf 400 schrumpfen.
Nach zwei Nullrunden bei der Dividende sollen 2021 die Aktionäre allerdings wieder am Unternehmenserfolg beteiligt werden. Für das laufende Geschäftsjahr ist eine Gewinnausschüttung angestrebt. Sewing sagte: „Wir stehen fest zu unseren Plänen, ab 2022 fünf Milliarden Euro an Kapital an unsere Aktionäre zurückzugeben.“Bergdolt kommentiert das so: „Damit die Aktionäre überhaupt wieder Vertrauen in Deutsche-Bank-Aktien fassen, ist das auch dringend notwendig.“
Ferner sagt sie perspektivisch, mit Blick auf das große Ganze: „Wir brauchen einen Global Player im Bankenwesen. Es darf nicht so weit kommen, dass Deutschland keine weltweit agierende Bank mehr hat.“(mit dpa)