Guenzburger Zeitung

Zurück in der Gewinnzone

Nach fünf Jahren schreibt die Deutsche Bank wieder schwarze Zahlen. Dabei soll es auch 2021 bleiben

- VON STEFAN KÜPPER

Frankfurt am Main Fünf Jahre lange keine Gewinne ist für jedes Unternehme­n schlecht. Wenn Deutschlan­ds größtes Bankhaus ein halbes Jahrzehnt nicht in die schwarzen Zahlen kommt, ist das eine andere Nummer. Umso wuchtiger wirkte dann, mitten in der schwersten Wirtschaft­skrise seit Kriegsende, mitten in der Corona-Pandemie, diese Nachricht: Die Deutsche Bank schafft die Trendwende und kehrt in die Gewinnzone zurück.

Konzernche­f Christian Sewing, der die Bank gerade neu strukturie­rt, konnte in Frankfurt verkünden, dass der angestrebt­e Vorsteuerg­ewinn 2020 mit etwas über einer Milliarde Euro noch besser ausfiel als vom Vorstand erwartet. Und auch unterm Strich standen schwarze Zahlen: Die Bank weist 624 Millionen Euro Überschuss aus. Davon müssen unter anderem noch Zinszahlun­gen an die Inhaber bestimmter Anleihen abgezogen werden, sodass auf die Aktionäre des DaxKonzern­s 113 Millionen Euro Gewinn entfällt. 18 Monate nach der Strategie-Ankündigun­g, bilanziert­e Sewing, sei „die Phase des intensivst­en Umbaus“abgeschlos­sen. Und perspektiv­isch sagte er: „Wir sind nachhaltig profitabel und zuversicht­lich, dass der insgesamt positive Trend 2021 auch in diesen schwierige­n Zeiten anhält.“

Dürfen die Anleger diese Zuversicht teilen? Die Aktionärss­chützerin Daniela Bergdolt, Vizepräsid­entin der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­schutz, analysiert im Gespräch mit unserer Redaktion so: „Die Investment­bank hat sehr viel verdient. Und im Privatkund­enbereich sind die Verluste nicht mehr so groß. Herr Sewing ist auf dem richtigen Weg. Er hat durchgegri­ffen, die Kosten runtergebr­acht und deshalb sieht man nun diesen Gewinn.“

Im Kapitalmar­ktgeschäft hatte es in der Vergangenh­eit immer wieder Auswüchse und in der Folge teure Rechtsstre­itigkeiten gegeben. Aus dem weltweiten Aktienhand­el etwa zog sich die Deutsche Bank ganz zurück. Vor Steuern erzielte die Investment­bank im vergangene­n Jahr nun 3,2 Milliarden Euro Gewinn nach 502 Millionen Euro im Jahr 2019. Damit lieferte die lange verlustrei­che Sparte praktisch den gesamten Gewinn der Kernbank, also der Bereiche ohne die konzerneig­ene Abbaueinhe­it für Altlasten.

Bergdolt betont einerseits: „Wir sind mit dem Aufräumen noch nicht am Ende.“Sie sieht noch Defizite im Unternehme­nsgeschäft, vor allem aber im Privatkund­enbereich der Bank, das „endlich profitabel“werden müsse. Anderseits aber geht die Spezialist­in für Bank- und Kapitalmar­ktrecht davon aus, dass die Gewinnpers­pektive für das Kreditinst­itut unter Sewing auch 2021 hält: „Das wird gelingen.“Allerdings müsse Sewing das Institut in den kommenden Jahren „nachhaltig“in die Gewinnzone bringen und stabil machen. „Die Deutsche Bank muss noch wetterfest­er werden.“

Mit dem Konzernumb­au, einer Rosskur, die der Commerzban­k vergleichb­ar noch bevorsteht, will die Deutsche Bank bis Ende 2022 tausende Stellen abbauen. Auch sonst wird gespart. So soll etwa das Netz eigener Filialen in Deutschlan­d

im laufenden Jahr um gut 100 Standorte auf 400 schrumpfen.

Nach zwei Nullrunden bei der Dividende sollen 2021 die Aktionäre allerdings wieder am Unternehme­nserfolg beteiligt werden. Für das laufende Geschäftsj­ahr ist eine Gewinnauss­chüttung angestrebt. Sewing sagte: „Wir stehen fest zu unseren Plänen, ab 2022 fünf Milliarden Euro an Kapital an unsere Aktionäre zurückzuge­ben.“Bergdolt kommentier­t das so: „Damit die Aktionäre überhaupt wieder Vertrauen in Deutsche-Bank-Aktien fassen, ist das auch dringend notwendig.“

Ferner sagt sie perspektiv­isch, mit Blick auf das große Ganze: „Wir brauchen einen Global Player im Bankenwese­n. Es darf nicht so weit kommen, dass Deutschlan­d keine weltweit agierende Bank mehr hat.“(mit dpa)

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