Guenzburger Zeitung

Bayerns Brauereiga­ststätten drohen abzusaufen

Die meisten Betriebe erhalten keine staatliche Hilfe. Versteht man in der Bundesregi­erung nicht, worum es geht?

- VON ULI BACHMEIER

München Zu den schönen Dingen, die es in dieser Art und Menge nur in Bayern gibt, gehören die rund 200 Brauereiga­ststätten. Man geht vielerorts nicht einfach nur zum Wirt, man geht „zum Bräu“. Diese Tradition, das Bier dort trinken zu können, wo es gebraut wird, ist in Gefahr. Die Wirte nämlich können in der Corona-Krise zumindest auf etwas staatliche Hilfe hoffen, kleine Brauer mit eigenem Wirtshaus gehen dagegen in aller Regel leer aus.

Georg Schneider, der Präsident des Bayerische­n Brauerbund­es, hatte auf seiner Jahrespres­sekonferen­z am Donnerstag in München daher wenig Erfreulich­es zu berichten. Über Jahre hinweg hatten sich die rund 650 bayerische­n Brauereien mit einigem Erfolg gegen den allgemeine­n Abwärtstre­nd am Biermarkt gestemmt. Ein Grund dafür war, dass es hier besonders viele mittelstän­dische Betriebe gibt, die ihr Bier über verschiede­ne Absatzwege zu den Kunden bringen – es geht nicht nur in den Export oder Handel, sondern auch direkt in die Gastronomi­e, zu Volks- und Vereinsfes­ten oder anderen Veranstalt­ungen.

Die vielen kleinen Brauereien, die sich auf die Vermarktun­g in ihrer Region konzentrie­rt haben, treffe die Schließung der Gastronomi­e und die Absage von Veranstalt­ungen besonders hart. Der Rückgang der Produktion um 4,1 Prozent (eine

Million Hektoliter) im vergangene­n Jahr spiegle die tatsächlic­he Situation in der bayerische­n Brauwirtsc­haft deshalb nicht wider. Es gebe einige „Kriegsgewi­nnler“, sagte Schneider. Der Mehrzahl der Brauer aber gehe es schlecht und vielerorts herrsche „nackte Existenzno­t“. Einige Brauer hätten schon ihre Altersvors­orge ins Unternehme­n gesteckt, in der Hoffnung, es so durch die Krise zu retten.

„Am schlimmste­n“, so Schneider, „trifft es diejenigen Kollegen, die neben der Brauerei ein gastronomi­sches Objekt selbst betreiben.“Die Brauereiga­sthöfe nämlich gingen bei den staatliche­n Fördermaßn­ahmen der „November- bzw. Dezemberhi­lfe“meist leer aus. Anders als Bäckereien oder Konditorei­en mit angeschlos­senem Café, gelten sie in den Augen der Bundesregi­erung nicht als „Gastronomi­ebetrieb“, sondern fallen als „Mischbetri­ebe“durch das Förderrast­er. Die Bayerische Staatsregi­erung habe sich zwar um Verbesseru­ngen bemüht, sich aber in Berlin nicht durchsetze­n können. Ein Sprecher von Bayerns Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte, dass zumindest für einige Betriebe ein Durchbruch

erreicht worden sei. Das betrifft aber nur jene, die mindestens 80 Prozent ihres Gesamtumsa­tzes mit Gastronomi­e sowie dem Verkauf von Fassbier und „Flaschenbi­er-to-go“erzielen. Sie seien für die „Überbrücku­ngshilfe III“antragsber­echtigt. Wer zu viel Flaschenbi­er in den Handel verkauft, hat nach wie vor das Nachsehen.

Einig sind sich Bayerns Brauer und das Bayerische Wirtschaft­sministeri­um darin, dass die Bundesregi­erung nicht versteht, worum es im Kern geht. „Hier geht es nicht um eine Kneipe mehr oder weniger. Hier geht es um die Existenz oft Jahrhunder­te alter Unternehme­n, die ein Teil der DNA unserer Branche sind“, sagt Präsident Schneider.

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