Wie die 4b die Technik besiegte
Gestern war Capito im Unterricht der Leopold-Mozart-Schule in Leitershofen und hat mitbekommen, wie die Klasse mal schnell das streikende Computerprogramm austrickste
Helmut kennt diesen Witz:
Eine Frau sagt zu ihrem Mann: „Schatz, wir sollten eine ordent liche Lebensversicherung ab schließen. Stell dir vor, wenn ei nem von uns etwas passiert, wie stehe ich dann da!“
Computer leben – davon bin ich fest überzeugt. Meine TechnikKollegen sagen mir zwar immer, dass dem nicht so ist. Aber ich glaube das nicht. Dafür sind die Dinger zu zickig. Gestern Vormittag, als ich die Klasse 4b der Leopold-Mozart-Grundschule in Leitershofen besuchen wollte, gab es mal wieder einen Beweis für meine Vermutung.
Lehrerin Susanne Mayr hatte mir vorab einen Einladungslink für das Programm geschickt, mit dem sich die Klasse seit Ende der Weihnachtsferien täglich in der Videokonferenz trifft. Um 9.45 Uhr soll ich auf den Link klicken und mich dazuschalten – aber ausgerechnet heute streikt das Programm und lässt die meisten Kinder nicht richtig rein. Zum ersten Mal! Susanne Mayr weiß sich aber zu helfen und verschickt einen Link zu einem anderen Programm. In Homeschooling-Zeiten wird man als Lehrkraft notgedrungen zur Technikexpertin. Und daheim helfen zum Glück Eltern oder große Brüder den Kindern weiter, damit sie wieder in den digitalen Klassenraum kommen.
Nun tauchen lauter Köpfe auf meinem Bildschirm auf – auch der von Schulpraktikantin Laura. Die Kinder sehen sie heute zum ersten Mal ohne Maske. „Ihr seht, wir können jedes Problem lösen, die Technik kann uns nichts, wir besiegen die“, sagt Frau Mayr lachend in die Kamera und lobt gleich die Klasse: „Ihr macht das so toll, ihr geht wie selbstverständlich mit der Technik um.“Diese besonderen Fähigkeiten möchte sie heuer auch im Zeugnis würdigen, sagt sie.
Dann gibt es erst einmal das Spiel „Wen oder was mag ich?“, in dem die vierte Klasse beim Fragebeantworten den vierten Fall, den Akkusativ, übt. Und danach spielen wir das Hauptstadtquiz. Ich nenne den Kindern Bundesländer und die Jungen
und Mädchen sagen mir die Hauptstädte. Auch da ist die Klasse fit. Zwischendurch kommt Johanna dazu. „Wir hatten es mit dem anderen Programm 100 Mal versucht und sind 100 Mal nicht reingekommen“, sagt sie und hält ein Buch in die Kamera: über eine ZwergBartagame.
So ein Tier bekommt sie zum Geburtstag geschenkt und macht sich jetzt schon schlau darüber, sagt sie.
Kurz vor 10 Uhr zeigt der Computer oben links im Fenster an, dass die Videositzung gleich zu Ende ist und wieder alle rausfliegen. Kein Problem. Noch einmal auf den Link klicken und die neue Sitzung beginnt. Nun sind auch neue Kinder dabei – denn die Klasse ist geteilt, damit die kleinen Gruppen einfacher lernen können.
Bevor Mathe losgeht, springen die Kinder schnell auf und holen sich ein besonderes Blatt, das in Folie eingeschweißt ist. In der Zwischenzeit erklärt Frau Mayr, dass Abwechslung im Digitalunterricht besonders wichtig ist. Für Kinder wäre es ja sonst langweilig, dauernd auf den Bildschirm zu starren. Und wer sich langweilt, der lernt nicht so gut. Als die Kinder wieder zurück sind, werden ganz lange Zahlen diktiert: Zweimillionensiebenhundertzehntausendzweihundertzehn – mit einem Spezialstift schreiben die Kinder sofort die Ziffern 2710210 in Kästchen und halten die richtige Antwort in die Kamera. Weil das Blatt foliert ist, können sie die Zahlen immer wieder wegwischen.
Danach geht es ums Geschichtenschreiben – quasi mein Lieblingsthema. Die Kinder wissen schon, dass ein spannender Text einen roten Faden hat. Und einen Spannungsbogen – „so wie ein Flugzeug, das steigt, einen Höhepunkt hat und dann wieder landet“, erklärt Lara. Und auch wichtig: wörtliche Rede. „Gänsefüßchen setzen“, sagt Sophie. Und dann liest Lilli ihre Hausaufgabe vor, eine Fortsetzungsgeschichte. Spannend! Am Ende bekommt sie dafür auch dreierlei Applaus: normalen mit Ton, ein lautloses Applaus-Bild im kleinen Fenster und ein paar Kinder heben auch ihre Hände auf Kopfhöhe, halten die Handflächen in die Kamera und drehen dabei die Hände – das ist Applaus in der Gehörlosensprache, erklärt Frau Mayr.
Plötzlich zeigt mein Computer wieder: Sitzung gleich vorbei. „Wir können uns einfach noch einmal über den Link einwählen“, sagen die Kinder kurz. Aber Frau Mayr winkt ab: Genug Zeit heute vor dem Computer verbracht. Ab in die Sonne. Und Tschü ...!
Ein Museum in der Stadt Bremen hat viele Werke von Picasso. Diese kann man sich wegen der Corona-Krise gerade nicht anschauen. Trotzdem brachten die Bilder das Museum auf eine Idee, nämlich: Die Haare mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Deshalb forderte das Museum Menschen auf, Fotos von Haaren zu schicken.
Über 1000 Fotos kamen an. „Es ist sowohl der Opa mit Haaren auf dem Bauch als auch die erwachsene Frau, die erzählt, dass sie als Kind für ihre Körperbehaarung gehänselt wurde“, sagt die Sprecherin des Museums. Dabei sind Haare am Körper völlig normal. Eine Auswahl der Fotos soll im Museum Kunsthalle in Bremen gezeigt werden.