CSU-Präsenz zur Unzeit
Polemisch könnte man die Frage stellen: Kommt erst die CSU und dann der Gesundheitsschutz? Das wäre holzschnittartig und würde der Sache nicht gerecht. Denn die Delegiertenwahlen im Präsenzmodus sind kein Privileg der CSU. Und dass Parteien im Grundgesetz eine besondere Stellung genießen, ist richtig.
Dennoch hat sich die CSU selbst in ein Dilemma gebracht – mit ihrer Fehleinschätzung nämlich, man müsse nur lange genug warten, dann wird die Corona-Welle abebben. Die Vorbereitung auf die Bundestagswahl im Herbst findet keineswegs unter gewöhnlichen Vorzeichen statt, weil Corona hartnäckiger ist, als die meisten eingeschätzt haben. Dieses Zuwarten setzt die Christsozialen unter Zugzwang. Und egal, wie die Erklärungen nun lauten, mit denen die Rechtmäßigkeit von Partei-Präsenzveranstaltungen begründet werden: Den Menschen, die seit Monaten mit politisch vorgegebenen, spürbaren Einschränkungen leben müssen, den Menschen, die vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen, reichen diese Gründe nicht.