Kommunen stimmen für Tempo 120 auf der A8
Zusmarshausen will eine gemeinsame Resolution mit anderem Kommunen an der Autobahn auf den Weg bringen. Doch es gibt Bedenken gegen das Vorhaben. Was hingegen sicher kommen soll, ist die Telematik
Landkreis Mit Vollgas auf der A8 von Adelsried bis nach Günzburg? Tempolimits gibt es auf diesem Abschnitt der Autobahn jedenfalls kaum. Für die Kommunen entlang der A8 gehören die Schattenseiten der Rennfahrerkulturinzwischen fast schon zum Alltag. Ihre Rettungskräfte sind es, die bei schweren Unfällen die Toten und Verletzten aus den demolierten Autos bergen.
Zudem leiden die Anwohner unter dem Verkehrslärm, den eilige Autofahrer auf der A8 ihnen ununterbrochen bescheren. Mit einer gemeinsamen Resolution für ein Tempolimit wollen die betroffenen Kommunen daran jetzt schleunigst etwas ändern. Grundsätzlich würden sie alle für ein Tempolimit stimmen, erklärte der Zusmarshauser Bürgermeister Bernhard Uhl. Die Marktgemeinde hatte Städte, Gemeinden und Landkreise entlang der A8 angeschrieben, damit sie sich an der Resolution beteiligen, darunter auch Dasing und Adelzhausen. Doch es gibt rechtliche Bedenken.
Zwischen Edenbergen und Friedberg darf seit Juli 2020 von 6 bis 20 Uhr nur noch 120 gefahren werden. 2019 waren auf dem rund neun Kilometer langen Streckenabschnitt 89 Menschen bei Unfällen verletzt worden, zwei waren gestorben. Die Strecke galt als unfallträchtig und viel befahren. Damit stand den 120-Schildern rechtlich nichts im Weg. Nächstes Jahr soll zwischen Adelsried und Dachau nun auch mit dem Bau einer Telematikanlage begonnen werden. Der Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz (CSU) bestätigte, dass das Bundesverkehrsministerium 37 Millionen Euro für dieses Projekt zugesagt habe.
Durz erklärte weiter, dass der Entschluss das Ergebnis einer Kosten-Nutzen-Abwägung sei. Eine Telematikanlage sei mit einem einfachen Schild mit der Aufschrift 120 nicht zu vergleichen. Die Telematik könne nicht nur die Geschwindigkeit auf der Autobahn regulieren, sondern gleichzeitig auch Staus verhindern, Wetterwarnhinweise geben, den Verkehr lenken oder Lastwagenfahrern anzeigen, wo noch freie Parkplätze sind. Die KostenNutzen-Rechnung sei hier positiv ausgefallen. Für den A8-Abschnitt von Adelsried bis Ulm sei dies nicht der Fall.
Der Bundestagsabgeordnete hofft dennoch, dass eine Telematikanlage aufgestellt werde, weil hier ein Testfeld für autonomes Fahren entstehen soll. Dafür sei Telematik erforderlich, so Durz. Bislang habe er jedoch keine Antwort vom Bundesverkehrsministerium, wann es mit diesem Projekt vorangeht.
Bis es so weit ist, wollen die Kommunen Schilder an der A8 aufstellen. Doch nach Ansicht des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann sei ein Tempolimit auf dem Streckenabschnitt nicht nötig, weil hier kein Unfallschwerpunkt sei, berichtete der Zusmarshauser Bürgermeister Bernhard Uhl. Seiner Meinung nach würde beispielsweise die Berg- und Talabfolge ein Tempolimit rechtfertigen.
Darum hatte Zusmarshausen die anderen Kommunen aufgefordert, sich an einer gemeinsamen Resolution für ein Tempolimit zu beteiligen. Zudem sei es eine kostengünstige und schnelle Lösung, Schilder für ein Tempolimit aufzustellen, bis die erhoffte Telematik den Verkehrsfluss regelt. Der Burgauer Gemeinderat hat sich dem Vorhaben mit einer Gegenstimme angeschlossen, in Adelsried hoffen die Gemeindevertreter auf einen besseren Lärmschutz und mehr Sicherheit und stimmten ebenfalls dafür.
Auch Dasing hat sich der Aktion angeschlossen. Bürgermeister Andreas Wiesner sagte, es sei begrüßenswert, wenn „alle an einem Strang in dieselbe Richtung ziehen“. Sein Amtskollege Lorenz Braun in Adelzhausen erklärte, warum auch seine Gemeinde, die ebenfalls östlich von Friedberg liegt, sich beteilige: „Unsere Feuerwehrleute sind jeden zweiten oder dritten Tag auf der Autobahn im Einsatz.“
Im Günzburger Stadtrat wurden Bedenken laut, dass ein allgemeines Tempolimit rechtlich nicht haltbar sein könnte. Es müssten konkrete örtliche Gründe vorliegen, etwa wegen der Verkehrssicherheit oder wegen des Lärmschutzes, um die Autofahrer langsamer fahren zu lassen, hieß es dort. Der Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz hatte das ebenfalls zu bedenken gegeben. In der Hoffnung auf weniger Staus, weniger Unfälle und eine geringere Umweltbelastung befürwortet aber auch Günzburg Tempo 120 auf der A8.
Denkbar knapp fiel das Ergebnis in Jettingen-Scheppach aus:Mit acht Jastimmen und sieben Neinstimmen und mit einer Begrenzung auf maximal 130 Stundenkilometer schloss sich die Gemeinde der Resolution an. Bürgermeister Christoph Böhm erklärte, dass das Verkehrsaufkommen zwischen Adelsried und Günzburg geringer sei, als das zwischen Edenbergen und Friedberg.
Nachdem das Interesse an der gemeinsamen Resolution für ein Tempolimit insgesamt groß ist, wollen die Kommunen sich in Kürze deswegen zusammensetzen. Auch wenn klar ist, dass die Verkehrsbehörde keine rechtliche Begründung für ein Tempolimit sieht.
Ob es am Ende um 120 oder doch um 130 Kilometer pro Stunde gehen soll, ist momentan noch offen. Die Resolution soll jedenfalls an mehrere Landtagsabgeordnete und auch an den bayerischen Innenminister gehen. »Kommentar