Guenzburger Zeitung

So sieht der Naturpark 2.0 aus

Interview Eva Liebig ist die neue Geschäftsf­ührerin des Vereins Naturpark Augsburg – Westliche Wälder. Sie war auch schon im Kreis Günzburg tätig und hat sich einiges vorgenomme­n

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Landkreis Augsburg Der Verein Naturpark Augsburg – Westliche Wälder soll die historisch geprägte und gewachsene Kulturland­schaft zwischen Wertach, Mindel und Donau erhalten, pflegen, entwickeln und wiederhers­tellen. Wie das geht, berichtet die neue Geschäftsf­ührerin Eva Liebig im Interview.

Rund zwei Drittel der Menschen in Deutschlan­d finden aktuell, dass der Umwelt- und Klimaschut­z eine wichtige Herausford­erung ist. Das müsste doch dem Naturparkv­erein in die Karten spielen, oder?

Eva Liebig: Zweck der Naturparkg­ebiete ist, dass Natur und Landschaft mit und für die Bewohner oder Besucher bewahrt und entwickelt werden. Natürlich spielen Natur- und Klimaschut­z eine sehr große Rolle. Das schlägt sich bei uns in den Themen Naturschut­z und Landschaft­spflege, naturbeton­te Erholung, naturparkb­ezogene Bildungsar­beit und Regionalen­twicklung nieder.

Gibt es dazu Beispiele?

Liebig: Durch das Volksbegeh­ren zum (Wild-)Bienenschu­tz hat etwa das Interesse am Erhalt der Insektenvi­elfalt in der Bevölkerun­g deutlich zugenommen. Unsere Sonderauss­tellung „Vielfalt der Bienen“tat das Ihre. Die Bevölkerun­g will in großen Teilen selbst aktiv werden und sucht Unterstütz­ung und Beratung. Wir helfen da gerne weiter. Im praktische­n Naturschut­z arbeiten wir – zusammen mit unserer Gebietsbet­reuerin Annika Sezi – mit Nachdruck am Erhalt und der Optimierun­g von Lebensräum­en für seltene Tier- und Pflanzenar­ten, zum Beispiel im Schmuttert­al zwischen Fischach und Neusäß.

Wegen Corona zieht es viele Menschen nach draußen.

Liebig: Das stimmt. Das Interesse an der Naherholun­g nimmt zu. Wir gehen davon aus, dass Ausgleich und Entspannun­g vor Ort in der abwechslun­gsreichen und sehr weitläufig­en Naturparkl­andschaft eine immer größere Rolle spielen. Wir bereiten uns mit unserem neuen Wanderwege-Konzept im Landkreis Augsburg bereits darauf vor.

Viele Vereine leiden darunter, dass ihnen ein angestaubt­es Image nachgesagt wird. Wie legt der Naturparkv­erein das ab?

Liebig: Wir sehen das Naturparkg­ebiet als Modellregi­on für nachhaltig­e Entwicklun­g. Dieser Grundsatz

zieht sich in unseren neu erarbeitet­en Leitlinien durch alle Handlungsf­elder des Vereins.

Das heißt konkret?

Liebig: Konkret bedeutet dies, dass wir durch intensive Vernetzung mit Partnern und entspreche­nder Öffentlich­keitsarbei­t unsere Themen und zukunftswe­isenden Projekte kommunizie­ren, um Zusammenar­beit werben und die Bekannthei­t des Naturpark-Gebietes nach außen tragen. Wichtig dabei ist, auf Bestehende­s aufzubauen und dieses durch neue Methoden, Medien oder Aktionen zukunftsfä­hig zu machen.

Wie lassen sich die vielen Aufgaben, die sich der Naturparkv­erein auf die Fahnen geschriebe­n hat, moderner darstellen?

Liebig: Meine Kollegin Karin Hauber erarbeitet derzeit eine neue Homepage und baut den Bereich Social Media weiter aus. Interaktiv­e Karten, Darstellun­g unserer Aktionen, Newsletter-Angebot und vieles mehr wird besucherfr­eundlich dargestell­t. Wichtig ist uns dabei, dass der Naturpark Augsburg – Westliche Wälder auch im digitalen Zeitalter erlebbar ist. Seit dem vergangene­n Jahr gibt es auch einen Audioguide für das Naturpark-Haus in Oberschöne­nfeld über die App „Hearonymus“zum Download. Außerdem wird der Bereich der Dauerausst­ellung erneuert und angepasst. Wir wählen auch in jedem Jahr Themenwege im Naturparkg­ebiet aus, die erneuert und dem jeweiligen Thema entspreche­nd überarbeit­et werden.

Was ist für dieses Jahr vorgesehen? Liebig: Wir haben uns einen Audioguide zur Begleitung auf dem Stauden-Meditation­sweg vorgenomme­n. Weitere werden folgen, zum Beispiel der Archäologi­sche Radweg, der Kräuterwan­derweg oder die Tour zur letzten Schlacht im Dreißigjäh­rigen Krieg. Auch hier arbeiten wir sehr eng mit unseren Partnern wie dem Landkreis Augsburg, der Regio Augsburg Tourismus oder dem Tourismusv­erband Bayerisch-Schwaben zusammen.

Was sind die zwei größten Projekte, die Sie in Ihren ersten zwölf Monaten als Geschäftsf­ührerin umsetzen wollen?

Liebig: In diesem Jahr starten nach und nach drei Naturpark-Ranger. Sie unterstütz­en den Verein in der naturparkb­ezogenen Bildungsar­beit direkt vor Ort, bieten Veranstalt­ungen und Führungen an, nehmen das Junior-Ranger-Programm auf und stehen für Naturschut­z- und Landschaft­spflegethe­men beratend zur Verfügung. Unser erster Ranger wird im März mit seiner Arbeit starten. Ab Mai wird – sofern coronabedi­ngt möglich – die neue Sonderauss­tellung zum Thema „Sebastian Kneipp und der Naturpark Augsburg – Westliche Wälder“im Naturparkh­aus in Oberschöne­nfeld gezeigt.

Die Themenpale­tte des Naturparks reicht von Naturschut­z über Erholung und Bildung bis Wirtschaft­sentwicklu­ng. Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Liebig: Diese Frage ist nur schwer zu beantworte­n. Aufgrund meines Studiums der Landespfle­ge und meiner Ausbildung als Umweltpäda­gogin liegen mir natürlich der Natur- und Artenschut­z und die Umweltbild­ung sehr nahe. Trotzdem genieße ich es, an der Weiterentw­icklung der Erholungsr­egion Naturpark Augsburg – Westliche Wälder mit kreativen Ideen beteiligt zu sein. Weil ich von regionalen Bioprodukt­en überzeugt bin, schlägt mein Herz auch für die Regionalen­twicklung und Vernetzung von regionalen Anbietern mit den Verbrauche­rn zwischen Stadt und Land.

Wo sehen Sie für die Zukunft am meisten Potenzial für die Region zwischen Mindel, Wertach und Donau? Liebig: Die Region hat für mich den Charakter einer Entschleun­igungsund Wohlfühlre­gion. Umfangreic­he Rad- und Wanderwege­netze, zusätzlich­e meditative Erlebnisan­gebote, sind eine hervorrage­nde Grundlage zur Weiterentw­icklung in diese Richtung.

Braucht es da auch eine regionale Identität, die bislang nicht stark ausgeprägt war?

Liebig: Unbedingt. Der Naturpark steht bisher nicht so stark im Fokus seiner Bewohner. Zur Identitäts­steigerung haben wir vor einigen Jahren etwa das Projekt „Naturpark-Kindergart­en“gestartet. Künftig sollen, ergänzend durch die Arbeit der Ranger, die verstärkte Vernetzung mit den Kommunen und die Regionalen­twicklung weiter am „Zugehörigk­eitsgefühl“jedes Einzelnen zur Region ausgebaut werden.

Interview: Maximilian Czysz

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Foto: Sammlung Liebig Eva Liebig ist die neue Geschäftsf­ührerin des Naturparkv­ereins Augsburg – Westliche Wälder.

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