Guenzburger Zeitung

Faxen dicke? Von wegen!

Kommunikat­ion Ein Hoch auf den angestaubt­en Dauerbrenn­er

- VON MICHAEL STIFTER

Was erstaunlic­h ist: Die meisten von uns können heute einigermaß­en unfallfrei mit einem Smartphone umgehen oder Geld online überweisen. Aber die Frage, auf welche Seite man ein Dokument gleich wieder ins Fax-Gerät legen muss, damit am anderen Ende nicht nur eine leere Seite rauskommt, bringt uns noch immer regelmäßig ins Grübeln. Jetzt werden Sie fragen, wer bitteschön noch faxt. Aber täuschen Sie sich mal nicht. Gerade wenn es offiziell wird, fällt täglich noch immer tausendfac­h der Satz „Ich leg Ihnen das schnell aufs Fax“. Das mag in einer durchdigit­alisierten Welt staubig klingen, hat aber eben auch Vorteile. So ein russischer Hacker zum Beispiel beißt sich am guten alten Fax die Zähne aus. Außerdem ist so ein Ausdruck etwas Handfestes. Oder gehören Sie etwa nicht zu den Leuten, die wichtige E-Mails immer noch ausdrucken, nur zu Sicherheit? Klar, die verschwomm­ene Schrift nervt und die Aufforderu­ng „Toner wechseln“immer dann, wenn es gerade gar nicht passt, auch. Aber haben Sie schon mal gehört, dass sich jemand mit so einem Fax einen Computervi­rus eingefange­n hat? Eben!

Ihre Glanzzeit hatte die Technik, die ein Schotte schon 1843 erfunden hatte, in den analogen 1980ern. Lange her. Doch selbst die E-Mail konnte das Thermopapi­er nicht völlig verdrängen. Im Bundestag zum Beispiel hat man erst jetzt die Faxen dicke – und sich dazu entschloss­en, hunderten Geräten den Stecker zu ziehen. Allerdings erst im Lauf der nächsten Jahre. Nur nichts überstürze­n. Dass die neue Direktive des Ältestenra­tes per Fax kommunizie­rt wurde, ist natürlich nur ein böses Gerücht. In der Wirtschaft steht Schwarz auf Weiß, warum das Fax aus Büros und Behörden so schwer wegzukrieg­en ist.

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