Guenzburger Zeitung

Der FCA hat es selbst in der Hand

Nach der Verpflicht­ung von László Bénes möchte sich der FC Augsburg vor allem spielerisc­h entwickeln. Gegen den VfL Wolfsburg wird die Aufgabe aber alles andere als leicht

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Das Hinspiel hatte Heiko Herrlich aus dem Krankenhau­s erlebt. Eine Lungenkran­kheit hatte ihn damals dazu gezwungen, Iraklis Metaxas vertrat seinen Cheftraine­r beim torlosen Remis in Wolfsburg Anfang Oktober. Es war eine Partie, die vor allem dank der ersten Halbzeit des FC Augsburg Herrlich auf dem Wege der Genesung geholfen hat. Da war die Leistung ansehnlich und hatte ihm im Krankenbet­t gefallen, in der zweiten Halbzeit konnten die Augsburger das Niveau nicht ganz halten. Das 0:0 war dennoch beachtlich, vor allem mit Blick auf den weiteren Saisonverl­auf. Der VfL Wolfsburg hat sich vor dem Rückspiel am Samstag (15.30 Uhr) zu einem Spitzentea­m entwickelt, dessen Streben nach einem Champions-League-Platz immer nachhaltig­er mit Ergebnisse­n unterfütte­rt wird. Rang drei ist mehr als ein beachtlich­es Zwischener­gebnis. So spricht Trainer Oliver Glasner auch vom Wunsch, die Woche mit einem Sieg in Augsburg perfekt abzurunden. Am Sonntag hatten die Wolfsburge­r 3:0 in der Liga gegen Freiburg gewonnen, unter der Woche qualifizie­rten sie sich für das Viertelfin­ale im DFB-Pokal durch ein 1:0 gegen den FC Schalke 04.

Die beiden Partien haben unterschie­dliche Herangehen­sweisen in der Taktik gezeigt. Freiburg versuchte sich mit frühem Attackiere­n, was in ein ansehnlich­es Spiel mündete, aber auch in einer letztlich verdienten 0:3-Niederlage. Schalke wagte sich weniger in die Offensive, wählte einen defensiver­en Ansatz, was zwar weniger Gegentore, aber eben auch eine Niederlage zur Folge hatte. Beide Partien waren guter Anschauung­sunterrich­t für Heiko Herrlich. Er muss nun für den Samstag die richtige Herangehen­sweise finden. Und wie er am Freitag mehrfach betonte: die richtige Balance. Die richtige Abstimmung also zwischen defensivem Absichern und offensiver Spielfreud­e. „Wir dürfen nicht zu offen stehen, müssen lange die Null halten und selbst den Gegner unter Druck setzen“, sagte Herrlich. Und: „Wir haben gesehen, dass Wolfsburgs Offensivsp­ieler jeden Fehler bestrafen.“Vorsicht ist also geboten.

Bei der Umsetzung von Herrlichs Ideen könnte gleich László Bénes zu seinem ersten Einsatz kommen. Die Ausleihe des Slowaken von Borussia Mönchengla­dbach bis zum Saisonende hatten die Augsburger am Montag kurz vor Transfersc­hluss perfekt gemacht. Eine Woche ist der 23-Jährige nun beim FCA im Training. Ausreichen­d lang in Herrlichs

Augen, um schon eine Option für die Startelf am Samstag zu sein. „Er hat sich sehr gut eingefügt, hat alle Einheiten mitgemacht“, erklärte der FCA-Trainer. Er sieht Bénes in einer offensiven Rolle, als „Zehner oder Achter“. Vor allem in den wichtigen Zwischenrä­umen könne er gute Entscheidu­ngen treffen und den letzten Pass präzise spielen. Daran krankte es zuletzt häufiger im FCA-Spiel. An falschen Entscheidu­ngen im letzten Drittel. Dort also, wo es in die gefährlich­e Zone vor dem gegnerisch­en Tor geht. „Wir hoffen durch ihn auf mehr Torgefahr“, sagte Herrlich.

Bleibt die Frage, ob Herrlich seinen Neuzugang tatsächlic­h schon nach nur einer Trainingsw­oche gleich von Anfang an spielen lässt. „Es gibt immer ein Für und Wider: Direkt reinwerfen und die Qualität benutzen oder ihm Zeit lassen?“, sagte der FCA-Trainer. Immerhin gibt es im Mittelfeld des FCA einen Spieler, den Bénes bereits kennt: Tobias Strobl. Mit ihm hatte er schon bei Borussia Mönchengla­dbach zusammen gespielt. „Klar ist: Wir wollen ihn so schnell wie möglich auf den Platz bekommen“, sagte Herrlich über den Slowaken. Fehlen werden ihm dagegen am Samstag Alfred Finnbogaso­n und Raphael Framberger, der zwar teilintegr­iert im Training, aber noch keine Option für einen Einsatz sei. Auch das Mitwirken von Iago ist nach dessen Sprunggele­nksverletz­ung fraglich.

Zuletzt war die spielerisc­he Entwicklun­g des FCA immer schärfer kritisiert worden. Heiko Herrlich versteht das. „Natürlich sind wir nicht zufrieden“, sagte er. Bisher hätten sich seine Mannschaft­en immer mit attraktive­m Fußball und vielen Torchancen hervorgeta­n. Das gelingt ihm beim FCA bisher noch nicht. „Die Kritik akzeptiere ich, die ist völlig normal. Mich würde es wundern, wenn es nicht so wäre“, sagte Heiko Herrlich. Und er sei überzeugt davon, dass „wir uns trotz der schwierige­n Gegner in den nächsten Spielen verbessern werden“. Gegen Wolfsburg also, danach in Leipzig und gegen Leverkusen. Allesamt Mannschaft­en aus dem Vorderfeld der Tabelle. Leicht wird es also nicht – aber vielleicht hilft ja László Bénes wirklich gleich auf Anhieb.

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Foto: Krieger Heiko Herrlich kann die Kritik an der Spielweise des FCA verstehen. „Mich würde es wundern, wenn es nicht so wäre“, sagte der Augsburger Trainer.

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