Eine Putzkraft, die alle Blicke auf sich zieht
Technik In der Günzburger Kreisklinik ist ein sprechender Reinigungsroboter getestet worden. Was für eine Schau
Günzburg Er war in dieser Woche der uneingeschränkte Star in der Kreisklinik Günzburg: der Reinigungsroboter „Leomop“, den die Günzburger „Franzi“genannt haben. Vier Arbeitstage lang ist getestet worden, ob sich der hüfthohe Saubermann in den Klinikalltag integrieren lässt. Eine Entscheidung darüber steht noch aus. Je nach Ausstattung muss zwischen 30 .000 und 60.000 Euro für dieses HightechProdukt bezahlt werden. Geld, das sich rechnen könnte, wenn der Roboter anstelle einer menschlichen Arbeitskraft eingesetzt wird. „Uns geht es nicht darum, Personal einzusparen“, sagt Klinikvorstand Dr. Volker Rehbein. „Aber es ist grundsätzlich schwierig, Reinigungskräfte zu finden. Das wird nach Corona nicht einfacher werden.“
Franzi kann nicht nur Flure wischen und trocknen. Der putzmuntere Roboter erkennt auch, wenn ihm jemand im Weg steht. Dann bittet er höflich, man möge doch auf die Seite treten und bedankt sich vielmals. Im interaktiven Parkmodus erhebt der Reinigungsroboter, der von dem in Singapur ansässigen Robotikunternehmen Lionsbot International als Service für gewerbliche, industrielle und öffentliche Räume entwickelt worden ist, ab und zu seine Stimme – und wenn es nur ein freundliches „Hallo“oder auch ein bairisches „Servus“ist. Es kommt darauf an, wie Franzi beziehungsweise Leobot programmiert worden ist.
Im Moment antwortet der Roboter beispielsweise auf Fragen, wo und wann er geboren ist. Und es kommt auch vor, dass er – wenn gewünscht – ein Lied singt.
Freilich: Wer sich ständig in der Nähe des immerfröhlichen Roboters aufhält, hat irgendwann genug von seinen sich wiederholenden Worten und Bemerkungen. Der Mitarbeiterin, die im Eingangsbereich der Kreisklinik am Freitagvormittag Besucher empfangen hat, ging es so mit ihrem nach der Testphase in diesem Bereich abgestellten Nachbarn, der einem Sciene-FictionFilm zu entspringen scheint.
Normalerweise ist der künstliche Bodenputzer ja unterwegs. Bis zu 20 Stunden könnte er im Einsatz sein, bevor er aufgeladen werden muss.
„Überall wo sich in dieser Woche mehr Menschen als üblich aufhielten, wussten wir: da ist der Roboter“, sagt Andreas Mugler, der Klinikmangement-Direktor am Günzburger Kreiskrankenhaus. Er hat Leomops Testlauf arrangiert, was einem Zufall zu verdanken ist. Denn Muglers Nachbar ist Rainer Kenter, Chef der Leipheimer Kenter GmbH. Die Firma ist nach eigenen Angaben das größte deutsche Handelshaus für Reinigungstechnik – und der exklusive Vertriebspartner im deutschsprachigen Raum für die asiatischen Putzroboter. Im übervollen Terminkalender des Roboters schaufelte Kenter deshalb für die Klinik vor seiner Haustür einen Termin frei. Und so kommt es, dass Franzi nach der München Klinik Neuperlach mit Günzburg die zweite Station einer Test-Tournee gefunden hat. Der nächste Stopp ist in Berlin – zunächst im Kulturkaufhaus Dussmann und dann im wohl bekanntesten Krankenhaus Deutschlands, der Charité.
Die Vision der Firma aus Singapur ist es, den Alltag von mehr als 50 Millionen Menschen mit dem Reinigungsroboter zu verändern. Vielleicht gehören ja bald auch Mitarbeiter, Patienten und Besucher des Günzburger Krankenhauses dazu. In der Nähe von Franzi sei jedenfalls oft gelacht worden, stellt Klinikmanagement-Direktor Mugler fest, „und man musste mal nicht an den Corona-Mist denken“.