Guenzburger Zeitung

So leben die Flüchtling­e im Ankerzentr­um

Im Starkfeld in Neu-Ulm ziehen am Mittwoch die ersten Bewohner ein. Wie sieht es dort aus, was erwartet sie? Ein Rundgang durch die Unterkunft

- VON MICHAEL KROHA

Neu‰Ulm Nach Jahren des Leerstande­s sollen nun die ersten Flüchtling­e in das Ankerzentr­um in Neu-Ulm einziehen. Mit einem Bus treffen die Asylbewerb­er am Speicherba­u im Starkfeld ein. Dort liefen zu Beginn der Woche noch letzte Vorbereitu­ngen. Wie die Menschen dort künftig leben werden, zeigte die Regierung von Schwaben unserer Redaktion in einem Rundgang.

Im Keller findet sich neben einer geräumigen Waschküche mit Waschmasch­inen und Trocknern vor allem die Kantine. Frühstück, Mittag- und Abendessen bekommen die Asylbewerb­er dort von einem externen Caterer, dem Konradhof aus München, serviert. Wie fast alles sei auch der Dienstleis­ter für die Essensausg­abe extern ausgeschri­eben und ausgewählt worden, erklärt Frank Kurtenbach, Leiter der Ankerzentr­en in Schwaben.

Biertische stehen schon bereit.

Der Speiseplan für diese Woche hängt auch. Mittags gibt es immer warm – mit oder ohne Fleisch. Abends neben Vesper noch eine warme Suppe. Geschnetze­ltes von Rind und Pute mit Harissa-Soße, Rosmarinka­rtoffeln und Karottenge­müse wird die erste Mahlzeit sein, die die 50 Flüchtling­e zu sich nehmen.

Bei den Asylbewerb­ern wird es sich ausschließ­lich um junge Männer im berufsschu­lfähigen Alter handeln. Sie stammen vorrangig aus dem Irak, Gambia und der Türkei. Einige wenige kommen auch aus Ghana und der Elfenbeink­üste. An der Berufsschu­le soll es für die Menschen aus dem Ankerzentr­um eine Extraklass­e geben, sagt Kurtenbach.

Zwar sei angedacht, dass in Zukunft vor allem Familien ohne schulpflic­htige Kinder in Neu-Ulm untergebra­cht werden. Doch das sei auch abhängig von der Zugangssit­uation der Flüchtling­e. Aktuell seien auch coronabedi­ngt die anderen Unterkünft­e in Schwaben, zum Beispiel in Mering und Augsburg, weitestgeh­end ausgelaste­t, erklärt der Leiter der sogenannte­n Ankerzentr­en in Schwaben. „Anker“steht für „Ankunft, Entscheidu­ng, Rückführun­g“.

Die umstritten­en Aufnahmest­ellen sollen für schnellere Entscheidu­ngen in Asylverfah­ren sorgen. 3,4 Monate verbringt laut Kurtenbach ein Asylbewerb­er in einer solchen Unterkunft in Schwaben, bevor es in seinem Verfahren weitergeht. Das kann eine andere Unterkunft in Deutschlan­d, aber auch eine Rückführun­g in ein anderes Land sein. Das Speicherge­bäude im Starkfeld bietet – wenn man jedes zur Verfügung stehende Bett nutzen würde – Platz für zwischen 350 und 400 Personen. Ausgelegt ist es aber auf eine Kapazität von 250 Plätzen und könnte so zur größten Flüchtling­sunterkunf­t im Landkreis Neu-Ulm werden.

Damit sich die Abläufe vor Ort einspielen können, werden vom achtstöcki­gen markanten Bau zunächst nur die ersten beiden Geschosse bezogen. Die Zimmer sind ausgelegt für im Schnitt vier Personen.

Das Zimmer 127, das beim Rundgang exemplaris­ch gezeigt wurde, ist 20,5 Quadratmet­er groß. Drei junge Männer kommen dort unter, samt ihrem gesamten Hab und Gut. „Das können bei Familien auch mal ganze Koffer sein“, sagt Kurtenbach.

Ausgestatt­et sind die Appartemen­ts meist mit zwei Stockbette­n, einem Spind für Klamotten, einem kleinen Kühlschran­k sowie einem Tisch samt Stühle.

Bereitgest­ellt wird die Bettwäsche. Hygieneart­ikel wie Zahnbürste­n aber müssen, wie auch der Zugang zum im gesamten Haus vorhandene­n WLAN, vom monatliche­n Taschengel­d bezahlt werden. Das beläuft sich auf knapp 140 Euro im Monat. Auch eine Monatskart­e für den Nahverkehr müsste davon finanziert werden.

Im Erdgeschos­s zieht die Verwaltung ein. Hier haben unter anderem die Regierung von Schwaben ihre Räumlichke­iten. Die Diakonie bietet für die Flüchtling­e eine Anlaufstel­le zu Asylfragen an. Vorgesehen ist neben einer Kinderbetr­euung und einem Abstellrau­m für Kinderwage­n auch ein Büro für einen sogenannte­n hauptamtli­chen Ehrenamtsk­oordinator, der die Angebote von freiwillig­en Helfern aus der Region bündeln soll.

Doch auch die Polizei hat einen eigenen Raum im Speicherge­bäude. Zusammen mit einem Sicherheit­sdienst, der tagsüber mit 17 Kräften und nachts mit 14 Kräften vor Ort ist, sollen sie für die Sicherheit sorgen.

» Internet Unter www. augsburger‰allge‰ meine.de/neu‰ulm finden Sie eine Multi‰ media‰Reportage aus dem Ankerzentr­um.

 ?? Fotos: Michael Kroha ?? Ins Ankerzentr­um in Neu‰Ulm ziehen erste Flüchtling­e ein. In der Einrichtun­g erwarten sie helle Zimmer mit je zwei Stockbette­n, einem Spind, einem Kühlschran­k und einem Tisch samt Stühlen. Es kommen ausschlie߉ lich junge Männer – vorrangig aus dem Irak, Gambia und der Türkei.
Fotos: Michael Kroha Ins Ankerzentr­um in Neu‰Ulm ziehen erste Flüchtling­e ein. In der Einrichtun­g erwarten sie helle Zimmer mit je zwei Stockbette­n, einem Spind, einem Kühlschran­k und einem Tisch samt Stühlen. Es kommen ausschlie߉ lich junge Männer – vorrangig aus dem Irak, Gambia und der Türkei.
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