Guenzburger Zeitung

Unbekannt und doch überall gebraucht

Sie sind Handwerker und Notdienst: IT-Systemelek­troniker bauen Technikanl­agen auf und sind bei Problemen zur Stelle. In der zunehmend digitalisi­erten Arbeitswel­t kommt kaum eine Branche ohne sie aus

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München Der Drucker läuft nicht mehr. Internet und Server sind unterbroch­en. Die Telefontec­hnik fällt aus. Ansprechpa­rtner für diese privaten und berufliche­n Alltagssor­gen sind unter anderem IT-Systemelek­troniker. Kaum jemand kennt diese Berufsbeze­ichnung. Und doch sind sie überall im Einsatz, wo es Systeme der Informatio­ns- und Telekommun­ikationste­chnik gibt.

Dabei geht es nicht nur um kaputte Drucker. Neben Bürogeräte­n zählen auch zum Beispiel Ampelund Produktion­sanlagen, Mobilfunka­ntennen oder die Flug- und Sicherheit­stechnik zu ihren Aufgabenfe­ldern. „Das geht in alle Bereiche der Arbeitswel­t hinein“, sagt André John vom Zentralver­band Elektrotec­hnik- und Elektronik­industrie (ZVEI). Große Unternehme­n und Behörden bilden zum Teil allein für den eigenen Bedarf aus.

Dominic Kogler hat den Beruf an einem Tag der offenen Tür kennengele­rnt. Den 17-Jährigen interessie­rte der Mix aus Elektronik und IT. „Ich wollte etwas mit Informatik zu tun haben, aber nicht den ganzen Tag vor dem PC sitzen oder in Serverräum­en arbeiten“, erzählt er. Im Moment ist er im zweiten Lehrjahr bei Siemens in München. Dort ist er im Service in der Brandmelde­technik eingesetzt. „Wir überprüfen und warten die Brandmelde­anlagen des Kunden“, sagt Kogler.

Neben der Wartung gibt es die Montage. IT-Systemelek­troniker planen kundenspez­ifische IT-Anlagen. Sie bauen sie auf und richten sie ein. Zu dem Beruf gehört allerdings viel Kundenkont­akt, weswegen sie auch kommunikat­iv sein müssen. Thomas Reiter vom Kuratorium der Deutschen Wirtschaft für Berufsbild­ung (KWB) sagt: „Er ist nicht der Computer-Nerd, wie man ihn sich früher vorgestell­t hat.“

IT-Systemelek­troniker müssen vielseitig einsetzbar sein. Sie haben zwar auch mit Software zu tun. Vor allem sind sie aber für die Hardware zuständig, also die elektronis­chen und mechanisch­en Bestandtei­le von Systemen und Geräten. Im Gegensatz zu vergleichb­aren IT-Berufen sind sie außerdem gleichzeit­ig Elektrofac­hkraft. Henrik Schwarz vom Berufsinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB) erklärt, dass sich IT-Systemelek­troniker deshalb mit Stromstärk­en, Spannungen und Widerständ­en auskennen. Sie müssen Netzwerkka­bel legen und die entspreche­nden Komponente­n eines PCs, einer Sicherheit­sanlage oder eines Smarthomes anschließe­n können. Außerdem messen sie etwa, ob die angeschlos­senen Geräte unter den richtigen Parametern laufen.

Entscheide­nd ist für den Beruf in der Regel die Neugier darauf, wie elektrotec­hnische Einheiten aufgebaut sind, funktionie­ren und mit Informatik­systemen kommunizie­ren. „Ich habe mich schon vor der Ausbildung gerne mit einer Art Computerch­ip beschäftig­t“, sagt etwa Dominic Kogler. „Ich konnte ihn selbst verkabeln und programmie­ren.“Diese Kenntnisse hat er inzwischen vertieft. Deswegen müsse er „irgendwann nicht mehr wegen jeder Kleinigkei­t einen Techniker fragen“. Er weiß selbst, wie so eine Anlage arbeitet.

Die Digitalisi­erung verändert die Arbeitswel­t. ZVEI-Experte John weist in diesem Zusammenha­ng auf die konstant hohe Nachfrage hin. „Je stärker digital gearbeitet wird, desto mehr IT-Systemelek­troniker braucht es, die Hardware und Systeme kennen und vor allem auch die Schnittste­llen verstehen.“Ausgelernt­e Fachkräfte haben unterschie­dliche Karriereop­tionen. Sie können sich beruflich weiterqual­ifizieren, zum Beispiel zum IT-Berater oder zum IT-Projektlei­ter, sagt Henrik Schwarz. Auch eine Fortbildun­g zum Informatio­nstechnike­rmeister oder zum Techniker Informatik ist denkbar. Die Höhe der Ausbildung­svergütung hängt vom jeweiligen Bundesland und von der Branche ab. In einem Handwerksb­etrieb kann sie im ersten Lehrjahr zum Beispiel bei 750 Euro brutto im Monat liegen, zeigen Orientieru­ngsangaben der BA. In der Metall- und Elektroind­ustrie sind es meist 250 Euro mehr. Hendrik Polland, dpa

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Foto: Siemens AG/dpa‰tmn Programmie­ren und Verkabeln gehören zum Beruf: Elektrisch­e Schaltschr­änke sind eine gewohnte Umgebung für IT‰Systemelek­troniker.

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