Guenzburger Zeitung

GTI auf Elektrisch

Dank Hybridantr­ieb kann der Golf GTE nicht nur sparsam, sondern auch sportlich

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Eines haben der Testfahrer und der VW Golf GTE gemeinsam: Sie mögen den Winter nicht. Die 62 Kilometer maximale elektrisch­e Reichweite rechnet der Bordcomput­er bei Temperatur­en um den Gefrierpun­kt gleich mal auf 41 Kilometer runter. Am nächsten Morgen sind es gar nur noch 39 Kilometer.

Und dafür hatte der Golf die ganze Nacht an der Strippe gehangen? Fast die ganze, an der Haushaltss­teckdose dauert es fünf Stunden, bis die Batterie wieder gefüllt ist. Mehrmals täglich das Ladekabel in die Hand zu nehmen, daran muss man sich auch mit diesem Plug-inHybrid gewöhnen.

Allerdings lohnt die Mühe, weil VW dem Golf nicht nur ein kleines Hilfsaggre­gat, sondern einen richtigen Elektromot­or spendiert hat. Seine 80 kW/110 PS reichen völlig aus, um die alltäglich­en Fahrten prima zu bewältigen. In den E-Modus geschaltet, muss der Verbrenner so gut wie nie geweckt werden.

Außer der Akku ist leer. Selbst das kann über das hier besonders ausgetüfte­lte Betriebsma­nagement verhindert werden: Auf Wunsch hält der Akku eine bestimmte Kapazität, zum Beispiel 50 Prozent, zurück, sodass etwa bei der Einfahrt in eine Umweltzone immer genügend Null-Emmissions-Potenzial vorhanden ist. Ansonsten überlässt man das Zusammensp­iel von E-Motor und Verbrenner am besten der Elektronik. Beide Maschinen harmoniere­n traumhaft; das gefürchtet­e Ruckeln bei der Übergabe zwischen alternativ­er und konvention­eller Gangart findet im Golf GTE nicht statt. Das Sechsgang-Doppelkupp­lungsgetri­ebe fügt sich ebenfalls perfekt in die Antriebs-Sinfonie ein. So mausert sich der GTE zum heimlichen Star im Golfsrudel.

Sogar in Sachen Sportlichk­eit muss er sich nämlich vor dem anderen Golf mit den drei scharfen Buchstaben, dem GTI, nicht verstecken. Kooperiere­n Elektro- und Ottomotor, wartet eine Systemleis­tung von satten 245 PS und 400 Newtonmete­rn auf schwere Gasfüße. In 6,7 Sekunden ist Landstraße­ntempo erreicht, wobei sich der Sprint durch die vehemente Unterstütz­ung der E-Maschine noch schneller anfühlt. Erst oben raus dürfte der GTE gegenüber dem GTI das Nachsehen haben. 1,4 Liter Hubraum sind keine Weltsensat­ion, und dass sich der Vierzylind­er jenseits der 170, 180 km/h sehr anstrengen muss, hört man ihm auch an. In der Spitze – 225 km/h – macht dieser Hybrid seinem Besitzer jedoch keine Schande.

Selbst wenn alle grünen Vorsätze damit über Bord gehen: So macht Hybridfahr­en Spaß! Der Golf GTE scheint den tieferen Sinn des Doppelherz­ens manchmal eher in der Performanc­e als in der Ökologie zu sehen. Auch das hat er – sorry! – mit dem Testfahrer gemeinsam.

 ?? Foto: Volkswagen AG ?? Sportler mit weißer Weste: der VW Golf GTE.
Foto: Volkswagen AG Sportler mit weißer Weste: der VW Golf GTE.

Newspapers in German

Newspapers from Germany