GTI auf Elektrisch
Dank Hybridantrieb kann der Golf GTE nicht nur sparsam, sondern auch sportlich
Eines haben der Testfahrer und der VW Golf GTE gemeinsam: Sie mögen den Winter nicht. Die 62 Kilometer maximale elektrische Reichweite rechnet der Bordcomputer bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gleich mal auf 41 Kilometer runter. Am nächsten Morgen sind es gar nur noch 39 Kilometer.
Und dafür hatte der Golf die ganze Nacht an der Strippe gehangen? Fast die ganze, an der Haushaltssteckdose dauert es fünf Stunden, bis die Batterie wieder gefüllt ist. Mehrmals täglich das Ladekabel in die Hand zu nehmen, daran muss man sich auch mit diesem Plug-inHybrid gewöhnen.
Allerdings lohnt die Mühe, weil VW dem Golf nicht nur ein kleines Hilfsaggregat, sondern einen richtigen Elektromotor spendiert hat. Seine 80 kW/110 PS reichen völlig aus, um die alltäglichen Fahrten prima zu bewältigen. In den E-Modus geschaltet, muss der Verbrenner so gut wie nie geweckt werden.
Außer der Akku ist leer. Selbst das kann über das hier besonders ausgetüftelte Betriebsmanagement verhindert werden: Auf Wunsch hält der Akku eine bestimmte Kapazität, zum Beispiel 50 Prozent, zurück, sodass etwa bei der Einfahrt in eine Umweltzone immer genügend Null-Emmissions-Potenzial vorhanden ist. Ansonsten überlässt man das Zusammenspiel von E-Motor und Verbrenner am besten der Elektronik. Beide Maschinen harmonieren traumhaft; das gefürchtete Ruckeln bei der Übergabe zwischen alternativer und konventioneller Gangart findet im Golf GTE nicht statt. Das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe fügt sich ebenfalls perfekt in die Antriebs-Sinfonie ein. So mausert sich der GTE zum heimlichen Star im Golfsrudel.
Sogar in Sachen Sportlichkeit muss er sich nämlich vor dem anderen Golf mit den drei scharfen Buchstaben, dem GTI, nicht verstecken. Kooperieren Elektro- und Ottomotor, wartet eine Systemleistung von satten 245 PS und 400 Newtonmetern auf schwere Gasfüße. In 6,7 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht, wobei sich der Sprint durch die vehemente Unterstützung der E-Maschine noch schneller anfühlt. Erst oben raus dürfte der GTE gegenüber dem GTI das Nachsehen haben. 1,4 Liter Hubraum sind keine Weltsensation, und dass sich der Vierzylinder jenseits der 170, 180 km/h sehr anstrengen muss, hört man ihm auch an. In der Spitze – 225 km/h – macht dieser Hybrid seinem Besitzer jedoch keine Schande.
Selbst wenn alle grünen Vorsätze damit über Bord gehen: So macht Hybridfahren Spaß! Der Golf GTE scheint den tieferen Sinn des Doppelherzens manchmal eher in der Performance als in der Ökologie zu sehen. Auch das hat er – sorry! – mit dem Testfahrer gemeinsam.