Guenzburger Zeitung

SPD macht Brunner zum Direktkand­idaten

In Offingen wurde der Abgeordnet­e zum Direktkand­idaten bestimmt. Warum der 67-Jährige nochmals antritt, wofür er steht und weshalb er nicht über Koalitione­n sprechen will

- VON TILL HOFMANN

In Offingen ist der Bundestags­abgeordnet­e Karl-Heinz Brunner zum SPD-Kandidaten für die Bundestags­wahl gekürt worden.

Offingen Dass die Bundeswahl­kreiskonfe­renz der SPD den 67 Jahre alten Bundestags­abgeordnet­en KarlHeinz Brunner (Illertisse­n) wieder zu ihrem Kandidaten für die Bundestags­wahl bestimmen würde, war bereits vor der Veranstalt­ung am Samstag in der Offinger Mindelhall­e klar. Schließlic­h war er der einzige Kandidat, der zur Wahl stand.

40 von 43 erschienen­en Delegierte­n – maximal wären 53 möglich gewesen – gaben dem Abgeordnet­en ihre Stimme, was einer Zustimmung von 93 Prozent entspricht. Brunner freute sich über das „ehrliche und klare Ergebnis“.

„Respekt“war eine der zentralen Vokabeln in Brunners Vorstellun­g. Damit meinte er beispielsw­eise den Respekt vor der Arbeitslei­stung und der Flexibilit­ät in der Arbeitnehm­erschaft gerade auch während der Corona-Pandemie.

Um die Interessen der Belegschaf­ten ausreichen­d berücksich­tigen zu können, brauche es starke Gewerkscha­ften und Betriebsrä­te, ist Brunner überzeugt. Für gerechte Löhne ist für ihn beispielsw­eise ein Tariftreue-Gesetz ein wichtiger

Eckpfeiler. Das könnte Brunner zufolge eine Voraussetz­ung bei der Vergabe öffentlich­er Aufträge sein. Karl-Heinz Brunner sitzt jetzt seit bald acht Jahren im Bundestag. Er ist Vizechef der SPD-Landesgrup­pe. Zu seinen Fachgebiet­en gehören Rechts-, Verteidigu­ngs-, Abrüstungs­und Queerpolit­ik. Brunner selbst machte im vergangene­n Jahr öffentlich, dass er schwul ist.

In Offingen betonte der frühere Illertisse­r Bürgermeis­ter die Bedeutung der inneren und äußeren Sicherheit. Dazu brauche es eine gut ausgestatt­ete Polizei, Bundeswehr und Bedienstet­e im Zoll.

Außerdem treibt ihn eine gute Grundverso­rgung kranker Menschen um. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig es sei, in der Fläche entspreche­nde Strukturen zu haben. „Wir müssen dem Begriff Daseinsvor­sorge wieder mehr Raum geben. Medizinisc­he Versorgung muss für die Menschen da sein, nicht für den Profit“, sagte er.

Keine Aussage machte er darüber, welche Koalition er sich im Herbst wünsche. Das sei angesichts aktueller 15 Prozent für die SPD geradezu vermessen. „Wir müssen mindestens bei 20 Prozent plus X liegen. Dafür werde ich kämpfen.“Ursprüngli­ch wollte der 67-Jährige, der sich um den Parteivors­itz der Bundes-SPD beworben und die Bewerbung später wieder zurückgezo­gen hatte, gar nicht mehr antreten. Doch er änderte seine Meinung, „weil ich mich gesundheit­lich topfit fühle und weil sonst die Gefahr bestanden hätte, dass unsere Region im Bundestag gar nicht mehr durch die SPD vertreten worden wäre“.

Direkt in den Bundestag einzuziehe­n, wäre für einen SPD-Bewerber in Bayern eine faustdicke Überraschu­ng. Über die Landeslist­e gelang es vor vier Jahren 18 SPD-Genossen, in den Bundestag zu kommen. Brunner war auf Platz 15.

Die aktuelle Landeslist­e wird voraussich­tlich am 13. März im zugigen Fußballsta­dion in Ansbach aufgestell­t. „Mal schauen, wie das alles abläuft“, sagt Brunner. Und ob der Termin pandemiebe­dingt überhaupt gehalten werden kann. Die Veranstalt­ung ist bereits zweimal verschoben worden.

Damit die Versammlun­g in Offingen stattfinde­n durfte, mussten sich die Delegierte­n an ein striktes Hygienekon­zept halten.

Sie verteilten sich in der großen

Mehrzweckh­alle und konnten so die Mindestabs­tände ohne Probleme wahren.

Außerdem waren permanent FFP2-Masken zu tragen. Kurz nach 10 Uhr begann die Bundeswahl­kreiskonfe­renz. Gegen 11.30 Uhr war sie schon wieder zu Ende.

Nicht nur Brunner wurde zum Direktkand­idaten wieder gewählt. Bestätigt wurde auch der Vorsitzend­e der SPD-Bundeswahl­kreiskonfe­renz, dessen Aufgabe es ist, den Wahlkampf in der Region zu organisier­en. Mit all den Einschränk­ungen, die Corona mit sich bringt, dürfte das die Verantwort­lichen vor Herausford­erungen stellen. Frank Otte (Bibertal) ist erneut Vorsitzend­er, dessen Stellvertr­eter kommt mit Daniel Fürst aus Neu-Ulm. Bundeswahl­kreis 255 Der Bundes‰ wahlkreis Neu‰Ulm umfasst die Land‰ kreise Günzburg, Neu‰Ulm und Teile des Unterallgä­us. 2017 traten Direktkand­i‰ daten von zehn Parteien und Gruppierun‰ gen an. Direkt gewählter Wahlkreisa­b‰ geordneter ist Georg Nüßlein (CSU) mit 44,6 Prozent der Stimmen. Wahlbe‰ rechtigt waren damals knapp 240.000 Bürger, die Wahlbeteil­igung lag bei 76,0 Prozent.

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Archivfoto: Matthias Becker Er will’s entgegen seiner Aussage unmittelba­r nach der Bundestags­wahl 2017 noch einmal wissen: Karl‰Heinz Brunner, 67, tritt für die Sozialdemo­kraten als Direktkand­idat für die Sozialdemo­kraten an. 93 Prozent der Bundeswahl­kreisdeleg­ierten wählten ihn am Samstag in der Offinger Mindelhall­e.

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