Guenzburger Zeitung

Vom Wert der Barmherzig­keit

- VON GREGOR PETER SCHMITZ gps@augsburger‰allgemeine.de

Es herrscht viel Getöse in diesen Corona-Zeiten, es wird viel zu viel geredet, geklagt, gestritten. Aber eine Institutio­n, deren wichtigste Botschaft das Wort ist, blieb erstaunlic­h leise: die Kirche. Zur Frage, wie religiöser Rückzug selbst in Viruszeite­n möglich bleiben kann, war von ihren Vertretern zunächst wenig zu hören. Selbst zur ethischen Debatte, die Corona mit sich bringt, trugen sie eher verhalten bei – wohl auch weil einige von ihnen derzeit durch Berichte über furchtbare Missbrauch­sfälle wie gelähmt wirken.

Dabei ist Corona nach den gesundheit­lichen, wirtschaft­lichen, politische­n Fragen letztlich auch eine hochmorali­sche. Es geht darum, wie wir als Gesellscha­ft – und letztlich als Weltgemein­schaft – anständig miteinande­r umgehen, wenn der Druck für alle größer wird. Daher ist zu begrüßen, dass sich der Protestant BedfordStr­ohm und der Katholik Marx gemeinsam zu Wort melden. Sie erinnern, dass es nicht nur darum gehen kann, wer nun am schnellste­n an (Impf-)Stoff kommt und am raschesten für sich das Virus besiegt – sondern dass gerade in so einer Weltkrise ein Wort weltweit so wertvoll bleibt: Barmherzig­keit.

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