Ein Start mit vielen Fragezeichen
Trotz Pandemie beginnt das Grand-Slam-Turnier in Australien vor Zuschauern. Entsprechend unter Druck steht Turnierboss Tiley
Melbourne Der Auftakt der Australian Open ist für die Stars der TennisBranche jedes Jahr ein Start ins Ungewisse. Doch so viele Fragezeichen wie vor der Corona-Auflage 2021 gab es vor dem ersten Grand-SlamTurnier der Saison noch nie. Schaffen es die Macher um Turnierdirektor Craig Tiley wirklich, mitten in der Pandemie vor Zuschauern spielen zu lassen? Können alle Profis ihre Matches bestreiten oder werden sie von Quarantäne-Auflagen gestoppt? Und setzen sich am Ende wieder die Favoriten durch oder gibt es in der Rod Laver Arena neue Grand-Slam-Champions?
Die nächsten zwei Wochen werden Antworten auf diese Fragen liefern, Prognosen sind so schwer wie wohl noch nie. „Es ist eine außergewöhnliche Situation in einer außergewöhnlichen Zeit“, sagte Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker. Weil alle Spielerinnen und Spieler nach ihrer Ankunft in Australien für zwei Wochen in Quarantäne
mussten und rund 70 Profis und Betreuer ihre Hotelzimmer wegen positiver Corona-Fälle auf ihren Flügen gar nicht verlassen durften, gleicht der Beginn des Turniers einer Wundertüte. „Das ist das Gegenteil von einer optimalen Vorbereitung, nicht alle hatten die gleichen Bedingungen“, sagte Becker.
Aus deutscher Sicht ruhen die Hoffnungen wieder einmal auf Alexander Zverev und Angelique Kerber, die ihre Erstrundenspiele beide bereits in der deutschen Nacht zum Montag absolvieren sollten. Zverev machte beim ATP Cup, den Russland am Sonntag im Finale gegen Italien gewann, einen guten Eindruck. Zwar gewann er nur gegen den Kanadier Denis Shapovalov, doch auch seine Leistungen bei den Dreisatz-Niederlagen gegen Topfavorit Novak Djokovic und den russischen Titelkandidaten Daniil Medwedew waren vielversprechend. Kerber gehörte zu jenen Profis, die ihr Hotelzimmer zwei Wochen gar nicht verlassen durften.
Nicht nur sportlich bleiben Fragezeichen. Turnierboss Tiley hat viel Kritik für seine Pläne eingesteckt, für das Turnier Tennisprofis aus der ganzen Welt einfliegen zu lassen und damit die Erfolge der Australier im Kampf gegen das Virus nach Meinung vieler Australier zu gefährden. Auch das pro Tag rund 30 000 Zuschauer auf die Anlage dürfen, kann nicht jeder nachvollziehen. Kurz vor Start verteidigte er sein Vorgehen erneut. Eine Absage wäre „katastrophal“gewesen, und der Verlust des Turniers für die Metropole hätte gedroht. „Es wäre nicht im nächsten Jahr gewesen, aber es hätte nicht mehr sehr viel länger gedauert, um es zu verlieren“, sagte Tiley.