Wie es an den Schulen weitergehen soll
Bayern will unabhängig vom Treffen der Ministerpräsidenten entscheiden
Berlin/München Wenige Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben derart weitreichende Folgen wie die Schließung der Schulen. Rund 8,3 Millionen Kinder und Jugendliche sind betroffen. Für viele Familien wird der Unterricht zu Hause zu einer immer größeren Belastung. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hat nun von Wissenschaftlern ein Konzept erarbeiten lassen, wie es an den Schulen weitergehen könnte. Der Haken: Mehr als Empfehlungen kann sie nicht geben, denn zuständig sind die Länder.
Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) und Ministerpräsident
Markus Söder (CSU) trafen sich am Montag zweieinhalb Stunden lang mit Lehrer-, Schülerund Elternvertretern zum Schulgipfel. Piazolo sagte nach dem Treffen im Gespräch mit unserer Redaktion, dass am Donnerstag im Ministerrat entschieden werde, wie es nach dem Stichtag am 14. Februar weitergeht. Bereits tags zuvor beraten die Ministerpräsidenten mit der Kanzlerin über die Corona-Maßnahmen.
„Ich möchte eine möglichst einheitliche Regelung in ganz Bayern – aber mit einer klaren Strategie für die Hotspots“, sagte Piazolo. „Es gibt Regionen, bei denen ich mir sicher bin, dass wir am Montag nicht in den Präsenzunterricht gehen werden.“Hotspots sind laut der Statistik des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die Grenzregionen zu Tschechien mit knapp unter bis weit über 300 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner
binnen einer Woche. Bayernweit lag die durchschnittliche Inzidenz am Montag bei 77. Einen konkreten Wert, ab dem der Unterricht im Klassenzimmer wieder beginnen soll, will Piazolo nicht nennen. Lehrerverbände fordern, Schulen nur dort zu öffnen, wo die Inzidenz unter 50 liegt – selbst wenn das einen Flickenteppich ergäbe.
Piazolo kann sich auch eine bayerische Sonderlösung vorstellen – unabhängig vom Ausgang des Ministerpräsidenten-Treffens mit der Kanzlerin. „Es ist durchaus denkbar, dass Bayern einen eigenen Weg bei den Schulöffnungen geht.“Es wäre nicht das erste Mal. Wenn es an den Schulen im Freistaat wieder losgeht, soll es auch „ein Konzept für Masken und Tests“geben, sagte Piazolo. Wie genau das aussehen soll, werde aktuell mit dem Gesundheitsministerium abgestimmt.
Ministerin Karliczek dämpfte auf Bundesebene Hoffnungen auf schnelle Lockerungen. Man wolle nicht Gefahr laufen, die Erfolge der letzten Wochen wieder zunichte zu machen. Die Leitlinien des Ministeriums enthalten keine bahnbrechenden Neuerungen. Sie empfehlen unter anderem, schon bei einem mäßigen Infektionsgeschehen die Klassen in Gruppen zu teilen, die möglichst keinen Kontakt miteinander haben sollen. Auch zum Tragen von Masken im Schulgebäude wird geraten. Musikunterricht – ohne Blasinstrumente – soll auch unter Pandemiebedingungen stattfinden können, ebenso wie Sport im Freien.
Mehrfach war zuletzt die Forderung laut geworden, Lehrer und Erzieherinnen in Kitas bevorzugt zu impfen, um die Einrichtungen schnell öffnen zu können. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist dagegen. „Ich verstehe die Diskussion total. Die Frage ist am Ende eine der Knappheit und verfügbaren Impfdosen“, sagte der CDU-Politiker. Er hält daran fest, zunächst die Ältesten und besonders Gefährdete zu immunisieren.
„Ich möchte eine möglichst einheitliche Regelung in ganz Bayern – aber mit einer Strategie für die Hotspots.“
Kultusminister Michael Piazolo