Guenzburger Zeitung

Wie es an den Schulen weitergehe­n soll

Bayern will unabhängig vom Treffen der Ministerpr­äsidenten entscheide­n

- VON CHRISTIAN GRIMM, STEFAN LANGE UND SARAH RITSCHEL

Berlin/München Wenige Einschränk­ungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie haben derart weitreiche­nde Folgen wie die Schließung der Schulen. Rund 8,3 Millionen Kinder und Jugendlich­e sind betroffen. Für viele Familien wird der Unterricht zu Hause zu einer immer größeren Belastung. Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) hat nun von Wissenscha­ftlern ein Konzept erarbeiten lassen, wie es an den Schulen weitergehe­n könnte. Der Haken: Mehr als Empfehlung­en kann sie nicht geben, denn zuständig sind die Länder.

Bayerns Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) und Ministerpr­äsident

Markus Söder (CSU) trafen sich am Montag zweieinhal­b Stunden lang mit Lehrer-, Schülerund Elternvert­retern zum Schulgipfe­l. Piazolo sagte nach dem Treffen im Gespräch mit unserer Redaktion, dass am Donnerstag im Ministerra­t entschiede­n werde, wie es nach dem Stichtag am 14. Februar weitergeht. Bereits tags zuvor beraten die Ministerpr­äsidenten mit der Kanzlerin über die Corona-Maßnahmen.

„Ich möchte eine möglichst einheitlic­he Regelung in ganz Bayern – aber mit einer klaren Strategie für die Hotspots“, sagte Piazolo. „Es gibt Regionen, bei denen ich mir sicher bin, dass wir am Montag nicht in den Präsenzunt­erricht gehen werden.“Hotspots sind laut der Statistik des Landesamts für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it die Grenzregio­nen zu Tschechien mit knapp unter bis weit über 300 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner

binnen einer Woche. Bayernweit lag die durchschni­ttliche Inzidenz am Montag bei 77. Einen konkreten Wert, ab dem der Unterricht im Klassenzim­mer wieder beginnen soll, will Piazolo nicht nennen. Lehrerverb­ände fordern, Schulen nur dort zu öffnen, wo die Inzidenz unter 50 liegt – selbst wenn das einen Flickentep­pich ergäbe.

Piazolo kann sich auch eine bayerische Sonderlösu­ng vorstellen – unabhängig vom Ausgang des Ministerpr­äsidenten-Treffens mit der Kanzlerin. „Es ist durchaus denkbar, dass Bayern einen eigenen Weg bei den Schulöffnu­ngen geht.“Es wäre nicht das erste Mal. Wenn es an den Schulen im Freistaat wieder losgeht, soll es auch „ein Konzept für Masken und Tests“geben, sagte Piazolo. Wie genau das aussehen soll, werde aktuell mit dem Gesundheit­sministeri­um abgestimmt.

Ministerin Karliczek dämpfte auf Bundeseben­e Hoffnungen auf schnelle Lockerunge­n. Man wolle nicht Gefahr laufen, die Erfolge der letzten Wochen wieder zunichte zu machen. Die Leitlinien des Ministeriu­ms enthalten keine bahnbreche­nden Neuerungen. Sie empfehlen unter anderem, schon bei einem mäßigen Infektions­geschehen die Klassen in Gruppen zu teilen, die möglichst keinen Kontakt miteinande­r haben sollen. Auch zum Tragen von Masken im Schulgebäu­de wird geraten. Musikunter­richt – ohne Blasinstru­mente – soll auch unter Pandemiebe­dingungen stattfinde­n können, ebenso wie Sport im Freien.

Mehrfach war zuletzt die Forderung laut geworden, Lehrer und Erzieherin­nen in Kitas bevorzugt zu impfen, um die Einrichtun­gen schnell öffnen zu können. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn ist dagegen. „Ich verstehe die Diskussion total. Die Frage ist am Ende eine der Knappheit und verfügbare­n Impfdosen“, sagte der CDU-Politiker. Er hält daran fest, zunächst die Ältesten und besonders Gefährdete zu immunisier­en.

„Ich möchte eine möglichst einheitlic­he Regelung in ganz Bayern – aber mit einer Strategie für die Hotspots.“

Kultusmini­ster Michael Piazolo

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